Full text: 69.1941 (0069)

Dle Bedeutung der Steinkohle für die deutsche Volkswirtschaft 
Von Dr. Gollmer 
Dem deutschen Vaterland sind von der Natur 
außerordentlich reichhaltige Vorräte an Stein¬ 
kohle zur Verfügung gestellt worden, und seit¬ 
dem es dem deutschen Bergmann gelungen ist, 
diese Schatze an das Tageslicht zu heben, haben 
sie von Jahrzehnt zu Jahrzehnt eine immer 
steigende Bedeutung für die deutsche Wirtschaft 
gewonnen. Besonders im Kriege dürfte der 
Wert der Steinkohle ganz besonders augenfällig 
inö Licht gerückt worden sein. 
Die Steinkohle als Arbeitgeber 
Es ist kein Zufall, daß gerade dort, wo sich 
die deutschen Steinkohlenvorkommen befinden, 
wir auch gleichzeitig aus die am dichtesten besie¬ 
delten Gebiete stoßen. Dies liegt in der Natur 
des Vorkommens der Steinkohle und der da¬ 
durch gegebenen Notwendigkeiten beim Abbau 
begründet. 
Während z. B. die Braunkohle als ähnliches 
Massengut größtenteils derart dicht unter der 
Erdoberfläche anzutreffen ist, daß es meist nur 
eines verhältnismäßig geringen Abräumens be¬ 
darf, um an das meist viele Zehntmeter starke 
Flöz heranzukommen und man aus ihm die 
Kohle mit riesigen Baggermaschinen bei gering¬ 
fügigem Menscheneinsatz gewinnen kann, wäh¬ 
rend das Kalisalz den Aushieb riesiger Dome 
und Gewölbe unter Tage gestattet, wodurch die 
Gewinnung bequem und leicht gemacht wird, 
muß der Steinkohlenbergmann seinem Mineral 
meistens in sehr schmalen, engen und für die 
Gewinnung durchweg sehr unbequemen Flözen 
nachgehen. Trotz weitgehendem Einsatz von Ge¬ 
winnungsmaschinen und mechanischen Einrich¬ 
tungen wie Abbauhämmer und dergl. spielt im 
Steinkohlenbergbau die Handarbeit eine aus¬ 
schlaggebende Rolle und ist auch nicht zu ent¬ 
behren. .Dies ist der Grund, weshalb (bezogen 
auf die Tonne verwertbare Förderung) der Lohn- 
anteil, d. h. der unmittelbare Einsatz menschlicher 
Arbeitskraft bei weitem am größten von allen 
anderen Mineralien ist. 
Neben diesem unmittelbaren Einfluß der 
Steinkohle auf dem Arbeitsmarkt bedingt ihre 
Förderung, Aufbereitung und Veredlung den 
Einsatz unzähliger Maschinen, Einrichtungen 
und Apparate. Bedenkt man, welche Vielzahl 
der verschiedenartigsten Industriezweige für die 
Herstellung und die Unterhaltung all dieser Ein¬ 
richtungen notwendig ist, bedenkt man ferner, 
wie Handel und Gewerbe von der dichten Be¬ 
siedlung der Kohlengebiele befruchtet werden, 
erkennt man die ungeheuere volks¬ 
wirtschaftliche Bedeutungde- 
Steinkohlenbergbaues als unmit¬ 
telbaren und mittelbaren Arbeit, 
g e b e r. 
Die Steinkohle als Energieträger 
Steinkohle, Braunkohle, Waffer, Holz, Mi¬ 
neralöle und Spiritus werden bekanntlich zur 
Energieerzeugung, sei eS in Form von elektrischem 
Strom, Dampf, Wärme oder Bewegungs¬ 
maschinen (Autos) herangezogen und ausgenutzt. 
Wenn man die jeweils aufgeführten Anteils- 
zahlen, die aus einem der letzten Jahre stam¬ 
men, vergleicht, fällt sofort die hervorragende 
Bedeutung der Steinkohle in die Augen. Ma߬ 
gebend hierfür ist ihr hoher Energiegehall, den 
der Techniker als Heizwert bezeichnet, da die in 
der Kohle steckende aufgespeicherte, jahrmillionen- 
alte Sonnenenerg-ie nur durch die Verbrennung, 
, durch Wärmeentwicklung freigemacht werden 
kann. Der hohe Heizwert der Steinkohle mit 
ihren <5600— 8000 Wärmeeinheiten je kg 
Kohle wird nur durch das in Deutschland seltene 
Ol und einige heizkräftigere und teuere Gase 
wie Propan und Butan (Flüssiggase) übertrof- 
fen. Der Heizwert der Braunkohle beträgt da- 
gegen nur ein Drittel bis ein Viertel des Heiz¬ 
wertes der hochwertigen Steinkohle, der Heiz- 
wert der aus Braunkohle hergestellten Preßlinge 
(Briketts) nur ungefähr zwei Drittel. Ähnlich 
verhält es sich beim Torf. Ein unmittelbarer 
Vergleich mit der den Wasierkräften enthalte- 
nen Energie ist nicht möglich, weil diese Ener- 
gien nicht nur vom Gewicht, sondern auch von 
der Fallhöhe abhängig sind. Die Energie ist aber 
verhältnismäßig gering. Demnach ist auch die 
Speicherfähigkeit durch Wafferkraft weit ge- 
ringer als bei Kohle, d. h. zur Speicherung sind 
bei der Wafferkraft große Waffermengen und 
große Gefälle notwendig, wie es durch unsere 
Talsperren und Stauwerke sichtbar gemacht ist. 
Auch darf bei der Wafferkraft nicht übersehen 
werden, daß ihr Nutzungsgrad sehr stark von 
äußeren, durch menschliche Kraft nicht beeinfluß, 
baren Naturoinwirkungen wie Trockenheit und 
Kälte bedingt ist. 
Dank ihres hohen Heizwertes ist der Haupt- 
Verwendungszweck der Steinkohle die Verfeue- 
rung. 
Auch im Verkehrswesen hat sich die Stein¬ 
kohlenfeuerung als Energieträger behaupten 
können trotz allen Wettbewerbes der Elektrizität 
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