Hauptsattel mit vielen wellenförmigen schwächern Bie¬
gungen, welcher aber außerdem durch viele durchsetzende
Rücken und Verschiebungen so sehr zerstückt ist, daß die
genaue Ausmittelung der Flötzverhältnifle sehr schwierig
wird. Innerhalb des Wellesweiler Grubenfeldes sind sechs
bauwürdige Steinkohlenflötze bekannt, welche, durch mehr
oder minder mächtige Gesteinsschichten von einander ge¬
trennt, in der angegebenen Art sattelförmig übereinander
liegen, und wahrscheinlich zu den tiefern des ganzen
Saarbrücken'schen Steinkohlen-Gebildes gehören. Die
Zwischenmittel der Flöhe betragen, nach Ermittelungen
an mehreren Punkten: vom Iten Flötz, aus dem Hangen¬
den ins Liegende gezählt, bis zum 2ten 6Y\ bis 7%
Lachter; vom 2ten bis zum 3tcn 2lA bis 10; vom 3ten
bis zum 4len 2K bis über 7; vom 4ten bis zum 5ten
% bis 1, und vom 5ten bis zum 6ten 2^ bis 3 Lachter.
— Das unmittelbare Dachgestein der Steinkohlenflötze
bestehet überall aus Schieferthon, ausgenommen bei einem
Nebensattel des vierten Flötzes, wo Sandstein auf dem¬
selben ruhet. Letzterer findet sich überhaupt seltener. Das
Hangende ist gewöhnlich mehr geschichtet als das Liegende.
Hier und da kommen Flöhe von thonigem Sphärosiderit
von geringer Mächtigkeit vor. — Das Hauptstreichen
der Flötze in der Wellesweiler Grube ist Stunde 3, 5K
Achtel. Dke Nordflügel des Hauptsattels fallen im All¬
gemeinen stärker als die Südflügel; jene 20 bis 40 Grad,
diese 6—10, höchstens 30 Grad. So viel über die geog-
nostische Beschaffenheit dieser Grube.
In einem tiefen, von Südwest nach Nordwest sich er¬
streckenden Stollen, der zum größer» Theile in dem Ge¬
steinsmittel zwischen dem 3ten und 4ten Steinkohlenflötze
getrieben ist, welches Mittel hier die größte oben an¬
gegebene Mächtigkeit hat, wurde, in der Hoffnung das
4te Flötz damit zu erreichen, ein Querschlag angesetzt,
der zufällig an dem linken Stoße in der ganzen Ortshöhe
einen dicken, senkrecht stehenden, versteinerten Stamm
entblößte. Bei der im Jahr 1816 statt gefundenen Be¬
reisung der Rheinprovinzen durch den Königl. Preuß.
Oberberghauptmann und Thef des gesummten Salz-,
Berg- und Hüttenwesens Herrn Gerhard, befuhr der¬
selbe, in Begleitung des Königl. Preuß. Geheimen Ober¬
bergrathsund Berghauptmanns Herrn Grafen von Beust
und mehrerer Königl. Beamten des dortigen Bergamts-
Bezirks, unter andern auch diese, in mancherlei Rücksicht,
höchst intereffante Grube. Von diesen verehrten Vor¬
stehern des Bergwesens, denen das Gedeihen des Tech¬
nischen eben so sehr am Herzen liegt, als die Aufklärung
der Wiffenfchaft, war zu erwarten, daß auch jenes Denk¬
mal der Vorwelt nicht unbeachtet bleiben würde. Der
K. Oberberghauptmann Herr Gerhard bestimmte da¬
mals gleich, daß dieser Stamm nach der Firste hin, so
hoch als möglich, aber mit der größten Vorsicht, damit
er unbeschädigt bleibe, entblößt werden sollte; daß der¬
selbe, zur Verhütung aller später möglichen Beschädigung
daran, mit einer Blende zu versehen sey, wovon dem
Steiger der Schlüssel anvertraut werden könne, und end¬
lich, daß der bis dahin unbenannt gewesene Stollen in
Zukunft in allen Verhandlungen Palmbaumstollen
zu nennen wäre, des Stammes wegen, welcher wahr¬
scheinlich zum Geschlechte der Palmen gehöre.
Der Verfasser dieses Aufsatzes besuchte selbst die
Wellesweiler Grube am 17ten Oktober 1817, und
fand den merkwürdigen Drendrolithen schon so entblößt,
wie er, nach zwei Ansichten, in der hierbei gefügten Iten
Steindruck-Tafel abgebildet ist. Der Stamm war nicht
allein mit Sorgfalt in der ganzen Höhe des Querschlags,
mit einem halben Lachter Weite, rund herum frei gestellt,
sondern auch noch von der Firste des Querschlags aus,
mit einem Ueberbrechen, über 4 Fuß hoch, von einer
Seite entblößt. Da das umgebende Gestein hin und wie¬
der fast den höchsten Grad von Festigkeit hatte, so ward
die Entblößung zum großen Theile durch Sprengarbeit
verrichtet, ohne daß aber der Stamm auch nur im minde¬
sten beschädigt worden wäre. Der umsichtigen Leitung
des K. Preuß. Berg-Amts-Direktors Herrn Sello und
des damaligen K. Preuß. Berg-Amts-Assessors Herrn
vonDerschau (jetzt K. Berg-Amts-Direktor zu E s s e n)
ist es zu verdanken, daß man diesen interessanten Stein¬
baum jetzt mit aller Bequemlichkeit, in seinem ganzen
Umfange und in der angegebenen Höhe beobachten kann.
In der Zeichnung ist der Stamm, in der ersten Figur,
nach der Ansicht gegen Südosten abgebildet, so daß man
in den Querschlag hinen sieht, wo er zum Palmbaum¬
stollen führt. Die zweite Ansicht ist vom rechten Stoße
des Querschlags aus gezeichnet, wodurch man rechts und
links der Weitung um den Stamm, die Fortsetzung des
Querschlags zu beiden Seiten oder vielmehr Theile von
dessen linkem Stoß bemerken kann.
Der Stamm steht, wie bereits erwähnt, zwischen dem
3ten und 4ten Steinkohlenflötze, die an dieser Stelle ein
Gesteinsmittel von mehr als 7 Lachter seigerer Mächtig¬
keit trennt, fast in der Mitte desselben, im Sandstein
und sandigen Schieferthon, die hier so in einander über¬
gehen, daß es zweifelhaft wird, welche Benennung man
dieser Gebirgsart geben soll. Sie enthält viele vegetabi¬
lische Abdrücke. Der Stamm selbst bestehet aus derselben
Gebirgsart, und die Rinde, welche noch zum größern
Theil an demselben befindlich ist, erscheint in der Art,
wie die äußere Oberfläche der meisten im Steinkohlen¬
gebirge vorkommenden vegetabilischen Versteinerungen,
zum Theil in Steinkohlensubstanz umgeändert. Sie hat
schwache, unregelmäßige Querreifen oder Risse, die hori¬
zontal um den Stamm herumlaufen, wie bei einer alten
Buche; noch weniger regelmäßig und in geringerer An¬
zahl sieht man einige Längestreifen daran, welche jedoch
nicht nach der Länge des ganzen Stammes auslaufen,
sondern sich auf demselben oft nur in kurzer unterbroche¬
ner Erstreckung zeigen.
Von der Sohle des Querschlags bis zu der größten
Höhe, auf welcher man den Baum entblößt hat, ist er
neun Fuß acht Zoll hoch, sein Durchmesser beträgt unten
17 bis 18 Zoll, oben 13 bis 14 Zoll. Die Sohle des
Querschlags scheint die Oberfläche gewesen zu seyn, auf
welcher der Baum in seinem vegetativen Leben stand, denn
hier ist sein größter Durchmesser und von hier scheinen die
Wurzeln abzugehen, die man nicht hat verfolgen können,
aus Furcht den Stamm zu beschädigen. Eine Unter¬
suchung derselben wird am füglichsten erst später durch
ein Ueberbrechen aus dem vierten Steinkohlenflötz ge¬
schehen können.
An der Firste des Ueberbrechens im Querschlage, so
weit der Stamm entblößt ist, gewahrt man, daß derselbe
auf einmal horizontal abgeschnitten wird, ohne daß im
Gebirge selbst, außer der horizontalen Ablösung, eine
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