Äergmannskind mit Mutterwitz
Hubert Siedel, der Ortshauer, hat eine Tochter, und
was für eine! Nicht nur, daß sie hübsch ist, nein, sie besitzt
auch eine große Portion Humor und Mutterwitz.
Schon lange streicht Fritz Riegel, Hubert Siedels Lehr¬
hauer, um die heiratsfähige Schöne herum. Aber sie macht
sich nichts aus ihm. Fritz interesiiert sich seit kurzem selt¬
samer Weise sehr für das Wohlergehen und das Wachs¬
tum von Huberts Ferkelchen, das sich an den schönen
Frühlingstagen draußen im Laufstall herumtollen darf.
Wenn Mathilde das Schweinchen füttern geht, begleitet
Fritz sie, um zu sehen, wie groß es in der Zwischenzeit
wieder geworden ist. Hierbei ergreift er einmal die Ge¬
legenheit und es gelingt ihm, die spröde Mathilde recht
ausgiebig zu küsien.
„Warten Sie! Das sage ich meinem Vater!", ruft sie
erzürnt und eilt inS Haus zurück. Fritz bleibt etwas ängst¬
lich zurück. Der Hubert wird doch Spaß verstehen? ES
wird ihm aber doch sonderbar zu Mute, als er den OrtS-
hauer zornig auf sich zukommen sieht. Dabei trägt er in
der rechten Hand einen dicken Hammer.
„Donnerwetter!", denkt Fritz, wie er den sieht, „jetzt
wird's Zeit!", und krabbelt mit einiger Mühe über Huberts
Gartenzaun, um sich danach dann eiligst in Sicherheit zu
bringen.
Hubert Siedel schüttelte über solche ungewohnte Ent-
fernung seines Lehrhauers den Kopf und begibt sich dann
in den Laufstall, den seine Tochter hatte ihm gerade gesagt:
„Vater! Du mußt gleich mal mit dem dicken Hammer
kommen. Das Ferkelchen drückt den einen Pfosten vom
Laufstall ganz heraus. Den mußt du tiefer in die Erde
schlagen!" F.R.
Lustige
In Heinitz gab es vor einigen Jahrzehnten einen
Steiger, der aus dem Ruhrgebiet zugewiesen war. Es
wurde ihm eine Abteilung anvertraut. Nach einer ge¬
hörigen Abkanzelung im Obersteigerbüro über die schlechte
Förderung entfuhr ihm der Seufzer: „Ich wollt, ich
wäre tot und begraben!" Da brüllte ihn der alte Ober¬
steiger Klein an: „Ja, das könnte Ihnen so passen, den
ganzen Tag im Sarg zu liegen und nichts zu fördern!"
* °
Der Bergmann Sch. in G. war ein bekannter Ester.
Das sah man ihm jedoch nicht an, denn hager und lang
war er, daß man meinen konnte, er müste jeden Augen¬
blick zusammenknicken. Einmal war w mit seinem Appetit
nicht mehr zufrieden und während, er sei krank, suchte er
den Revierarzt auf. Dieser konnte nichts Krankes an
dem Patienten finden und so frug er ihn, was er denn
tagsüber alles so esse. Ganz entsetzt hörte er sich die
Litanei des „Kranken" an; mit den Portionen, die Sch.
täglich verschlang, hätte man eine Kuh halten können.
Nur ganz langsam fand der übererstaunte Arzt sich wie¬
der und grimmig knurrte er: „Mein lieber Mann, ihr
seid schwer, schwer krank. Und ich kann euch nicht helfen,
nein, ich kann wirklich nicht!"
„Um Gotteswillen!" stöhnte Sch. „Herr Doktor, was
fehlt mir denn eigentlich?"
„Euch fehlt viel, sehr viel. Euch fehlt ein zweiter
Hintern!"
Faul.
Brummer lag in der Hängemattt.
Frau Brummer mahnte: „Oskar, die Hühner müssen
gefuttert werden!"
Gähnte Brummer faul: „Gut, Gut, bringe die lieben
Tierchen nur hierher!" („Fliegende Blätter")
Der Stich.
Möllers saßen auf dem Balkon und tranken Kaffee.
Der Mieter über ihnen begoß seine Blumen.
Brüllte Möller: „Sie, vorsichtig, der Kaffee ist so schon
dünn genug!" („Fliegende Blätter")
Der Unterschied.
„Zwei Tage in der Woche habe ich's gut, weil ich dann
nicht um 7 Uhr aus 'm Bett muß!"
„Sie stehen aber trotzdem auf!"
„Gewiß; aber ich brauch'- nicht!"
(„Fliegende Blätter")
Sachen
Verständlich.
„Ich möchte meinen Namen ändern lasten."
„Wie heißen Sie denn, liebe Frau?"
„Meier."
„Na, das ist doch kein übler Name."
„Das nicht, aber ich habe eine Eierhandlung. Und da
sagen die Leute immer: Die Meier hat ein großes M.
aber kleine Eier."
Vorschlag.
„Warum malst du dir eigentlich die Fingernägel rot
an?"
„Das ist modern."
„Hm. Dann würd' ich sie doch lieber schwarz malen."
„Warum schwarz?"
„Das ist praktisch."
Jeder hat seine Fehler.
„Ist es denn nicht komisch und hinderlich, Linkshänder
zu sein?"
„Nein, warum denn? Wir Menschen haben ja alle
unsere Fehler!"
„Ich nicht!"
„So, dann sage mir mal, ob du die Suppe mit der
rechten Hand umrührst?"
„Ja, das tue ich!"
„Siehst du, das ist dein Fehler.... alle anderen
Menschen nehmen dazu einen Löffel.
(„Humorist")
Vom großen Friedrich
Friedrich mußte es häufig erleben, daß mitten in der
großen Krisis des Siebenjährigen Krieges Soldaten
desertierten. Einer wurde wieder eingefangen und vor
den König geführt, der ihn fragte, warum er ihn ver¬
lassen habe.
„Die Sache Ew. Majestät steht eben so schlimm, daß
ich glaubte, sie aufgeben zu müssen", antwortete der Aus¬
reißer.
„Nun, so bleib' er bis morgen" (es war nämlich an
einem Schlachttag), „und wenn es dann nicht besser steht,
reißen wir zusammen aus."
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