Full text: 68.1940 (0068)

Diese zuletzt aufgezählte Einrichtung der Bergverwal- 
tung zeigt, wie diese es ermöglichte, eine bodenverwachsene 
Arbeiterschaft zu erhalten. Durch Prämien bis zu 900.— 
Mark und unverzinsliche Darlehn bis zu 2100.— Mark, 
die in zehn Jahren zurückzahlbar waren, hatte sie es seit 
1842 vielen Bergleuten ermöglicht, ein eigenes Haus 
mit Garten zu erwerben und so mit dem Boden ver¬ 
wurzelt zu bleiben. Wie sich die Wohnungsfürsorge der 
Bergverwaltung auf Familien, und Besitzstand der Sulz¬ 
bacher Bergleute von 1875 bis 1925 auswirkte, zeigt 
folgende Übersicht: 
Gesamtbevölkerung . 
Anzahl der Bergleute 
Familienstand: ledig 
verheiratet 
verwitwet ...... 
Familienangehörige: Ehefrauen .... 
Kinder 
davon unversorgt . . 
sonstige Angehörige . 
Anzahl der unversorgten 
Angehörige insgesamt 
Bergmännische Gesamtbevölkerung . . . 
Besitzstand: Feld 
Haus 
Vieh: Pferde 
Rindvieh 
Ziegen 
Schweine 
Besitzlose insgesamt 
Besitzlose unter den Verheirateten und Verwitweten 
1875 
1890 
1900 
1910 
1925 
8993 
11263 
17576 
22433 
23785 
921 
1342 
2170 
2873 
3631 
209 
434 
846 
990 
1302 
700 
879 
1304 
1858 
2282 
12 
29 
19 
25 
48 
700 
879 
1304 
1858 
2282 
2071 
3437 
4306 
6197 
6187 
1841 
2574 
3376 
4962 
4005 
346 
220 
75 
78 
354 
2887 
3673 
4755 
6898 
6641 
3117 
4536 
.5685 
8133 
8823 
4038 
5878 
7855 
11006 
12455 
153 
118 
96 
64 
52 
360 
358 
468 
545 
572 
99 
74 
45 
31 
30 
267 
343 
362 
364 
456 
157 
194 
429 
384 
327 
408 
866 
1606 
2264 
2998 
199 
432 
760 
1274 
1696 
s. Wirtschaftliche und politische Kräfte in der sozialen Entwicklung 
der letzten Jahrzehnte 
Die durch die Verkehrs- und Wohnungsfürsorge der 
früheren preußischen Bergverwaltung an der Saar an- 
gestrebte und durchgeführte Seßhaftmachung der Saar- 
bergleute beeinflußte das gesellschaftliche, kulturelle, soziale 
und politische Leben der Saarbergleute und darüber hin¬ 
aus der ganzen Saarbevölkerung in entscheidender Weise. 
Der Saarbergmann war durch diese weitschauende und in 
jeder Hinsicht vorbildliche Politik der Staatsgrubcn an 
der Saar so fest mit Land, Boden und Werk verwurzelt, 
daß er in jeder Hinsicht als bodenständig und vaterlands¬ 
treu angesehen werden durfte. Das äußerte sich unter 
anderem in der tapferen Pflichterfüllung vieler Saarberg¬ 
männer während der Kriegszeit und nach dem unglück¬ 
lichen Ausgang des Krieges in seiner harten Abwehr der 
zersetzenden Kräfte des Marxismus und der franzosen¬ 
freundlichen Bestrebungen. Gewiß war diese Haltung des 
Saarbergmannes ihm in der Vorkriegszeit in gewisiem 
Sinne anerzogen worden. Das war aber gut so. Vor allem 
dadurch, daß im Saarbergmann das Gefühl geweckt und 
erhalten wurde, daß er Angehöriger eines geachteten Be¬ 
rufsstandes ist, führte dazu, daß er streng auf seine Be¬ 
rufsehre hielt. Wo einmal ein Unwürdiger sich zeigte, 
wurde er rücksichtslos ausgemerzt. Es bleibt stets das 
Verdienst der früheren preußischen Saargruben, durch 
ihre fürsorgerischen und kulturellen Maßnahmen in diesem 
Sinne entscheidend auf den Saarbergmann eingewirkt zu 
haben. Dadurch wurde der Stand rein und sauber er¬ 
halten. 
In der unmittelbaren Nachkriegszeit traten aber auch 
hier leider Änderungen ein. Der unglückliche Kriegsaus¬ 
gang mit seinen Wirren und verhängnisvollen politischen 
und wirtschaftlichen Folgen konnten zwar das Grund¬ 
gefüge unseres saarländischen Bergmannsstandes nicht er¬ 
schüttern, führte aber dennoch dazu, daß manchem unter 
den Jüngeren der Sinn für Besitz und seinen Wert ver¬ 
loren ging. Was jedoch die marxistischen Parteien woll¬ 
ten, nämlich durch den nichtbesitzenden, proletarisierten 
Bergmann sich ein gefügiges Werkzeug an der Saar zu 
schaffen, erreichten sie nicht. 
Vergleichen wir daraufhin den Hundertsatz der Nicht¬ 
besitzenden unter den verheirateten Sulzbacher Bergleuten 
der Jahre 1875, 1900 und 1925, so müssen wir eine 
bedenkliche Zunahme feststellen. Waren es 1875 nur 
28,1 Prozent, 1900 57,3 Prozent, so stieg die Zahl 1925 
auf 73,3 Prozent. (Vgl. beigefügte Darstellung). 
Bei der Betrachtung der Besitzverhältnisse im Jahre 
1925 muß jedoch noch folgendes berücksichtigt werden: Die 
Möglichkeit, in den Nachkriegsjahren ein Eigenheim zu 
erwerben, war für Bergleute ohne Vermögen so gut wie 
unmöglich, da die französische Grubenverwaltung sie bei 
der Beschaffung der Baumittel nicht unterstützte. Es 
fehlten also die großzügigen Bauhilfemaßnahmen der 
früheren preußischen Verwaltung. Weiter muß berücksich¬ 
tigt werden, daß in den Jahren nach dem Kriege die 
Franzosen die Belegschaften der Gruben außerordentlich 
vermehrten und dabei hauptsächlich berufsfremde Männer 
einstellten. Diese waren in ihrer überwiegenden Mehrheit 
ohne Grund- und Bodenbesitz. Und endlich muß noch ge- 
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