lien. Hans Thoma malt im Schwarzwald und
hat das Glück, einen verständnisvollen Landes-
fürsten zu finden.
Und doch kommt um die Jahrhundertwende
aus dem Volk die Erneuerung gegen den künst¬
lerischen und völkischen Verfall, bis sie erst in
unserer Zeit in die breite staatlich bejahte und
gelenkte Führung einmündet.
Gegen die Verschandelung der Heimat tritt
die Naturschutzbewegung auf den Plan. Der
Verstädterung tritt die Bestrebung neuer Lebens¬
reformer, die Licht und Luft durch zweckmäßige
Kleidung und Schaffung von Sport- und Bade-
plätzen, eine neue Körperbejahung erstreben. Aus
der Jugend tritt mit dem Kampf gegen ver-
spießtes Elternhaus und jugendferne Schule der
Wandervogel. Selbftverantwortliches Leben,
meiden von Rauch- und Rauschgiften, Schutz
der heimatlichen Natur, Pflege von Volkskunst
und Volkslied sind seine Hauptziele. Aus dem
Kreis bürgerlicher Menschen bildet sich unter
Führung von Ferdinand Avenarius der Dürer¬
bund. „Gute Kunst ins Volk ist seine Devise."
Alfred Lichtwarck leitet in Hamburg eine ganz
neue, lebendige Museumsarbeit ein. Heimat¬
museen entstehen durch Städte, die es sich zur
Ehre machen, Vergangenes, Hausrat und
Heimatkunst zu sammeln. Selbst aus der In¬
dustrie kommt eine Bewegung gegen die Ver-
kitschung und für Qualität und Schönheit deut¬
scher Erzeugnisie, der sog. Werkbund. Durch
Technik und Industrie erstehen auch zum ersten¬
mal wieder seit einem halben Jahrhundert Bau¬
ten, die zweckmäßig und schön sind. Abb. 12.
Neues Material, Eisen, Beton, Glas ge¬
statten neue Formen. So gibt es als Aus¬
druck dieser Zeit Brücken, Fabriken, Bahn¬
höfe, Bürohäuser, in einem immer wieder
schönen Stil, der für das Bauen der Gegenwart
Ansatz und Grundlage geworden ist.
In einer großen Schau der Ausstellung des
deutschen Werkbundes in Köln sollte die Staats¬
führung und die Welt draußen diese Bestrebun¬
gen in ihren praktischen Auswirkungen sehen
und schließlich dazu überzeugt werden.
Da brach der Weltkrieg aus
Als Deutschlands Wiedergeburt
kann man die Gegenwart auch in der Kunst be¬
zeichnen, weniger weil die Ergebnisie schon alle
vorliegen, sondern weil die tieferen Grundbe¬
dingungen geschaffen und in der Gesetzgebung
niedergelegt sind.
Der Vertrag von Versailles brachte soziale
und politische Verwirrungen, die in Deutschland
für die künstlerischen Bestrebungen keinen Platz
ließen. Vereinsamt schafften die Künstler und
oft in einer Sprache, die der Mann aus dem
Volke nicht mehr verstand. Der Zusammenhang
mit der Gemeinschaft, und wäre sie auch noch so
klein, ging verloren. Anregungen von dort mu߬
ten ausbleiben. Alle Erneuerungsbewegungen
der Vorkriegszeit, vor allem die Jugendbewegung
wurden von den Parteien abgefangen und muß
tcn an Wirkung einbüßen.
Mit der Lösung der politischen Fragen durch
den Krieg 1939/40 mit der Grundlegung zur
Lösung der sozialen Probleme durch die Gesetz¬
gebung wird zum erstenmal in der
d e u t s ch e n G e s ch i ch t e s e i t 10 0 0 Jah¬
ren ein neuer politischer Raum und
eine gesamtvölkische Grundlage
geschaffen, eben G r o ß d e u t s ch ka n d
mit dem deutschen Menschen. Erst
wenn sozialer Wohlstand vorhanden ist, kann
Sinn und Verständnis für Kunst auf breitester
Grundlage kommen. Damit stehen wir an der
Schwelle einer Entwicklung, der alle Kräfte von
der Iugendformung, Naturschutzgesetzgebung,
Wohnungö- und Heimstättenbewegung gesetz¬
mäßig eingebaut sind. Damit kommen für den
Künstler Aufgaben, die allen zugute kommen.
Die Kunst wird wieder angewandte Kunst, Gr-
meinschaftSkunft.
Staat, Partei und Arbeitsfront sind bereits
mit guten Beispielen eigenen Bauens vorange¬
gangen. Ein solcher Gemeinschaftsbau der gro߬
deutschen völkischen Gemeinschaft ist das RcichS-
fportfeld. Abb. 13.
Die großen Aufgaben des Wohnungsbaues
werden zeigen, wie neue Form mit handwerk¬
lich überlieferten, heimatlichen Bauformen ver¬
eint werden. Die Sanierung der Altstädte in
Köln und Hamburg haben glückliche Lösungen
gebracht.
Eure neue Zeit deutscher Volkskunst wird
aus dem neu aufgebauten Kunftunterricht der
allgemeinen und Fachschulen herausführen.
Kunst wird wieder werden, was ihre Aufgabe
ist, das Leben der deutschen Menschen veredeln,
verschönen, erheben und es lebenswerter machen.
„veutststland ist ftitlec und stiller ist veutststland
Hermann Goring am 9. Sept. 1939