Full text: 70.1942 (0070)

Vas Uuhrgebiet und sein Versbau bis zum Bahre isöo 
Wenn wir das Gebiet zwischen Lippe und 
Wupper entwicklungsgeschichtlich betrachten, so 
müssen wir feststellen, daß es Kohle und Eisen 
gewesen sind, die besonders im vergangenen 
Jahrhundert die Veränderung von der bäuer¬ 
lich genutzten Bodenfläche zur Industrieland¬ 
schaft hervorgerufen haben. 
Eisen ist der ältere der beiden Rohstoffe, doch 
konnte es seinen Vorrang nur solange aufrecht¬ 
erhalten, als in den Wäldern des Ruhrlandes 
genügend Holz zu seiner Verhüttung vorhanden 
war. Damals schenkten die Bewohner an Ruhr, 
Emscher und Lippe dem schwarzen Stein noch 
wenig Beachtung, und nur gelegentlich wurden 
an den Ausbissen der Flöze Kohlen gegraben. 
Man kann die erste Kohlengewinnung nicht 
anders als mit Kohlengräberei bezeichnen, die 
mit den einfachsten Geräten, wie Hacke und 
Schaufel vonstatten ging. Sobald Wasser das 
Graben erschwerte, stellte man die weitere Ge¬ 
winnung ein und grub in einiger Entfernung 
weiter. Auf ebenen Flächen entstanden dadurch 
Erdlöcher, die sogenannten „Pütts" (lateinisch 
„puteuns", der Brunnen). Im Jahre 1269 
wi'd bei Dortmund in einer Urkunde zum ersten 
Male eine „colcuhe" urkundlich erwähnt und 
Tiefbauzeche in der Gegend bei Essen 
später auch in der Nachbarschaft Dortmunds 
von der Kohlegewinnung gesprochen. 1447, in 
der Soester Fehde, überfiel Kriegsvolk Berg¬ 
leute auf einer Kohlengrube nahe Dortmund und 
nahm ihnen das Förderseil ab. Die Erwähnung 
des Förderseils ist für uns ein recht bedeutsamer, 
Hinweis auf die Art der Gewinnungstechnik. 
Es muß also schon eine bestimmte Art von 
Seilförderung bestanden haben. Wahrscheinlich 
wurde die Kohle einfach mittels L>eil aus dem 
Schachte herausgezogen. ' - 
Etwas später wird auch in Bochum der Koh¬ 
lenbergbau erwähnt. 2m Jahre 1317 wird in 
Essen in einer Stiftungsurkunde des Hospitals 
auf einen Winkel für Holz und Kohle in der 
Herberge für durchziehende Bettelmönche hin¬ 
gewiesen. Stadtrechnungen weisen Posten für 
Holz und Kohlen auf. Kohle wurde.jedoch nur 
auf der Wachtstube des Rathauses-gebraucht, 
weil sie sehr viel Rauch und Gestank entwickelte, 
während in der Ratsstube zur Feuerung Holz 
verbraucht wurde, das diese üble Eigenschaft 
nicht besaß. 
Obwohl der Dreißigjährige Krieg auch sinen 
zerstörenden Einfluß auf den Bergbau an der 
Ruhr ausübte, erlebte er bald danach seinen 
ersten Aufschwung. Er 
wird durchweg von den 
Bauern als Nebener¬ 
werb zur Winterszeit 
betrieben. Ohne beson- j 
dere Künste und tech¬ 
nische Hilfsmittel wur¬ 
den die erreichbaren 
Kohlen abgebaut.Hatte 
man die Stellen aus- ^ 
gekohlt, verließ man 
einfach das Pütt und 
suchte in der Nachbar¬ 
schaft günstigeres Ab- j 
baugebiet. 
Trotz des Nieder¬ 
ganges in dieser Zeit 
befand sich der Berg¬ 
bau im Aufschwung, 
besonders begünstigt 
durch die Kriegsindu¬ 
strie. Die Herstellung 
von Waffen, die bei 
Esten und Steele in 
Schwung war, förderte 
Foto: Backhaus, Essen döN BölgbaU. 2n döN 
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