auf Geschoß, Worte der Verleumdung, die gesprochen
werden, um einen niederzuringen, oder Beleidigungen, um
zur unbedächtigen Tat zu reizen. Aber wer denkt und
glaubt, daß das Recht unverletzbar ist und blutgebunden
in uns selber ruht, der begreift, was diese Rune sagen
will:
„Ich bin mein Recht, dieses Recht ist
unverletzbar, darum bin ich selber un«
verletzlich, denn mein Recht bin ich!"
Mit anderen Worten, wenn ich als Mensch von Pflicht¬
gefühl und Gewisien das tue, was nur mein Gewissen
und meine Pflicht vorschreibt, dann kann ich mit frei er¬
hobenem Haupt und klarem Blick meinen Weg schreiten
und die Verleumdung bannen und meine Hetzer werden
mich nicht treffen.
Ein Sechstes ist mein, wenn ein Mann mich sehrt
Mit fremden Baumes Wurzel;
Nicht mich verfehrt, den Mann verzehrt
Das Verderben, mit dem er mir drohte.
Diese Rune heißt: ka, kaun, kan, kuna, kien, kiel, kon,
kühn, kein usw. Der Weltbaum Pggdrasil galt als der
arische Volksstamm, neben dem die fremdrassischen Volks¬
stämme als fremde Bäume galten. Der Name der Rune
kaun, kuna bedeutet Mädchen und bezeichnet das weib¬
liche Prinzip im All. Die Rune will also sagen, daß der
Geschlechtsverkehr mit Fremdrassischen Verderben bringt.
Der Stamm, die Rasse ist rein zu erhalten, sie darf nicht
durch fremden Baumes Wurzel verunreinigt werden. Ge¬
schähe es doch, so würde das auch dem fremden Baum
wenig nützen, denn das Reis würde ihm zum Feinde. Da¬
rum soll diese Rune mahnen:
„D ein Blut, dein höchstes Gut!"
Ein Siebentes kenn ich, seh ich den Brand
Hoch um der Menschen Behausung:
Wie weit er auch brenne, ich bring ihn zur Ruh'
Mit zähmendem Zaubergesange.
hagal — das All hegen, einschließen, Hagel, vernichten.
Hagal bedeutet das Innerlichkeitsgefühl, das Bewußt¬
sein, seinen Gott mit allen seinen Eigenschaften in sich
zu tragen. Dieses Bewußtsein aber gibt Selbstvertrauen
und den Glauben an die Kraft in mir. Das Lied weist
hin auf den Brand, d. h. das Toben um mich herum, das
aber nicht stören kann den, der seine innere Ruhe be¬
wahrt. Er wird durch seine Ruhe und Geisteskraft das
Toben zur Ruhe bringen und den Brand um sich herum
löschen. Darum bedeutet diese Rune:
„U mhege das All in dir und du be¬
herrschest das All!"
Ein Achtes eignet mir, Allen gewiß
Am nötigsten zu benutzen;
Wo irgend Hader bei Helden erwächst,
Da weiß ich ihn schnell zu schlichten.
nauth, noth, norn, Schicksalszwang. Die Noth-Rune
bedeutet hier nicht Not in der heutigen Bedeutung des
Wortes, sondern Not ist das, was die Nornen spinnen,
soviel wie Schicksalszwang, d. h. Zwang des Schicksals,
das die Nornen nach ewigen Urgesetzen bestimmen. Sie ist
ein Hinweis auf die Kausalität jeden Geschehens. Es gibt
keine Wirkung ohne Ursache und keine Wirkung ohne
ihren Endzweck. Darum: Ursache, Wirkung, Endzweck.
Das Lied weist nun darauf hin, daß der, der die Ursache
eines Ereignisses zu erfassen vermag und die organisch¬
gesetzmäßige Entwicklung, sowie die sich daraus er¬
gebenden Folgen erkennt, auch die .sich erst vorbereitende,;
Folgen zu ermessen vermag. Er beherrscht daher das
Wissen um die Zukunft und versteht einen sich anbah¬
nenden Streit zu schlichten oder zu verhindern. Diese
Rune spricht daher:
„N sitze dein Schicksal, widerstrebe ihm
nicht!"
Ein Neuntes versteh ich, wenn Not mir entsteht,
Mein Schiff auf dem Meere zu schützen;
Da still ich den Sturm auf der steigenden See
Und beschwichtige den Schwall der Wogen.
i (ich), iS, Eis, Eisen. Ich bedeutet die GcisteSmacht
in mir. Das Lied will sagen: Durch das Bewußtsein der
eigenen Geistes macht können die Wogen um
mich herum mich nicht erschüttern. Sie wird durch dieses
mein Bewußtsein zu Eis gefrieren, d. h. in einen toten
Beharrungszustand versetzt und die Wogen, das ist der
Wille der anderen, werden durch die suggestive Kraft des
stärkeren Willens, der hart wie Eisen ist, beschwichtig!
und umgelenkt. Darum hat diese Rune die Bedeutung:
„G ewinne Macht über dich selbst und
du hast Macht über die dir widerstre¬
bende Geistes- und Körper weit!"
Ein Zehntes verwend ich, wenn durch die Luft
Spukende Reit'rinnen sprengen:
Fang ich den Zauber an, fahren verwirrt
Sie aus Gestalt und Bestreben.
ar, Sonne, Urfyr (Gott), Arier, Adler. Wo die Sonne
leuchtet, da weicht das Dunkel und wo das Urfyr (Gott)
in mir wirksam ist, da weicht der Zweifel und das Un¬
gewisse, da herrscht Klarheit und die rechte Erkenntnis.
Im Zeichen der Ar's gründeten die Arier — die Sonnen¬
söhne — ihre Rita, das arische Urgesetz, dessen Hiero¬
glyphe der „Aar" (Adler) ist, der sich selber opfert, in¬
dem er sich dem Flammentode weiht, um wiedergeboren
zu werden. Man denke dabei auch an den Phönix, der
aus der Asche steigt. Die Rune soll daher sagen:
Allen Dunkelgewalten, die Verwirrung bereiten, zum
Trotz wird das Licht doch siegen.
Darum: „A ch t c das Urfyr !"
Ein Elftes kann ich auch noch im Kampf,
Wenn ich den Liebling geleite;
Ich sings in den Schild und er siegt in der Schlacht
Zieht heil dabin und heil wieder heim
Verharrt in Heil allenthalben.
sol, sal, sig, Sonne, Heil, Sieg, Säule, Schule, Ziel.
,,sal and sig" — „Heil und Sieg", ist der tausendjährige
urarische Gruß und Kampfruf. Wenn wir die Worte
des Liedes in Verbindung bringen mit dieser Rune, die
auch Sonne bedeutet, und die Sonne als Lebensweckcr
auf der Erde gilt und neues Leben schafft, daneben aber
den Geist, die Wahrheit und Klarheit verkörpert, so kann
die Bedeutung der Rune nur die sein:
„D er S ch ö p f e r g e i st muß siegen!"
Ein Zwölftes hab' ich: Hängt am Baum
Droben Einer erdrosselt;
Ritz' ich es dann mit Runen ein,
Herab steigt der Mann und redet mit mir.
tyr, tar, tur, Thier; Tiu, Zio, Ziu, Zeus; - zeugen,
wenden, verbergen. Das ist die Rune vom Zeugen. Leben
und Vergehen. Die Rune weist bin auf den Ursprung
des Menschen in Gott und aus Gott und daher auch auk
seine Unvergänglichkeit. Das Lied weist auf den wieder¬
geborenen Wodan, der nach seiner Selbstopferung vom
Weltbaume verjüngt herabsteigt, sowie der aus der Asche
verjüngt aufsteigende Pbönir, personifiziert in dem jungen
168