Full text: 69.1941 (0069)

lien. Hans Thoma malt im Schwarzwald und 
hat das Glück, einen verständnisvollen Landes- 
fürsten zu finden. 
Und doch kommt um die Jahrhundertwende 
aus dem Volk die Erneuerung gegen den künst¬ 
lerischen und völkischen Verfall, bis sie erst in 
unserer Zeit in die breite staatlich bejahte und 
gelenkte Führung einmündet. 
Gegen die Verschandelung der Heimat tritt 
die Naturschutzbewegung auf den Plan. Der 
Verstädterung tritt die Bestrebung neuer Lebens¬ 
reformer, die Licht und Luft durch zweckmäßige 
Kleidung und Schaffung von Sport- und Bade- 
plätzen, eine neue Körperbejahung erstreben. Aus 
der Jugend tritt mit dem Kampf gegen ver- 
spießtes Elternhaus und jugendferne Schule der 
Wandervogel. Selbftverantwortliches Leben, 
meiden von Rauch- und Rauschgiften, Schutz 
der heimatlichen Natur, Pflege von Volkskunst 
und Volkslied sind seine Hauptziele. Aus dem 
Kreis bürgerlicher Menschen bildet sich unter 
Führung von Ferdinand Avenarius der Dürer¬ 
bund. „Gute Kunst ins Volk ist seine Devise." 
Alfred Lichtwarck leitet in Hamburg eine ganz 
neue, lebendige Museumsarbeit ein. Heimat¬ 
museen entstehen durch Städte, die es sich zur 
Ehre machen, Vergangenes, Hausrat und 
Heimatkunst zu sammeln. Selbst aus der In¬ 
dustrie kommt eine Bewegung gegen die Ver- 
kitschung und für Qualität und Schönheit deut¬ 
scher Erzeugnisie, der sog. Werkbund. Durch 
Technik und Industrie erstehen auch zum ersten¬ 
mal wieder seit einem halben Jahrhundert Bau¬ 
ten, die zweckmäßig und schön sind. Abb. 12. 
Neues Material, Eisen, Beton, Glas ge¬ 
statten neue Formen. So gibt es als Aus¬ 
druck dieser Zeit Brücken, Fabriken, Bahn¬ 
höfe, Bürohäuser, in einem immer wieder 
schönen Stil, der für das Bauen der Gegenwart 
Ansatz und Grundlage geworden ist. 
In einer großen Schau der Ausstellung des 
deutschen Werkbundes in Köln sollte die Staats¬ 
führung und die Welt draußen diese Bestrebun¬ 
gen in ihren praktischen Auswirkungen sehen 
und schließlich dazu überzeugt werden. 
Da brach der Weltkrieg aus 
Als Deutschlands Wiedergeburt 
kann man die Gegenwart auch in der Kunst be¬ 
zeichnen, weniger weil die Ergebnisie schon alle 
vorliegen, sondern weil die tieferen Grundbe¬ 
dingungen geschaffen und in der Gesetzgebung 
niedergelegt sind. 
Der Vertrag von Versailles brachte soziale 
und politische Verwirrungen, die in Deutschland 
für die künstlerischen Bestrebungen keinen Platz 
ließen. Vereinsamt schafften die Künstler und 
oft in einer Sprache, die der Mann aus dem 
Volke nicht mehr verstand. Der Zusammenhang 
mit der Gemeinschaft, und wäre sie auch noch so 
klein, ging verloren. Anregungen von dort mu߬ 
ten ausbleiben. Alle Erneuerungsbewegungen 
der Vorkriegszeit, vor allem die Jugendbewegung 
wurden von den Parteien abgefangen und muß 
tcn an Wirkung einbüßen. 
Mit der Lösung der politischen Fragen durch 
den Krieg 1939/40 mit der Grundlegung zur 
Lösung der sozialen Probleme durch die Gesetz¬ 
gebung wird zum erstenmal in der 
d e u t s ch e n G e s ch i ch t e s e i t 10 0 0 Jah¬ 
ren ein neuer politischer Raum und 
eine gesamtvölkische Grundlage 
geschaffen, eben G r o ß d e u t s ch ka n d 
mit dem deutschen Menschen. Erst 
wenn sozialer Wohlstand vorhanden ist, kann 
Sinn und Verständnis für Kunst auf breitester 
Grundlage kommen. Damit stehen wir an der 
Schwelle einer Entwicklung, der alle Kräfte von 
der Iugendformung, Naturschutzgesetzgebung, 
Wohnungö- und Heimstättenbewegung gesetz¬ 
mäßig eingebaut sind. Damit kommen für den 
Künstler Aufgaben, die allen zugute kommen. 
Die Kunst wird wieder angewandte Kunst, Gr- 
meinschaftSkunft. 
Staat, Partei und Arbeitsfront sind bereits 
mit guten Beispielen eigenen Bauens vorange¬ 
gangen. Ein solcher Gemeinschaftsbau der gro߬ 
deutschen völkischen Gemeinschaft ist das RcichS- 
fportfeld. Abb. 13. 
Die großen Aufgaben des Wohnungsbaues 
werden zeigen, wie neue Form mit handwerk¬ 
lich überlieferten, heimatlichen Bauformen ver¬ 
eint werden. Die Sanierung der Altstädte in 
Köln und Hamburg haben glückliche Lösungen 
gebracht. 
Eure neue Zeit deutscher Volkskunst wird 
aus dem neu aufgebauten Kunftunterricht der 
allgemeinen und Fachschulen herausführen. 
Kunst wird wieder werden, was ihre Aufgabe 
ist, das Leben der deutschen Menschen veredeln, 
verschönen, erheben und es lebenswerter machen. 
„veutststland ist ftitlec und stiller ist veutststland 
Hermann Goring am 9. Sept. 1939
	        
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