Full text: 70.1942 (0070)

Die Lröölfelöer des nördlichen Omh 
Der Irak hat als Erdölgebiet seit dem Weltkrieg im¬ 
mer wieder die besondere Aufmerksamkeit der gesamten 
Fachwelt auf sich gezogen, einmal durch die Größe und 
Ausdehnung der ölführenden antiklinalen Strukturen 
und zum anderen durch den Bau der großen Ölleitung 
von Kirkuk nach Haifa und Tripolis (Syrien. Schrift!.) 
an der Küste des Mittelländischen Meeres. 
Die bereits vor dem Weltkrieg unter Mitwirkung der 
Deutschen Bank begonnenen Vorarbeiten zur Er¬ 
schließung der Ölfelder wurden durch die nach der Aus¬ 
schaltung der deutschen Gruppe neu organisierte Turkish 
Petroleum Co. Ltd. in den Jahren 1924, 1925 und 1926 
wieder aufgenommen. Nach umfangreichen geologischen 
Kartierungen wurde die erste Fündigkeit im Jahre 1926 
in der Nähe von Kirkuk erzielt, wo die Bohrung 
Barba Gurgur 1 in plötzlicher Eruption die gewaltige 
ölmenge von täglich rund 11 000 t eine Woche wild aus¬ 
warf, bis sie unter Kontrolle gebracht werden konnte. 2n 
den folgenden Jahren wurde durch eine Reihe Bohrungen 
das große Kirkuk-Feld weiter entwickelt. Das Feld er¬ 
zielte in den Jahren nach 1935, also nach Fertigstellung 
der Ölleitung zum Meer, eine Jahreserzeugung von 
4—4 % Mill. t. 
Die bereits erwähnte Turkish Petroleum Co. Ltd. nahm 
im Jahre 1929 den Namen Iraq Petroleum Co. Ltd. an. 
Nachdem sie nach vorübergehendem Verzicht auf die Ge¬ 
biete westlich des Tigris im Jahre 1936 das Konzessions¬ 
gebiet der British Oil Development Co. Ltd. zurückge¬ 
kauft und ferner im Jahre 1938 die nach Süden an¬ 
schließende sogenannte Basra-Konzession von der ira¬ 
kischen Regierung erworben hat, sind alle ölhöffigen Ge¬ 
biete des irakischen Staates unter der Kontrolle dieser 
Gesellschaft. An ihrem Kapital sind beteiligt: 
Anglo-Iranian Oil Co mit 23,75% 
Royal Dutsch-Shcll „ 23,75% 
Comp. Française des Pétroles. . „ 23,75% 
Standard Oil of New Jersey . . „ 23,75% 
Gulbenkian-Gruppe „ 5,00% 
Das Land Irak liegt am Nordostrand der großen 
arabischen Wüste und erstreckt sich bis zum iranischen 
Grenzgebirge, den sogenannten Zagros-Ketten. Sein 
westlicher Teil hat Wüsten- bzw. Steppencharakter. Auf 
dieses Gebiet folgt nach Osten zunächst das fruchtbare 
Stromgebiet der beiden großen Flüsie Euphrat und Ti¬ 
gris, an welches sich weiter nach Osten zu das Hügel- und 
Bergland des südwestlichen Kurdistan anschließt. Die 
Ostgrenze zum Iran verläuft innerhalb der Zagros- 
Ketten. 
Die produzierenden Erdölgebiete von Kirkuk und 
Oaiyarah liegen im Norden des Landes. Kirkuk liegt 
östlich des Tigris, während Oaiyarah etwa 70 km süd¬ 
lich von Mosiul auf dem westlichen Tigrisufcr gelegen ist. 
NatürlicheErdölaustritte sind im Irak in 
großer Anzahl bekannt. An erster Stelle sind hier die 
sogenannten Ewigen Feuer von Kirkuk zu nennen, die seit 
mehreren tausend Jahren bekannt sind, und die ihre Ur¬ 
sache in ausströmenden Gasen in der Nähe von Kirkuk 
haben; sie werden auch heute noch gegen ein gutes 
„Bakschisch" von den Eingeborenen angezündet und vor¬ 
geführt. Weitere Vorkommen sind vor allem im Gebiet 
westlich des Tigris. 
Das Ölfeld von Kirkuk östlich des Tigris ist 
in seiner Ausdehnung und seinem Ölreichtum einzig da¬ 
stehend. Die Struktur, welche in ihrer ganzen Länge 
durch etwa 48 Bohrungen ölführend festgelegt worden 
ist, hat eine Gesamtlänge von etwa 97 km bei einer 
durchschnittlichen Breite der Ölführung von etwa 3 bis 
3 % km. 
Die Pipe-Linie zum Mittelländischen Meer. 
Nachdem die großen Erdölreserven von Kirkuk fest¬ 
gestellt waren, wurde sofort mit der Ausarbeitung des 
Projektes des Abtransportes dieser großen Ölmengen zu 
den Verarbeitungs- und Verbrauchszentren begonnen. 
Um auf möglichst kurzem Wege an das Mittelmeer zu 
kommen, wurde für die Rohrleitung der Weg zur Mittel¬ 
meerküste dem Weg nach Basra am Persischen Golf vor¬ 
gezogen. Die Vermesiungsarbeiten für die große Rohr¬ 
leitung quer durch die Syrische Wüste wurden bereits 
in den Jahren 1928 und 1929 in Angriff genommen, 
während mit. dem eigentlichen Bau der Pipe-Linie im 
Jahre 1932 begonnen wurde. Die Pipe-Linie wurde zu¬ 
nächst doppelsträngig von Kirkuk bis Haditha am Euphrat 
durchgeführt. In Haditha teilen sich die beiden Stränge, 
der nördliche Strang führt durch Syrien nach Tripolis, 
während der südliche nach Durchschneidung des nörd¬ 
lichen Zipfels von Transjordanien bei Haifa in Palästina 
das Mittelmeer erreicht. Der nördliche Strang nach 
Tripolis wurde bereits im Juni 1934 fertig, während der 
südliche Haifa-Strang im Januar 1935 vollendet wurde. 
Die Kosten für den gesamten Bau betrugen über 
10 MA. £. Von den Leitungsrohren entfielen 12% 
auf Lieferungen von deutschen Firmen. Beim 
Bau der Pipe-Linie wurden nicht weniger als rd. 36 Mill. 
km/t Transporte gefahren. Die gesamte Leitung ist elek¬ 
trisch geschweißt. Bei der Druckprobe und Nachprüfung 
der insgesamt 177 000 Schweißnähte zeigten sich nur an 
drei Stellen leichte Schäden, so daß der Bau dieser Lei¬ 
tung einetechnischeMeisterleistung darstellt. 
Insgesamt wurden 7,6 Mill. Arbeitstage benötigt. Die 
Länge der Pipe-Linie von Kirkuk bis Haditha beträgt 
260 km. Von Haditha nach Tripolis beträgt die Ent¬ 
fernung 612 km. Die gesamte Strecke von Kirkuk nach 
Tripolis beträgt also 872 km. Von Haditha nach Haifa 
beträgt die Länge der Leitung 747 km. Die Gesamt- 
strccke von Kirkuk nach Haifa ist also 1007 km lang. 
Wer arbeiten kann und will, ist stets einigermaßen Herr seines Schicksals!
	        
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