Full text: 69.1941 (0069)

sind verschwunden, deutsche Landschaft ist der 
Schauplatz ihrer Bilder, Menschlichkeit ihr 
Inhalt. 
Für die Malerei ist die Renaissance ein Ver- 
lust der Innerlichkeit und Versenkung, ein Ge¬ 
winn menschlicher Werte. Die Madonnen sind 
nicht mehr Himmelsköniginnen, sondern Mütter 
mit menschlichen Freuten und Leiden. So wirken 
die Menschen der Renaissance diesseits zugewen¬ 
det, energisch, ausgeschlossen und voller Natür¬ 
lichkeit. Abb. 7. 
Weltliche, ja antik-heidnische Themen werden 
gemalt, der Kirchenbau fast eingestellt. Der 
Bürger und Kaufmann läßt sich mit auf dem 
von ihm selbst gestifteten Altar malen. Die 
Städtische Gemeinschaft baut ein anderes, 
neues Gemeinschaftshaus neben der Kirche, das 
Rathaus. Seine Grundform ist der heimatlichen 
Bauweise entnommen. Abb. 8. 
In diesem Bild ist es die Erweiterung der 
Form des niederdeutschen Bauernhauses. In 
Nürnberg, einer der lebendigsten Städte der 
deutschen Renaissance entsteht die erste Arbeiter¬ 
siedlung, erbaut von dem Kaufmann Jakob 
Fugger, die sogen. Fuggerei. Für den Bauern- 
stand allerdings war die Zeit kein Segen und 
seine Freiheitsbewegung erstickte in Blut. 
Ein anderes nationales Unglück war die 
Kirchengründung Luthers, die von nun an das 
Volk in zwei Teile aufspaltete. Doch gab 
uns Luther die erste, hochdeutsche, National¬ 
sprache in seiner Bibelübersetzung. In ihr 
verstanden sich alle Menschen deutschen Blutes 
über alle Dialekte hinweg. Und damit gab 
es einen Weg, zu allen Menschen dieses Volkes 
gleichverständlich zu sprechen. Auch die Mittel 
dazu schenkte ein genialer Erfinder — Johann 
Gutenberg — der Welt, die bewegliche Letter 
des Buchdrucks. Nun hatte der Geist einen 
Weg in alle Schichten des Volkes und Buch und 
Flugblatt gelangten in tausend Hände. Er¬ 
furt, Frankfurt, Augsburg, Regensburg, Base! 
sind Kulturstätten des Renaissancegeisteö ge¬ 
worden. Eine große bebilderte Erdbeschreibung 
wird in Nürnberg gedruckt — Schedels Welt¬ 
chronik. In Straßburg erscheint ein naturwissen¬ 
schaftliches und medizinisches Werk, Leonhard 
Fuchs „Kräuterbuch", das nicht nur aus Arznei¬ 
büchern der Griechen und Römer zusammen- 
Abb. 9: Schlesische barocke Klosterkirche 1660. Die Kirche 
des Barock zeigt die neu erwachte Kraft des Katholizismus 
nach dem 30 jährigen Krieg (1650 —1750) 
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