Full text: 1948 (0076)

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wir eine astronomische Zahl. Der Vergleich 
ist überzeugend. Vor allem aber ist diese 
Energiequelle überall verteilt; es gibt kein 
Land ohne Windkraft. 
Heron von Alexandrien beschrieb vor 2000 
Jahren bereits Windräder verschiedener Art; 
sie konnten damals nicht wirtschaftlich ver 
wertet werden. 
Segelschiff, Windmühle waren weit wert 
voller, doch unterlag die Windkraft, obwohl 
sie billiger war, der Dampfmaschine. Der 
Mensch wollte nicht auf Wind warten: Zeit 
ist Geld. 
Die Windkraftprojekte sehen Höhenwindräder 
an Strömungsschwerpunkten sowie auf hohen 
Türmen vor. In 300 m Höhe ist die durch 
schnittliche Windgeschwindigkeit 10—12 m/sec. 
Große Flügelräder von 100 bis 150 m Durch 
messer werden vom Wind in Drehung ver 
setzt und treiben direkt den Dynamo an. 
Es sind noch einige Probleme zu lösen, doch 
bieten sie der heutigen Technik kein Hinder 
nis. Der Preis des Wind-KW wird auf den 
Bruchteil des heutigen Strompreises sinken. 
V/erden die Windkrafträder die äußeren 
Zeichen der Zukunftwirtschaft sein? Falls 
nicht noch bessere Energieträger gefunden 
werden, so ist die Frage zu bejahen. 
Fast die gesamte Sonnenenergie wird zu 
Licht und Wärme; unter ihrem Einfluß wer 
den Jahr für Jahr 50 Billionen Tonnen Koh 
lensäure zu organischer Substanz, 60 Trillio 
nen KW — so groß ist die Energiemenge, 
welche der Erde jährlich von der Sonne zu 
strömt. 
Warum sollte es nicht möglich sein, diese 
Sonnen-KW direkt einzufangen, darüber hat 
schon Archimedes nachgedacht. Mit riesigen 
Spiegeln hat man in Ägypten und Mexiko 
Sonnenwärme gebündelt auf Dampfgenera 
toren gelenkt, aber die Ausnutzung in der 
« 
verlustreichen Dampfmaschine führt nicht 
zum Ziel. Die General-Electric-Company hat 
riesige Photozellen gebaut, um die Licht 
wellen durch das Selenium auf Stromfrequenz 
herunter zu spannen; doch blieb die prak 
tische Arbeit nur technische Kuriosität. 
Die Sonne verliert allein durch Ausstrah 
lung 60 000 to je Sekunde an Masse. Energie 
aus Masse ist also das große Geheimnis, das 
es zu lösen gilt, soll die Energiesorge end 
gültig behoben werden. 
Wir haben uns bereits einmal über Atom 
kräfte unterhalten. Die Freimachung der 
Kraft, die die Atomteile zusammenschweißt, 
beschäftigt die Forscher der Erde. Bisher ist 
es aber nur gelungen, radioaktive Substanzen 
in Energie umzuwandeln. Unsere Sonne wan 
delt aber Kohlenstoff, Wasserstoff und andere 
direkt in Strahlungsenergie, Wie weit sind 
wir noch davon entfernt? Und mögen noch 
so zahlreiche Meereskraftwerke, Windkraft 
räder, Atomkraftwerke entstehen, vielleicht 
versucht man auch, der statischen Elektrizität 
Herr zu werden. Millionen von Gewittern 
durchkreuzen im Jahre die Erdatmosphäre, 
noch haben wir keinen Blitzakkumulator ent 
wickelt. Die Natur läßt ihre Nerven spielen, 
und der Mensch schaut ohnmächtig zu. Es 
gibt auch für die Freimachung der ganz 
großen Energiemengen Grenzen, genau wie 
für unsere Bäume, damit sie nicht in den 
Himmel wachsen. 
Die nach uns kommende Generation wird 
unsichtbare Legionen mobilisieren, die die 
Kräfte von heute um ein Vieles übertreffen; 
mögen aber diese Kräfte noch so stark sein, 
wir selbst bleiben nur ein Stück Natur, eng 
verbunden mit der Umwelt, gebunden an die 
ewigen Gesetze der Schöpfung. In diesem 
Geist wird uns die Energiewirtschaft zum 
wirklichen Herrn der Erde machen. 
Von den Anfängen der Kohlenverwertung 
Von Walter K r e m p, Ottweiler. 
Der große Dichter und Denker Wolfgang 
von Goethe schildert uns in „Dichtung und 
Wahrheit“ II., 10. Buch, die Hilflosigkeit 
eines saarländischen Alchimisten von dem 
Sulzbachtal, aus der Kohle bestimmte Neben 
produkte zu gewinnen. Dieser Chemiker des 
18. Jahrhunderts, Herr J. K. Stauf, gehört 
mit zu den ersten Forschern, die in den An 
fängen des Kohleveredlungsverfahrens zur 
modernen Teergewinnung Pate gestanden 
haben, nachdem bereits etwa 40 Jahre vor 
her in den schottischen Carron-Werken im 
Jahre 1730 aus Steinkohle Koks hergestellt 
wurde. Viele Versuche hatten Enttäuschung 
gebracht, endlich sollte es gelingen, die 
mannigfache Kette der Kohleveredlung zu 
beginnen. 
Goethe schreibt a. o. O. von einem wunder 
lichen Mann in Duttweiler (gemeint ist Dud- 
weiler-Saar), der seine Kraft noch erfolglos 
an dieser Aufgabe zersplitterte. „Der Mann 
lebte abseits des Ortes in der Nähe der 
Kohlengrube am „Brennenden Berg“ — „als 
wir daran den Weg zur Residenz unseres ein 
siedlerischen Chemikers verfolgten. Sie liegt 
zwischen Bergen und Wäldern, die Täler 
nehmen daselbst sehr mannigfache und an 
genehme Krümmungen, ringsumher ist der 
Boden schwarz und kohlehaltig, die Lager 
gehen zu Tage aus. Ein Kohlenphilosoph — 
Philosophus per ignem, wie man sonst 
sagte — hätte sich wohl nicht schickliclier 
ansiedeln können.“ Seine unzufriedenen Be 
mühungen, mit seinen unzulänglichen che 
mischen Kenntnissen nicht zum Ziele zu 
kommen, und enttäuscht über die mangel 
haften Resultate der Versuche, trug er dem 
seltenen nicht geahnten hohen Besuche vor. 
„Bereitwillig und froh, seine Klagen einem 
menschlichen Ohre mitzuteilen, schleppte
	        
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