Die meisten Künstler der Gotik sind unbe¬
kannt. Aus der religiösen Gemeinschaft kamen
sie, in sie sanken sie zurück. Alle Lieblichkeit des
Frauenantlitzes, alles Leid einer Mutter, aller
Abb 4: Priester aus der Zeit der Romanik (Bamberg).
Das waren die fanatischenKämpfer für die Macht der Kirche.
sie, die den Gläubigen hinauf reißt zum Ewigen.
Durch eine Tür, vor den einen Altar treten
alle, in einen Raum. Nun wachsen sie auf¬
wärts in Straßburg und Ulm, in Köln und
Regensburg. So gewaltig sind die Ausmaße, daß
Generationen daran bauten und die meisten nie
fertig wurden; erst eine spätere Zeit hat sie
vollendet. Abb. 5.
Durch schmale, hohe GlaSfenfter, geschmückt
mit GlaSgemälden, die das Leben der Heiligen
und die Geschichten der Bibel darstellen, strömt
in glühender Farbigkeit das Sonnenlicht und
verklärt den Raum der gotischen Kirche für den
kindlich-gläubigen Menschen zu einer wirklichen
Wohnung Gottes. Die Außenwände, von den
Portalen an, sind überhäuft mit Hunderten von
Bildwerken, Meisterwerken bedeutender Bild¬
hauer und Darstellungen einfacher, handwerklich
bäuerlicher Menschen.
Heilige und Spukgeftalten aller Art, Legen¬
den und Sagen kehren im Bildwerk wieder. Am
Altar haben die großen Meister Geburt, Leben,
Tod und Auferstehung Jesu gemalt, Bildhauer die
Rahmen und Begleitfiguren geschnitzt. Die Ge¬
räte, die der kultischen Handlung dienen, sind m
kostbare Goldschmiedearbeiten, die Meßbücher ^ _
handgeschrieben in jahrelanger Arbeit entstanden,
mit vergoldeten und farbigen Bildern ausge¬
schmückt. Handgewebte Gewänder und Bild¬
teppiche erhöhen die Weihe der Handlung und
des Ortes.
Abb. 5: Der Dom zu Köln. Die gotischen Dome sind der bau¬
liche Ausdruck einer umfassenden, religiösen Volksgemein¬
schaft und zeigen die Macht der katholischen Kirche in der
Zeit der Gotik. 1200 — 1350 n. Chr.
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