Soldaten der Arbeit / V°» Kar, Br«»
Ein Volk wird zu Ehren gebracht nicht durch die Lauen, Fügsamen unb
Bequemen, sondern durch die Aufrechten und Tapferen; und wo «S um
die Belange der Wahrheit geht, durch die Unnachgiebigen und Schroffen.
Fichte
ohl zu keiner Zeit
wird der Begriff
„Soldaten derArbeit"sinndeutlicber als zu derZeit,
in der ein Volk gezwungen ist, Kampf zu führen
um Sein oder Nichtsein. Daö aber ist die Zeit
des Krieges. So wie die Soldaten draußen an
der Front einem ehernen Gesetz Folge leisten
muffen, so steht auch der Arbeiter, einerlei wo¬
hin ihn das Schicksal oder die Arbeilslenkung
des Staates gestellt hat, unter dem gleichen
ehernen Gesetz. Die Wirtschaft eines Volkes
hat die Aufgabe, alle Voraussetzungen zu schaf¬
fen, die notwendig sind, um einem Volk die
Lebensmöglichkeit und Lebensentfaltung zu
geben. Alles, was zur Befriedigung der Bedürf-
niffe des Einzelmenschen sowie des ganzen Vol¬
kes gehört, wird durch sie hervorgebracht und er¬
zeugt bzw. nutzbar gemacht. Damit ist ihre Be¬
deutung für jeden unmißverständlich klar. Die
Wirtschaft eines Volkes ist schlechthin der
Kampf ums Dasein. Wenn sie aber das ist, dann
bedarf eö keiner Frage, daß auch der letzte VolkS-
genoffe über gewisse Notwendigkeiten informiert
und zur Erkenntnis gebracht werden muß. Denn
davon allein, ob es gelingt, in den großen Mas¬
sen unseres Volkes dieses Erkennen und das
Verständnis für die Notwendigkeiten zu wecken
und zu erhalten, ist die glückliche Zukunft un¬
seres Volkes nach dem einzigartigen Sieg un¬
serer Waffen noch abhängig. Jeder weiß, daß
der Sieg im Feld immer von gewiffen Voraus¬
setzungen abhängig ist. Da muß zunächst einmal
der geniale Feldherr die Planung der kommen¬
den Ereignisse ausarbeiten. Da müssen weiter so
und so viele Stäbe und untergeordnete Stellen
ihre entsprechenden Arbeiten erledigen, und zu¬
letzt müssen Soldaten der verschiedensten For¬
mationen der Planung des Feldherrn entspre¬
chend zu den bestimmten Zeiten an den bestimm¬
ten Orten eingesetzt werden, um so das, was not¬
wendig ist, zu verwirklichen und den Sieg zu er¬
ringen. Dazu gehört, daß jeder Soldat unbedingt
gehorsam, ohne Rücksicht auf seine Person, dem
gegebenen Befehl Folge leistet. Er soll das tun
in dem Bewußtsein, selbst durch die Hingäbe
seines Lebens der Gemeinschaft zu dienen und so
mitzuhelfen an der Gestaltung der Zukunft sei¬
nes Volkes. Dies alles gilt auch für die Wirt¬
schaft. Wenn die Wirtschaft ihren Zweck erfüllen
soll, dann muß sie, wie die Kriegsführung vom
Feldherrn, von einem alles überschauenden und
genialen Wirtschaftsführer den Bedürfnissen des
Volkes entsprechend gelenkt werden. Dazu ge¬
hört parallel zu dem Generalstab der Armee der
Stab der Wirtschaft. Nach unten ist sie, ähn¬
lich wie die Armee in Armeekorps, Divisionen,
Regimenter, Bataillone und Kompanien aufge¬
teilt ist, in die verschiedenen Wirtschaftsgebiete
und diese wieder in die mannigfaltigsten Be¬
triebe aufgeteilt. Wie eine Armee aus Soldaten
der verschiedensten Formationen, so z. B. aus
Pionieren, Panzertruppen,Infanterie, Artillerie,
Nachrichtenabteilung, Train und Kraftfahrtrup¬
pen, die Flieger aus der fliegenden und
Boden-Organisation, Flak usw., die Marine
aus schweren, mittleren und leichten Einheiten
der verschiedensten Art, zusammengesetzt ist,
so baut sich auch die Wirtschaft auf den
verschiedensten Berufsgruppen auf. Und so
wie es bei einer Armee wichtig und von ent¬
scheidender Bedeutung ist, daß die zahlenmäßige
Stärke der einzelnen Formationen so ist, wie
sie dem Kampfeinsatz und den Notwendigkeiten
der Armee entspricht, so muß auch die Wirtschaft
über die jeweils notwendigen Kräfte in den ein¬
zelnen Berufsgruppen am richtigen Platz ver¬
fügen. Dies heißt mit anderen Worten, es muß
in einer geordneten Wirtschaft unbedingt eine
Stelle sein, die für die B e r u f s l e n k u n g zu
sorgen hat. Solange zu jedem Beruf, der lebens¬
wichtig ist, der Andrang von Freiwilligen so
groß ist, daß er den Anforderungen entspricht,
scheint die Berufslenkung überflüssig zu sein.
Sie ist es aber nicht, denn sobald in einem
lebenswichtigen Beruf Mangel an Arbeitskräf¬
ten entsteht, muß eine Stelle da sein, die regu¬
lierend eingreift. Das erkennen wir am besten
an folgenden Tatsachen.
Die Bedeutung der Kohle in unserer Volks¬
und Wehrwirtschaft ist allgemein bekannt. Sie
soll aber hier noch einmal zum besseren Ver¬
ständnis kurz skizziert werden. Zum Kriegführen
z. B. gehören alle möglichen Waffen, Munition,
Flugzeuge, Fahrzeuge, Schiffe usw. und auch
die nötigen Treibstoffe. Um Waffen, Muni¬
tion und alle diese Dinge herzustellen, ist sehr
viel Eisen und sind mannigfaltige Metalle so¬
wie Gummi und noch viele andere Materialien
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