Die Tagesanlagen der Grube Anna II bei Aachen nach der Grubenexplosion am 21,Okt. 1930
Kohlenstaub einschränken sollen, vor allem dar¬
auf an, die Entzündung von Schlagwettern und
Kohlenstaub zu verhüten und Maßnahmen zu
treffen, die die Möglichkeit für eine Fortpflan¬
zung einmal entstandener Explosionen unter¬
binden uno aus einen möglichst kleinen Raum
beschränken. Hierzu ist es nötig, die Ursachen
zu klären, die zu einer Entzündung von Schlag¬
wettern oder Kohlenstaub führen können, und den
Verlauf von Grubenexplosionen zu untersuchen.
Neben der eingehenden Untersuchung der in
Gruben vorgekommenen Explosionen ist zu er¬
forschen, unter welchen Bedingungen Schlag¬
wetter und Kohlenstaub verschiedenster Feinheit
und Beschaffenheit entzündet und zur Explosion
gebracht werden können. Da die Entstehung von
Erubenexplosionen neben dem Vorhandensein
des Explosionsträgers stets das Auftreten einer
Hitzewirkung (Flamme oder Funken) als Zünd¬
ursache voraussetzt, müssen alle Betriebsmittel,
deren Verwendung zu einer Bildung von Flam¬
men, Funken, Erglühungen oder eines Brandes
führen kann, als gefährlich angesehen werden.
Soweit diese Betriebsmittel für den Bergbau
unentbehrlich sind, ist mithin dafür zu sorgen,
daß die th ihnen ruhende Gefahr durch beson¬
dere Maßnahmen oder Vorrichtungen unter¬
bunden oder so weit eingeschränkt wird, daß
gegen ihre Verwendung bei Beachtung beson¬
derer Vorschriften vom sicherheitlichen und somit
bergpolizeilichen Standpunkt aus nichts einzu¬
wenden ist. Solche Betriebsmittel sind z. B.
Sprengstoffe, Zündmittel, alle Beleuchtungs¬
mittel, elektrische Maschinen und Geräte, Ben¬
zol- und Dieselmotoren. Zur Ermittlung der im
Belange der Sicherheit an sie zu stellenden
Anforderungen sind eingehende Versuche erfor¬
derlich. Weiterhin müssen diese Betriebsmittel
vor ihrer Zulassung zur Verwendung im Gru¬
benbetrieb auch auf ihre Sicherheit geprüft und
gegebenenfalls auch von Zeit zu Zeit nachge¬
prüft werden. Schließlich sind die Bedingungen
für die Ausbreitung von Explosionen zu erfor¬
schen und Vorrichtungen oder Verfahren auszu¬
arbeiten und zu erproben,'die geeignet sind, die
Entstehung von Explosionen zu verhüten oder
einmal entstandene Explosionen zum Erlöschen
zu bringen. Allen diesen Aufgaben dienen die
Arbeiten der bergbaulichen Versuchsftrecken,
deren Name daher rührt, daß ihre Versuchs¬
einrichtungen anfangs in einer den Gruben¬
strecken nachgebildeten, künstlichen Versuchsstrecke
über Tage bestanden, in der man absichtlich Ex-
vlosionen erzeugte. Die Versuchsstrecken sind aber
nicht nur als Untersuchungs- und Prüfungs¬
stellen für die Bergbehörde tätig, sondern wer¬
den von dieser sowie vom Bergbau und anderen
Seiten auch zur Begutachtung und Beratung in
schieß- und explosionstechnischen Angelegen¬
heiten herangezogen. Mit den ausländischen
Versuchsanstalten finden in größeren Zeitabstän¬
den Zusammenkünfte zum Erfahrungsaustausch
und zu gemeinsamen Beratungen statt.
Die erste Versuchsstrecke ist im Jahre 188t
auf Anregung der Preußischen Schlagwetterkom¬
mission vom Preußischen Staat auf der Grube
König in Neunkirchen errichtet worden. Sie
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