Die Grube Illingen lieferte Kohlen für
den Hausbrand, für Schmiede und die Kalk¬
brennereien. Die Gemeindeeingesessenen der Herr¬
schaft erhielten von 1790 ab die „Berechtigungs¬
kohlen", die einige Jahre vorher auf anderen
Gruben bewilligt wurden. Eine Änderung im
Betriebe der Grube Illingen ttat im Jahre 1793
ein, als sie in französischen Besitz überging. In
diesem Jahre besetzte die französische Republik
das Saarland, hob alle Sonderrechte der seit¬
herigen Territorialherren auf und zog deren Be¬
sitzungen als Staatsgut ein. So wurden sämt¬
liche Besitzungen des Fürsten von Nassau-
Saarbrücken, des Grafen von der
Leyen und des Freiherrn vonKerpen auf
Rechnung der Republik durch das alte Gruben¬
personal als Regiebetrieb für Rechnung der Re¬
publik betrieben. Durch Vertrag vom 5. Ger-
minal anno V (25. März 1797) wurde sie an
die Gesellschaft Equer in Paris verpachtet. Sie
zahlte eine Pachtsumme von 1000.— Franken
jährlich. Eine Reihe von Gemeinden, die, ver¬
anlaßt durch die Mißachtung ihres seitherigen
Rechtes auf Kalk- und Hausbrandkohle seitens
der Compagnie, im Laufe des Jahres 1798
einige Gräbereien eröffnet hatten, wurden in
diesem Betriebe gehindert und vom Civiltribunal
des Saardepartements durch Urteil vom 28.
Frimaire anno VIH (19. Dezember 1799) end¬
gültig zum Schadenersatz verurteilt. Mit dem
1. Januar 1814 hörte die französische Herrschaft
auf dem linken Rheinufer auf. Es wurde eine
vorläufige Regierung eingesetzt, die mit dem 16.
Juni aufgelöst wurde und der eine k. k. öster¬
reichische und k. bayerische gemeinschaftliche Lan-
des-Administrations-Kommission folgte.
Im ersten Pariser Friedensschluß kam die Graf¬
schaft Ottweiler nebst der Herrschaft Illingen
mit den Gruben Wahlschied, Wellesweiler, Kohl¬
wald und St. Ingbert unter die österreichisch¬
bayerische Verwaltungskommission zu Kreuznach
und im zweiten Pariser Frieden zu Preußen,
während die ehemalige Grafschaft zu Saarbrücken
noch unter französischer Herrschaft geblieben war.
Den Bemühungen weitblickender und deutsch¬
gesinnter Bürger von Saarbrücken, insbesondere
der Deputierten Böcking und Lauckhard war es
gelungen, das an Kohlenschätzen so reiche Saar¬
tal dem Königreiche Preußen zu erhalten. Il¬
lingen wurde der Saarbrücker Inspektion zu¬
geteilt. Am 1. Juli 1816 erfolgte die Besitz¬
ergreifung des Kantons Ottweiler für die Krone
Preußens. Schon am 6. Juli nahm Bergamts-
affeffor Böcking die Vereidigung der Schicht¬
meister der in den einzelnen Bezirken gelegenen
herrschaftlichen Steinkohlengruben: Welleswei¬
ler, Kohlwald, I l l i n g e n und Wahlschied auf
der Neunkirchener Eisenhütte vor. Das Saar¬
brücker Steinkohlendistrikt war in zwei Berg-
meistereien eingeteilt. Zur zweiten Bergmeisterei
gehörten die nunmehr Königlichen Gruben: Kohl¬
wald, Wellesweiler, Illingen, Güchenbach,
Wahlschied, sowie die Glashüttengruben
zu Merchweiler, Friedrichsthal und Quier¬
schied.
2m Jahre 1813 betrug die Förderung der
Grube Illingen 2949 Fuder oder 4429 Tonnen
bei einer Belegschaft von 35 Mann, was für
die damaligen einfachen Gewinnungsverhältniffe
eine schöne Leistung war. Die Generalbefahrung
der Grube Illingen war 1817 unter dem Berg¬
meister Pletschke, dessen Nachfolger von 1818
bis 1838 Bergmeister Schmidt, von 1838 bis
1843 Bergmeister von Schweinitz und von 1843
bis 1846 Obereinfahrer Lüdke waren. Nach
Ablauf des noch bestehenden Pachtvertrages
übernahm das Bergamt zu Saarbrücken ab
1. Juli auch dieGrubeMerchweiler.
Diese war am 1. April 1808 den Glashütten¬
besitzern Reppert und Högel zu St. Johann durch
die französische Regierung gegen Jahreszinsen
von 700.— Franken überlassen worden. Als
Privateigentümer der Grube Illingen wurde die
Familie von Kerpen wieder anerkannt. Diese
erhielt im Jahre 1821 eine Abfindung in Höhe
von 65 000.— Franken. Die Besitzer der Glas¬
hütte bekamen Kohlen zum Selbstkostenpreis der
Grube zuzüglich Pachtzins von 700.—Franken.
Diese Kohlengerechtsame wurden 1877 abge¬
funden. Die Jahresförderung der Grube betrug
3 000 Fuder oder 4 500 Tonnen. Von diesen
Kohlen wurden den Gemeinden Illingen, Genn¬
weiler, Wemmetsweiler, Hüttigweiler und Ra߬
weiler zirka 500 Fuder oder 750 Tonnen Be¬
rechtigungskohlen geliefert. Der Rest wurde von
der Rußhütte im Rußhüttental zur Gewinnung
von Ruß und den Eigentümern verbraucht. Die
Förderung der Grube Merchweiler deckte den
Bedarf der Glashütte mit 1050 Tonnen, zu¬
sammen wurden also 5500 Tonnen gefördert.
Im Jahre 1822 wurde die Grube Illingen
stillgelegt und mit der Grube Merchweiler unter
dem Namen „Grube Merchweiler" ver¬
einigt. Etwa um 1830 starb die Familie Kerpen
aus, und die Erben verkauften das Schloß (eine
Wasserburg und die dazu gehörigen Ländereien
und Waldungen) an Bergrat Sello in Saar¬
brücken. Durch Erbschaft kam der Besitz an die
Familie Haldy, die die Burg im Jahre 1913
der Gemeinde Illingen schenkte. Der zur Herr¬
schaft gehörige Wald heißt noch heute „Sello'-
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