Palmbaumstollen im Laufe der Zeit als überflüssig abge¬
worfen, und, um die Bezeichnung Palmbaumstollen bei¬
zubehalten, diese auf den genannten Ouerschlag über¬
tragen. Da in diesem ja eigentlich der Baumstamm
angefahren wurde, hat er schließlich auch die Berechtigung,
den Namen zu führen.
Im Jahre 1936 wurde der bis dahin bezeichnete Palm¬
baumstollen zugemauert. Später ist das Stollenmund¬
loch anläßlich der Verbreiterung der Hauptstraße Neun¬
kirchen—Wellesweilcr über die Grube Wellesweiler mit
Erdmasien zugeschüttet worden, sodaß heute nichts mehr
von allem zu sehen ist. Es war mir daher auch nicht mehr
möglich, den Stollen zu befahren und den Baumstamm
in Augenschein zu nehmen. Das, was hier weiter darüber
berichtet wird, einschließlich der zeichnerischen Darstel¬
lungen (Abb. 2 und 3) verdanke ich in der Hauptsache
Werksmarkscheider Glawe, Fahrsteiger i. R. Barth,
Steiger Fettig und Steiger Will, die auf Grube
Wellesweiler bedienstet waren bzw. noch sind.
Der Baumstamm steht, wie aus Abb. 2 und 3 ersicht¬
lich ist, rund 110 Meter vom Stollenmundloch entfernt
auf der linken, beziehungsweise westlichen Seite des
Stollens. Wie mir Fahrsteiger Barth mitteilte, war er
bis in die jüngste Zeit noch ziemlich gut erhalten, wenn
man ihm im Laufe der Zeit auch einige eiserne Bandagen
anlegen mußte, um ihn vor stärkeren Einwirkungen des
Gebirgsdruckes zu schützen. Wie von Anfang an, konnte
man noch allseits an den Stamm herantreten. Umgerech- j
net war der Stamm in einer Höhe von 3,60 Meter frei- ;
gelegt. Das Stück von 1,80 Meter Höhe über der Stollen- <
firste war, wie Nöggerath schon berichtete, nur von
vorne zu sehen. Der untere Durchmesicr des Stammes
betrug rund 45 Zentimeter, der obere rund 35 Zenti¬
meter.
Aufrecht stehende Baumstämme sind im Steinkohlen¬
gebirge gar nicht so selten, wie dies ja auch schon aus
den Schriften von Nöggerath von Sternberg u. a. her¬
vorgeht. Man trifft sie beim Auffahren von Strecken in
den Gruben immer wieder an. Sie sind dem Bergmann
nicht nur unter dem Namen Baumstamm, sondern auch
als „Kessel" bekannt. Dadurch, daß sie sich infolge der
geringen Haftfestigkeit zwischen Stamm und umgebenden
Gestein leicht aus dem Gebirge lösen, bedingt durch die
dünne Kohlerinde, sind sie dem Bergmann sehr gefähr- |
lich. Sie lösen sich oft plötzlich aus dem Hangenden und
haben so schon manchen schweren Unfall verursacht. Als
der Tunnel der Fischbachbahn zwischen den Stationen
Merchweiler und Wemmetsweiler hergestellt wurde, sind
mehrere versteinerte Baumstämme gefunden und seitlich
von dem Merchweiler Stationsgebäude aufgestellt wor¬
den. Dort standen sie Jahrzehnte. Da aber ein Hinweis
in Form eines Schildes dabei fehlte, war es nicht jedem
Beschauer klar, um was es sich hier eigentlich handelte
und wo die Gegenstände herrührten. Vor einigen Jahren
52