Vas Uuhrgebiet und sein Versbau bis zum Bahre isöo
Wenn wir das Gebiet zwischen Lippe und
Wupper entwicklungsgeschichtlich betrachten, so
müssen wir feststellen, daß es Kohle und Eisen
gewesen sind, die besonders im vergangenen
Jahrhundert die Veränderung von der bäuer¬
lich genutzten Bodenfläche zur Industrieland¬
schaft hervorgerufen haben.
Eisen ist der ältere der beiden Rohstoffe, doch
konnte es seinen Vorrang nur solange aufrecht¬
erhalten, als in den Wäldern des Ruhrlandes
genügend Holz zu seiner Verhüttung vorhanden
war. Damals schenkten die Bewohner an Ruhr,
Emscher und Lippe dem schwarzen Stein noch
wenig Beachtung, und nur gelegentlich wurden
an den Ausbissen der Flöze Kohlen gegraben.
Man kann die erste Kohlengewinnung nicht
anders als mit Kohlengräberei bezeichnen, die
mit den einfachsten Geräten, wie Hacke und
Schaufel vonstatten ging. Sobald Wasser das
Graben erschwerte, stellte man die weitere Ge¬
winnung ein und grub in einiger Entfernung
weiter. Auf ebenen Flächen entstanden dadurch
Erdlöcher, die sogenannten „Pütts" (lateinisch
„puteuns", der Brunnen). Im Jahre 1269
wi'd bei Dortmund in einer Urkunde zum ersten
Male eine „colcuhe" urkundlich erwähnt und
Tiefbauzeche in der Gegend bei Essen
später auch in der Nachbarschaft Dortmunds
von der Kohlegewinnung gesprochen. 1447, in
der Soester Fehde, überfiel Kriegsvolk Berg¬
leute auf einer Kohlengrube nahe Dortmund und
nahm ihnen das Förderseil ab. Die Erwähnung
des Förderseils ist für uns ein recht bedeutsamer,
Hinweis auf die Art der Gewinnungstechnik.
Es muß also schon eine bestimmte Art von
Seilförderung bestanden haben. Wahrscheinlich
wurde die Kohle einfach mittels L>eil aus dem
Schachte herausgezogen. ' -
Etwas später wird auch in Bochum der Koh¬
lenbergbau erwähnt. 2m Jahre 1317 wird in
Essen in einer Stiftungsurkunde des Hospitals
auf einen Winkel für Holz und Kohle in der
Herberge für durchziehende Bettelmönche hin¬
gewiesen. Stadtrechnungen weisen Posten für
Holz und Kohlen auf. Kohle wurde.jedoch nur
auf der Wachtstube des Rathauses-gebraucht,
weil sie sehr viel Rauch und Gestank entwickelte,
während in der Ratsstube zur Feuerung Holz
verbraucht wurde, das diese üble Eigenschaft
nicht besaß.
Obwohl der Dreißigjährige Krieg auch sinen
zerstörenden Einfluß auf den Bergbau an der
Ruhr ausübte, erlebte er bald danach seinen
ersten Aufschwung. Er
wird durchweg von den
Bauern als Nebener¬
werb zur Winterszeit
betrieben. Ohne beson- j
dere Künste und tech¬
nische Hilfsmittel wur¬
den die erreichbaren
Kohlen abgebaut.Hatte
man die Stellen aus- ^
gekohlt, verließ man
einfach das Pütt und
suchte in der Nachbar¬
schaft günstigeres Ab- j
baugebiet.
Trotz des Nieder¬
ganges in dieser Zeit
befand sich der Berg¬
bau im Aufschwung,
besonders begünstigt
durch die Kriegsindu¬
strie. Die Herstellung
von Waffen, die bei
Esten und Steele in
Schwung war, förderte
Foto: Backhaus, Essen döN BölgbaU. 2n döN
74