stehet, so sagt er bey der An- oder Einkehre: „Glück auf!"
Wann er um Arbeit anspricht, so sagt er: „Glück auf!
Kann ich Schweiß-Gwerig*') bei Euch kriegen?" Wann
er seine Arbeit aufkündet, sagt er: „Glück auf! Ich kehr
ab und will auf weiter Glück wandeln"; und begehret er
einen schriftlichen Abschied, wird ihm dieser auch gegeben,
wofür er dem Bergschreiber einen Schicht-Lohn erlegen
muß.
Wann er aber das erstemahl in die Zech-Stuben, als
deren Bergleuthen Convent oder sonst zu einer Ver¬
sammlung kommt, so spricht er: „Glück auf! Gott ehre
das Gelag, ehre ich das Gelag nicht, so bin ich kein ehr¬
licher Bergkmann nicht!"
Dies ist-eine der ältesten bergmännischen Grußformeln,
die auf uns überkommen ist und die überdies über das
gesamte deutsche Sprachgebiet verbreitet gewesen zu sein
scheint; sie wird übrigens ähnlich auch von H e r t t w i g
(1710 und 1734) aus dem Sächsischen Erzgebirge an¬
geführt und lautet in den beiden frühesten, uns durch
Berward übermittelten und aus dem Jahre 1673
stammenden Fasiungen folgendermaßen:
Gott grüße euch alle miteinander
Bergmeister, Geschworne, Steiger, Schlegelgesellen,
wie wir hier versamblet sein;
mit Gunst bin ich auff gestanden,
mit Gunst will ich mich niedersetzen,
grüßte ich das Gelach nicht,
so wäre ich kein ehrlicher Bergmann nicht.
Oder:
Gott ehre das Gelag
heut morgen und den gantzen Tag,
ist es nicht groß,
so ist es doch aller Ehren werth.
Eine in Tirol in der zweiten Hälfte des 18. Jahr¬
hunderts gebräuchliche Grußformel teilt I. Sper¬
ges") in seiner „Bergwerksgeschichte" mit: „Wir
fanden die Gesellen bei ihrer Arbeit und rufeten ihnen
den gewöhnlichen Berggruß zu: Gott gebe Euch gut Glück
und Segen." — Also ebenfalls ein Wunsch auf Berg¬
segen und Wohlergehen! —
Im allgemeinen bestehen Gruß und Gegengruß des
Bergmannes von heute nur aus den zwei einfachen
Worten „Glück auf!" Vor nicht gar langer Zeit jedoch
hieß die Antwort auf „Glück auf!" allgemein „Gott
gibs!" Neben dieser alten Grußform haben sich in ein¬
zelnen deutschen Bergbaugebieten noch eigene örtliche, am
besten als „reviereigen" zu bezeichnende Grußformeln
herausgebildet und größtenteils sogar bis in die Gegen¬
wart erhallen. So lautet z. B. eine derartige Gru߬
formel:
Steiger: „Glück auf!"
Häuer: „Gott gibs!"
Steiger (bei der Abkehr vom Ort): „Bewahr Euch
Gott!"
Häuer: „Und Euch auch auf der Weiterfahrt!"
Eine ganz ähnliche Grußformel ist beim Magnesit¬
bergbau in Kraubath in Obersteiermark gebräuchlich:
Steiger (wenn er vor Ort kommt): „Glück auf!"
Häuer: „Gott gibs!"
Steiger (wenn er vom Ort abkehrt): „Glück auf!"
Häuer: „Gott gibs und Euch weitere glückliche
Fahrung!"
Auch in Fohnödorf in Steiermark war eine ähnlich«
“) Schweitz-Gwerig: älterer sächsischer bergmännischer Aus¬
druck für „Arbeit", in der Bedeutung, Schweiß gewährend,
") Josef SP erg es: Tyrolische Bergwerksgeschichte. Wien,
1765. S. 319.
Grußformel bis vor kurzem noch üblich; sie lautete:
Steiger (beim Kommen): „Glück auf!"
Belegschaft: „Glück auf!"
Steiger (beim Abgänge): „Glück auf!"
Belegschaft: „Wünsche glückliche Befahrung!"
Steiger: „Gott gibs!"
Ähnlich grüßte auch im Harz bis in die letzten Jahre
der Steiger bei der Abkehr vom Ort die Belegschaft mit
den Worten: „Es geh Euch wohl", worauf der Häuer
antwortete: „Fahren S' glücklich!"
Im Zwickauer Revier in Sachsen grüßt der Ein¬
schieber beim Anfahren den Fremden: „Kommen Sie gut
wieder!" Der Häuer grüßt mit den Worten: „Fahren
Sie gut durch!" oder auch: „Fahren Sie gesund durch!"
Oder er antwortet auf den Gruß des Steigers: „Mach
gesund Schicht!" mit den Worten: „Helf Gott!" oder
„Dazu helfe Gott! Fahren Sie gesund durch!"
Im Steinkohlenrevier Lugau-Olsnitz grüßt noch heute
der Steiger beim Abkehren vom Ort mit den Worten:
„Gut Schicht!" oder „Machen Sie eine gesunde
Schicht!", worauf der Häuer mit „Fahren S' gesund
durch!" antwortet.
In Westfalen antwortet der Arbeiter auf das „Glück
auf!" des Steigers oft auch mit „Auck so!"
Im Mansfeldischen wünscht man dem Einfahrenden:
„Machen Sie eine gesunde Grubenfahrt!" — Hier ist es
Brauch, eine bergmännische Gesellschaft am Stammtisch
nicht durch Händedruck mit jedem einzelnen, sondern durch
ein einmaliges Klopfen mit der Faust auf den Tisch zu
begrüßen, was das „Abstellen des Geleuchtes" bedeutet.
Im einstigen Manganerzbergbau in der Veitsch in der
Ostmark war vor 50 Jahren eine eigene Grußformel bei
der Gedingestellung und -abnähme üblich.")
H u t m a n n (wenn er zu Monatsbeginn vor Ort
kam, um Gedinge zu machen): „Brüder setzt euch, wir
bezwingen es noch!" und
H u 1 m a n n (wenn er zu Monatsende vor Ort kam
und sah, daß der veranschlagte Streckenausschlag nicht
zustande gekommen war): „Brüder setzt euch, wir be¬
zwingen es nimmer!"
Auf dem Knappenberg bei Hüttenberg in Kärnten
konnte man bis vor kurzen» von älteren Bergleuten noch
folgende Grußformel hören:
H u t m a n n (bei Ankunft vor Ort): „Glück auf!"
Häuer: „Gott gibs!"
H u t m a n n (bei der Abkehr vom Ort): „Bewahre
Euch Gott!"
Häuer: „Gott dank, wünsch glückliche Befahrung
und die heilige Barbara beschütze Euch!"
Der Vollständigkeit halber sei auch noch die im Frei¬
berger Revier übliche Grußformel bei Beginn eines
Schreibens erwähnt; jeder Brief begann hier mit den
Worten: „Zuvörderst ein sächsisch bergmännisches Glück
auf!"; dann geht das Schreiben weiter.
Im Sächsischen Erzgebirge war vor einigen Jahren
(1925) auf der Silbererzgrube „Alte Hoffnung Gottes"
zu Kleinvoigtsberg bei Freiberg in Sachsen noch fol¬
gende bergmännische Grußformel allgemein gebräuch¬
lich"):
Obersteiger (bei der Anfahrt): „Glück auf!"
Bergmann: „Glück auf!"
Obersteiger (bei der Abkehr vom Ort): „Gesund
Schicht!"
») Mitgeteilt von Steiger E. Hoch, Kriechbaum, dem es
sein Vater oftmals erzählte.
") Mitgeteilt von Dr.-Ing. G. Schulze, Hettstedt.
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