sind verschwunden, deutsche Landschaft ist der
Schauplatz ihrer Bilder, Menschlichkeit ihr
Inhalt.
Für die Malerei ist die Renaissance ein Ver-
lust der Innerlichkeit und Versenkung, ein Ge¬
winn menschlicher Werte. Die Madonnen sind
nicht mehr Himmelsköniginnen, sondern Mütter
mit menschlichen Freuten und Leiden. So wirken
die Menschen der Renaissance diesseits zugewen¬
det, energisch, ausgeschlossen und voller Natür¬
lichkeit. Abb. 7.
Weltliche, ja antik-heidnische Themen werden
gemalt, der Kirchenbau fast eingestellt. Der
Bürger und Kaufmann läßt sich mit auf dem
von ihm selbst gestifteten Altar malen. Die
Städtische Gemeinschaft baut ein anderes,
neues Gemeinschaftshaus neben der Kirche, das
Rathaus. Seine Grundform ist der heimatlichen
Bauweise entnommen. Abb. 8.
In diesem Bild ist es die Erweiterung der
Form des niederdeutschen Bauernhauses. In
Nürnberg, einer der lebendigsten Städte der
deutschen Renaissance entsteht die erste Arbeiter¬
siedlung, erbaut von dem Kaufmann Jakob
Fugger, die sogen. Fuggerei. Für den Bauern-
stand allerdings war die Zeit kein Segen und
seine Freiheitsbewegung erstickte in Blut.
Ein anderes nationales Unglück war die
Kirchengründung Luthers, die von nun an das
Volk in zwei Teile aufspaltete. Doch gab
uns Luther die erste, hochdeutsche, National¬
sprache in seiner Bibelübersetzung. In ihr
verstanden sich alle Menschen deutschen Blutes
über alle Dialekte hinweg. Und damit gab
es einen Weg, zu allen Menschen dieses Volkes
gleichverständlich zu sprechen. Auch die Mittel
dazu schenkte ein genialer Erfinder — Johann
Gutenberg — der Welt, die bewegliche Letter
des Buchdrucks. Nun hatte der Geist einen
Weg in alle Schichten des Volkes und Buch und
Flugblatt gelangten in tausend Hände. Er¬
furt, Frankfurt, Augsburg, Regensburg, Base!
sind Kulturstätten des Renaissancegeisteö ge¬
worden. Eine große bebilderte Erdbeschreibung
wird in Nürnberg gedruckt — Schedels Welt¬
chronik. In Straßburg erscheint ein naturwissen¬
schaftliches und medizinisches Werk, Leonhard
Fuchs „Kräuterbuch", das nicht nur aus Arznei¬
büchern der Griechen und Römer zusammen-
Abb. 9: Schlesische barocke Klosterkirche 1660. Die Kirche
des Barock zeigt die neu erwachte Kraft des Katholizismus
nach dem 30 jährigen Krieg (1650 —1750)
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