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wir eine astronomische Zahl. Der Vergleich
ist überzeugend. Vor allem aber ist diese
Energiequelle überall verteilt; es gibt kein
Land ohne Windkraft.
Heron von Alexandrien beschrieb vor 2000
Jahren bereits Windräder verschiedener Art;
sie konnten damals nicht wirtschaftlich ver
wertet werden.
Segelschiff, Windmühle waren weit wert
voller, doch unterlag die Windkraft, obwohl
sie billiger war, der Dampfmaschine. Der
Mensch wollte nicht auf Wind warten: Zeit
ist Geld.
Die Windkraftprojekte sehen Höhenwindräder
an Strömungsschwerpunkten sowie auf hohen
Türmen vor. In 300 m Höhe ist die durch
schnittliche Windgeschwindigkeit 10—12 m/sec.
Große Flügelräder von 100 bis 150 m Durch
messer werden vom Wind in Drehung ver
setzt und treiben direkt den Dynamo an.
Es sind noch einige Probleme zu lösen, doch
bieten sie der heutigen Technik kein Hinder
nis. Der Preis des Wind-KW wird auf den
Bruchteil des heutigen Strompreises sinken.
V/erden die Windkrafträder die äußeren
Zeichen der Zukunftwirtschaft sein? Falls
nicht noch bessere Energieträger gefunden
werden, so ist die Frage zu bejahen.
Fast die gesamte Sonnenenergie wird zu
Licht und Wärme; unter ihrem Einfluß wer
den Jahr für Jahr 50 Billionen Tonnen Koh
lensäure zu organischer Substanz, 60 Trillio
nen KW — so groß ist die Energiemenge,
welche der Erde jährlich von der Sonne zu
strömt.
Warum sollte es nicht möglich sein, diese
Sonnen-KW direkt einzufangen, darüber hat
schon Archimedes nachgedacht. Mit riesigen
Spiegeln hat man in Ägypten und Mexiko
Sonnenwärme gebündelt auf Dampfgenera
toren gelenkt, aber die Ausnutzung in der
«
verlustreichen Dampfmaschine führt nicht
zum Ziel. Die General-Electric-Company hat
riesige Photozellen gebaut, um die Licht
wellen durch das Selenium auf Stromfrequenz
herunter zu spannen; doch blieb die prak
tische Arbeit nur technische Kuriosität.
Die Sonne verliert allein durch Ausstrah
lung 60 000 to je Sekunde an Masse. Energie
aus Masse ist also das große Geheimnis, das
es zu lösen gilt, soll die Energiesorge end
gültig behoben werden.
Wir haben uns bereits einmal über Atom
kräfte unterhalten. Die Freimachung der
Kraft, die die Atomteile zusammenschweißt,
beschäftigt die Forscher der Erde. Bisher ist
es aber nur gelungen, radioaktive Substanzen
in Energie umzuwandeln. Unsere Sonne wan
delt aber Kohlenstoff, Wasserstoff und andere
direkt in Strahlungsenergie, Wie weit sind
wir noch davon entfernt? Und mögen noch
so zahlreiche Meereskraftwerke, Windkraft
räder, Atomkraftwerke entstehen, vielleicht
versucht man auch, der statischen Elektrizität
Herr zu werden. Millionen von Gewittern
durchkreuzen im Jahre die Erdatmosphäre,
noch haben wir keinen Blitzakkumulator ent
wickelt. Die Natur läßt ihre Nerven spielen,
und der Mensch schaut ohnmächtig zu. Es
gibt auch für die Freimachung der ganz
großen Energiemengen Grenzen, genau wie
für unsere Bäume, damit sie nicht in den
Himmel wachsen.
Die nach uns kommende Generation wird
unsichtbare Legionen mobilisieren, die die
Kräfte von heute um ein Vieles übertreffen;
mögen aber diese Kräfte noch so stark sein,
wir selbst bleiben nur ein Stück Natur, eng
verbunden mit der Umwelt, gebunden an die
ewigen Gesetze der Schöpfung. In diesem
Geist wird uns die Energiewirtschaft zum
wirklichen Herrn der Erde machen.
Von den Anfängen der Kohlenverwertung
Von Walter K r e m p, Ottweiler.
Der große Dichter und Denker Wolfgang
von Goethe schildert uns in „Dichtung und
Wahrheit“ II., 10. Buch, die Hilflosigkeit
eines saarländischen Alchimisten von dem
Sulzbachtal, aus der Kohle bestimmte Neben
produkte zu gewinnen. Dieser Chemiker des
18. Jahrhunderts, Herr J. K. Stauf, gehört
mit zu den ersten Forschern, die in den An
fängen des Kohleveredlungsverfahrens zur
modernen Teergewinnung Pate gestanden
haben, nachdem bereits etwa 40 Jahre vor
her in den schottischen Carron-Werken im
Jahre 1730 aus Steinkohle Koks hergestellt
wurde. Viele Versuche hatten Enttäuschung
gebracht, endlich sollte es gelingen, die
mannigfache Kette der Kohleveredlung zu
beginnen.
Goethe schreibt a. o. O. von einem wunder
lichen Mann in Duttweiler (gemeint ist Dud-
weiler-Saar), der seine Kraft noch erfolglos
an dieser Aufgabe zersplitterte. „Der Mann
lebte abseits des Ortes in der Nähe der
Kohlengrube am „Brennenden Berg“ — „als
wir daran den Weg zur Residenz unseres ein
siedlerischen Chemikers verfolgten. Sie liegt
zwischen Bergen und Wäldern, die Täler
nehmen daselbst sehr mannigfache und an
genehme Krümmungen, ringsumher ist der
Boden schwarz und kohlehaltig, die Lager
gehen zu Tage aus. Ein Kohlenphilosoph —
Philosophus per ignem, wie man sonst
sagte — hätte sich wohl nicht schickliclier
ansiedeln können.“ Seine unzufriedenen Be
mühungen, mit seinen unzulänglichen che
mischen Kenntnissen nicht zum Ziele zu
kommen, und enttäuscht über die mangel
haften Resultate der Versuche, trug er dem
seltenen nicht geahnten hohen Besuche vor.
„Bereitwillig und froh, seine Klagen einem
menschlichen Ohre mitzuteilen, schleppte