Die geschichtliche Entwicklung des
saarländischen Steinkohlenbergbaues
Von Dr. Eugen HETZLER, Saarbrücken
In der Geschichte des saarländischen Stein
kohlenbergbaues beginnt ein neues Kapitel
als Folgeerscheinung des unseligsten aller
Kriege, die Deutschland geführt hat. Die
Eigenschaft als Grenzland und vornehmlich
der große Reichtum an Steinkohle bringen
für unsere Saarheimat erneut eine Umwälzung
mit sich, die nicht die erste ihrer Art ist. Es
ist daher nicht uninteressant, auf die bis
herige geschichtliche Entwicklung des saar
ländischen Steinkohlenbergbaues eine kurze
Rückschau zu halten, handelt es sich doch um
das Rückgrat des gesamten Wirtschaftslebens
im Saarlande, von dessen Blühen und Ge
deihen das Wohl und Wehe der Saarbevöl
kerung im wesentlichen abhängt. Schon öfter
zwar ist dieser Gegenstand behandelt worden,
auch in früheren Jahrgängen des Saarbrücker
Bergmannskalenders, es ist aber anzunehmen,
daß ein großer Teil dieses Schrifttums der
Vernichtung anheimgefallen
ist, und außerdem dürfte für
viele, die erst seit kurzem zur
Belegschaft der Saargruben
gehören, dieses Gebiet voll
kommen Neuland sein, sodaß
diese kurze Darstellung nicht
ungerechtfertigt erscheint.
Der Steinkohlenbergbau an
der Saar hat bis heute eine
Entwicklung durchlaufen, die
klar und deutlich in sechs
große Zeitabschnitte zerfällt.
Abgesehen von der ersten Ent
stehungszeit haben finanzpoli
tische, wirtschaftliche und be
sonders außenpolitische Mo-,
mente einschneidend einge
griffen. Im großen gesehen
kann man aber sagen, daß der
saarländische Steinkohlenberg
bau, eng verknüpft mit der
übrigen Wirtschaft unserer
Heimat, zu allen Zeiten, natür
lich mit einigen Schwankun
gen, eine stets sich aufwärts
bewegende Entwicklung ge
nommen hat. Bergmännischer
Fleiß und die Tüchtigkeit
deutscher wie französischer
Ingenieure haben im Lauf der
Zeit den saarländischen Stein
kohlenbergbau zu einem der
größten industriellen Unter
nehmen Europas werden lassen.
1. Die älteren Kohlen-
gräbereien.
Es ist anzunehmen, daß die
Saarkohle schon ziemlich früh
als brauchbarer Brennstoff er
kannt und gewonnen worden
ist. Urkundlich erwähnt finden
wir sie erst in der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts. Das
älteste Dokument dieser Ai*t
stammt aus dem Jahre 1429
und enthält einen Ausspruch
der Schöffen auf einem Jahr
Abb. 1. Bergbau im Mittelalter
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