Full text: 69.1941 (0069)

Die meisten Künstler der Gotik sind unbe¬ 
kannt. Aus der religiösen Gemeinschaft kamen 
sie, in sie sanken sie zurück. Alle Lieblichkeit des 
Frauenantlitzes, alles Leid einer Mutter, aller 
Abb 4: Priester aus der Zeit der Romanik (Bamberg). 
Das waren die fanatischenKämpfer für die Macht der Kirche. 
sie, die den Gläubigen hinauf reißt zum Ewigen. 
Durch eine Tür, vor den einen Altar treten 
alle, in einen Raum. Nun wachsen sie auf¬ 
wärts in Straßburg und Ulm, in Köln und 
Regensburg. So gewaltig sind die Ausmaße, daß 
Generationen daran bauten und die meisten nie 
fertig wurden; erst eine spätere Zeit hat sie 
vollendet. Abb. 5. 
Durch schmale, hohe GlaSfenfter, geschmückt 
mit GlaSgemälden, die das Leben der Heiligen 
und die Geschichten der Bibel darstellen, strömt 
in glühender Farbigkeit das Sonnenlicht und 
verklärt den Raum der gotischen Kirche für den 
kindlich-gläubigen Menschen zu einer wirklichen 
Wohnung Gottes. Die Außenwände, von den 
Portalen an, sind überhäuft mit Hunderten von 
Bildwerken, Meisterwerken bedeutender Bild¬ 
hauer und Darstellungen einfacher, handwerklich 
bäuerlicher Menschen. 
Heilige und Spukgeftalten aller Art, Legen¬ 
den und Sagen kehren im Bildwerk wieder. Am 
Altar haben die großen Meister Geburt, Leben, 
Tod und Auferstehung Jesu gemalt, Bildhauer die 
Rahmen und Begleitfiguren geschnitzt. Die Ge¬ 
räte, die der kultischen Handlung dienen, sind m 
kostbare Goldschmiedearbeiten, die Meßbücher ^ _ 
handgeschrieben in jahrelanger Arbeit entstanden, 
mit vergoldeten und farbigen Bildern ausge¬ 
schmückt. Handgewebte Gewänder und Bild¬ 
teppiche erhöhen die Weihe der Handlung und 
des Ortes. 
Abb. 5: Der Dom zu Köln. Die gotischen Dome sind der bau¬ 
liche Ausdruck einer umfassenden, religiösen Volksgemein¬ 
schaft und zeigen die Macht der katholischen Kirche in der 
Zeit der Gotik. 1200 — 1350 n. Chr. 
199
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.