Full text: 1947 (0075)

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über hundert Jahre lang gebaut haben, ohne un 
sere Mittel und unsere traditionellen Methoden 
weitgehendst zu ändern. Unsere Art zu bauen, 
hat nämlich ihre allgemeinen Prinzipien und 
Methoden kaum geändert. Wenn die Technik des 
Eisenbetons und des Stahls auch bedeutende Ver 
besserungen gebracht hat, so hat sie dennoch 
nicht in einem entsprechenden Ausmaß unsere 
Arbeitsweise reformiert. Wir bauen (das gilt so 
wohl für den Architekten wie auch für den Unter 
nehmer) immer noch wie im Mittelalter: totale 
Abweichung der Pläne untereinander, improvi 
sierte Arbeit auf der Baustelle, Nichtvorhanden 
sein von dimensionellen Normen, alles das ist 
die gefährliche Frucht des bisherigen totalen 
Individualismus. Hier auch müssen die vorer 
wähnten Grundsätze uns leiten, auch auf tech 
nischem Gebiet; die Ordnung fordert hier eine 
Vereinfachung der verschiedenen Konstruktions 
elemente, sie fordert einen mittleren Durch 
schnitt, Normen jeder Art, allgemein verständ 
liche Richtlinien für die fortschrittlichsten Ver 
fahren. ' 
Wirksamkeit und Volkswirtschaft verlangen, 
daß die Verschwendung an Material, an Zeit und 
an Arbeitskräften auf der Baustelle ein Ende 
finden; verlangen, daß auch das Haus fabrik 
mäßig hergestellt wird mit einem Nutzwert, wie 
man ihn von der Industrie gewöhnt ist, wo bei 
spielsweise für das Automobil der Prozentsatz 
der beteiligten menschlichen Arbeitskraft vom 
Beginn der Fabrikation an bis heute um rund 
80 Prozent gesunken ist. Fabrikmäßig hergestellt 
und auf der Baustelle mit einem Minimum an 
Arbeitskraft und an Arbeitszeit montiert, bedeu 
tet dieses Verfahren der Verwendung des Fertig 
fabrikates im Bauwesen nicht etwa eine Mode, 
die der Spleen gewisser Architekten verlangt 
hätte. Es ist vielmehr nichts anderes als die Er 
füllung jenes Gesetzes, das will, daß der Mensch 
die besten und wirtschaftlichsten Mittel, die er 
zur Verfügung hat, braucht, um sein Heim zu er 
richten. Es ist also nichts anderes wie ein Mittel, 
das alle Architekten verwenden können, um den 
Zweck zu erreichen, den sie sich vorgesetzt 
haben: dem Menschen zu dienen und ihn empor 
zuheben. Es ist selbstverständlich, daß ein histo 
risches Gebäude, oder em durch seine bauliche 
Schönheit ausgezeichneter Platz, dadurch nicht 
betroffen, sondern restauriert wird. In der Zei 
tenfolge gibt es keinen Zufall. Die Industrie, 
welche der Wissenschaft folgt, verfügt über die 
Verfahren, die Methoden und die Werkzeuge, 
welche dem Maßstab der Zerstörung entsprechen 
und daher das gigantische Werk der Wiederer 
weckung Saarbrückens unternehmen und zu 
einem glücklichen Ende führen können. Das ist 
die einzige Lösung angesichts des Umfangs und 
der Eile dieses Problems. Sie ist auch die beste, 
weil sie uns erlaubt, den vollständigen Neuauf 
bau des städtischen und ländlichen Wohnbaupro 
gramms durchzuführen und damit am Ende den 
langsamen aber sicheren Aufstieg des Menschen 
zu einer höheren Bestimmung. 
M. PINGUSSON. 
Brebacb mit dem Haiberg und der Haiberger Hütte (Phot Max Wentz, Saarbrücken!
	        
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