Full text: 67.1939 (0067)

Die (Saarländer imd) )tasse und Stammesart 
Van A. St. Wagner, Dudweiler 
Das ehemalige Saargebiet war bei seiner end¬ 
gültigen Eindeutschung (ab Mitte des 5. Jahr¬ 
hunderts n. Chr.) nach Ausweis der damaligen 
Geschichtszeugnisse, die durch neuzeitliche Boden¬ 
funde bestätigt sind, derart durch die Stürme der 
vorausgegangenen Völkerwanderung verwüstet, 
daß nur ganz spärliche Ueberbleibsel der vor¬ 
deutschen Bevölkerung sitzen blieben. Diese haben 
die wenigen nichtdeutschen Ortsnamen, noch keine 
zwei Dutzend, an die neuen germanischen Herren, 
die sie nur von ihnen erfahren konnten, ver¬ 
mittelt. Aber auch die hohe römische Gesittung 
haben die Germanen von ihnen gelernt und 
angenommen. Dieses war die geschichtliche Sen¬ 
dung dieser Volksreste, nach deren Erfüllung sie 
im germanischen Volkstum blutmäßig = rassisch 
untergingen. Nur einschlagsweise tauchen ihre 
Körperstile in der saarländischen Bevölkerung, 
wenn auch selten, wieder auf. Es sind vor allem 
Formen des sog. Alpinen Rassenstiles. Dieser 
kennzeichnet einen Menschenschlag von kleinem 
und untersetztem Körperbau mit breiten und 
rundlichen Gliedmaßen, der sich von Syrien her 
urzeitlich nach allen Gegenden der Erde als Duru 
(Tyrrhener, germ. Dudien, bibl. Thiras) ver¬ 
breitet hat und heute fast nur in gebirgigen 
Rückzugsgebieten angetroffen wird. (Vgl. Wag¬ 
ner: Die Stammtafel des Menschengeschlechtes. 
Saarbrücken 1935. Görresbuchhandlung, 0.40 M.) 
Dieser Schlag sitzt noch auf den Vogesen und 
reichte mit diesen ehemals auch in unsere Gegend, 
wo er aber seit Jahrhunderten aufgekreuzt und 
als Rasse ausgemerzt ist. Roch seltener trifft 
man im Saarlande Spuren der mittelländischen 
(mediterranen) Rasse. Diese stellt einen mensch¬ 
lichen Schlag dar von kleinem und zierlich schlan¬ 
ken Wüchse mit dunklen Farben der.Augen, Haare 
und selbst der Haut, wodurch diese Mediterranen 
sogleich auffallen, und einem weich-anmutigen 
Gesichte, wie es in Südeuropa, besonders in 
Spanien, Italien und Frankreich heimisch ist. 
Die geschichtliche Urheimat dieser Rasse, die 
neben der Nordischen Rasse als die schönste von 
allen gilt, ist das nördliche Iran mit Transkau- 
kasien, von wo sie als Iberer (Tibarener, germ. 
Dvalinn, bibl. Tyubal) nach allen Weltrichtun¬ 
gen ausgewandert ist, um von Frankreich her 
ebenfalls bis zur Mosel, Saar und selbst zum 
Rhein zu gelangen. Heute ist sie hier in West¬ 
deutschland überall in der nordrassisch-germani¬ 
schen Volksmasse untergetaucht und tritt nur 
ganz gelegentlich in Rückschlägen und Einschlä¬ 
gen, besonders noch in und um Trier, der alt¬ 
römischen Kaiserstadt, zutage. 
Im Saarlande ist seit Einmarsch der germa¬ 
nischen Bauernschaften des 5. und 6. Jahrhun¬ 
derts n. Ehr. die Nordrasse allein vorherrschend, 
mit ihrem meist hohen und schlanken Körper- 
wuchse, schmalen und streng geschnittenen Gesichte 
und vonhause aus heller Haut-, Augen- uno 
Haarfarbe. Diese Rasse ist aus den Kimmeriern 
des Altertums (bibl. Gomer) hervorgegangen 
und besteht heute nach fast gänzlicher Ausmer¬ 
zung der kimmerisch-nordrassischen Kelten und 
starkem Zurückgang der gleichrassischen eigent¬ 
lichen Slawen vornehmlich aus den germanischen 
Völkerschaften mit Deutschland als Kerngebiet. 
Deutschgermanische Stämme haben nach Abzug 
der römischen Legionen das Saarland um das 
heutige Saarbrücken von verschiedenen Richtun¬ 
gen her besiedelt: vom oberrheinischen Elsaß aus 
die Alamannen, die alles Land östlich des Köller- 
tales, wo noch der alamannijche Vokalismus sie 
bezeugt, in Besitz nahmen, und von Trier aus 
die Franken und zwar fränkische Ripuarier. Daß 
diese an die Alamannen grenzten, ergibt sich aus 
Stellen ihres alten Ripuarischen Gesetzes. Grenz¬ 
streitigkeiten führten zum offenen Kriege zwi¬ 
schen beiden Stämmen, in welchem die Franken 
(496) unter König Chlodwech siegten und die 
Alamannen ins Elsaß zurückdrängten. An deren 
Stelle rückten nunmehr vom Mittelrheine her 
Franken hessischer Herkunft in die leergewordenen 
Striche der Rheinpfalz bis Hagenau und Saar¬ 
brücken. Nur in geringfügigen Volkssplittern 
waren dort, sprachlich nachweisbar auch an der 
Saar, Alamannen zurückgeblieben, die aber in 
der Folgezeit aufgesogen wurden. Das ganze 
ehemalige Saargebiet ist heute fränkisch nach 
Rasse und Sprache. 
Aber stammesartlich ist die Bevölkerung an 
der mittleren Saar nicht einheitlich, sondern 
dreigeteilt in ripuarische und hessische Franken 
mit eigentlichen Moselsranken an seiner Nord¬ 
grenze. Die fränkischen Ripuarier sind von der 
Gegend um Köln am Rhein her über Trier ins 
Saartal bis gegen Saarbrücken eingewanderr. 
Dies ergibt sich aus ihrer Mundart nach Wort- 
bestand und (singender) Sprechweise und aus 
ihrer gleichen Geistesart, die durch größere Ruhe 
und Zurückhaltung sowie Sachlichkeit, von jener 
ihrer hessischen Ostnachbarn absticht. Auch der 
Ripuariername weist in die Gegend um Köln 
a. Rh., die den ursprünglichen Ripuariergau 
darstellte. Vermutlich ist der Name nichts ande¬ 
res als ,,Gripiar". So hieß die Kölner Gegend 
noch im 6. Jahrh, n Chr. nach den Agrippiern 
(Ubiern) um Köln (= Colonia Agrippinae). 
Diese Ubier waren ein Germanenstamm, der 
ursprünglich in Nassau wohnte und von den 
Römern 38 v. Chr. mit ihrem Willen auf das 
linke Rheinufer versetzt wurde. Dieses Land 
Gripiar, das später mit Abschleifung des anlau¬ 
tenden G zu Riboar wurde (8. Jahrh, erstmals 
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