Die (Saarländer imd) )tasse und Stammesart
Van A. St. Wagner, Dudweiler
Das ehemalige Saargebiet war bei seiner end¬
gültigen Eindeutschung (ab Mitte des 5. Jahr¬
hunderts n. Chr.) nach Ausweis der damaligen
Geschichtszeugnisse, die durch neuzeitliche Boden¬
funde bestätigt sind, derart durch die Stürme der
vorausgegangenen Völkerwanderung verwüstet,
daß nur ganz spärliche Ueberbleibsel der vor¬
deutschen Bevölkerung sitzen blieben. Diese haben
die wenigen nichtdeutschen Ortsnamen, noch keine
zwei Dutzend, an die neuen germanischen Herren,
die sie nur von ihnen erfahren konnten, ver¬
mittelt. Aber auch die hohe römische Gesittung
haben die Germanen von ihnen gelernt und
angenommen. Dieses war die geschichtliche Sen¬
dung dieser Volksreste, nach deren Erfüllung sie
im germanischen Volkstum blutmäßig = rassisch
untergingen. Nur einschlagsweise tauchen ihre
Körperstile in der saarländischen Bevölkerung,
wenn auch selten, wieder auf. Es sind vor allem
Formen des sog. Alpinen Rassenstiles. Dieser
kennzeichnet einen Menschenschlag von kleinem
und untersetztem Körperbau mit breiten und
rundlichen Gliedmaßen, der sich von Syrien her
urzeitlich nach allen Gegenden der Erde als Duru
(Tyrrhener, germ. Dudien, bibl. Thiras) ver¬
breitet hat und heute fast nur in gebirgigen
Rückzugsgebieten angetroffen wird. (Vgl. Wag¬
ner: Die Stammtafel des Menschengeschlechtes.
Saarbrücken 1935. Görresbuchhandlung, 0.40 M.)
Dieser Schlag sitzt noch auf den Vogesen und
reichte mit diesen ehemals auch in unsere Gegend,
wo er aber seit Jahrhunderten aufgekreuzt und
als Rasse ausgemerzt ist. Roch seltener trifft
man im Saarlande Spuren der mittelländischen
(mediterranen) Rasse. Diese stellt einen mensch¬
lichen Schlag dar von kleinem und zierlich schlan¬
ken Wüchse mit dunklen Farben der.Augen, Haare
und selbst der Haut, wodurch diese Mediterranen
sogleich auffallen, und einem weich-anmutigen
Gesichte, wie es in Südeuropa, besonders in
Spanien, Italien und Frankreich heimisch ist.
Die geschichtliche Urheimat dieser Rasse, die
neben der Nordischen Rasse als die schönste von
allen gilt, ist das nördliche Iran mit Transkau-
kasien, von wo sie als Iberer (Tibarener, germ.
Dvalinn, bibl. Tyubal) nach allen Weltrichtun¬
gen ausgewandert ist, um von Frankreich her
ebenfalls bis zur Mosel, Saar und selbst zum
Rhein zu gelangen. Heute ist sie hier in West¬
deutschland überall in der nordrassisch-germani¬
schen Volksmasse untergetaucht und tritt nur
ganz gelegentlich in Rückschlägen und Einschlä¬
gen, besonders noch in und um Trier, der alt¬
römischen Kaiserstadt, zutage.
Im Saarlande ist seit Einmarsch der germa¬
nischen Bauernschaften des 5. und 6. Jahrhun¬
derts n. Ehr. die Nordrasse allein vorherrschend,
mit ihrem meist hohen und schlanken Körper-
wuchse, schmalen und streng geschnittenen Gesichte
und vonhause aus heller Haut-, Augen- uno
Haarfarbe. Diese Rasse ist aus den Kimmeriern
des Altertums (bibl. Gomer) hervorgegangen
und besteht heute nach fast gänzlicher Ausmer¬
zung der kimmerisch-nordrassischen Kelten und
starkem Zurückgang der gleichrassischen eigent¬
lichen Slawen vornehmlich aus den germanischen
Völkerschaften mit Deutschland als Kerngebiet.
Deutschgermanische Stämme haben nach Abzug
der römischen Legionen das Saarland um das
heutige Saarbrücken von verschiedenen Richtun¬
gen her besiedelt: vom oberrheinischen Elsaß aus
die Alamannen, die alles Land östlich des Köller-
tales, wo noch der alamannijche Vokalismus sie
bezeugt, in Besitz nahmen, und von Trier aus
die Franken und zwar fränkische Ripuarier. Daß
diese an die Alamannen grenzten, ergibt sich aus
Stellen ihres alten Ripuarischen Gesetzes. Grenz¬
streitigkeiten führten zum offenen Kriege zwi¬
schen beiden Stämmen, in welchem die Franken
(496) unter König Chlodwech siegten und die
Alamannen ins Elsaß zurückdrängten. An deren
Stelle rückten nunmehr vom Mittelrheine her
Franken hessischer Herkunft in die leergewordenen
Striche der Rheinpfalz bis Hagenau und Saar¬
brücken. Nur in geringfügigen Volkssplittern
waren dort, sprachlich nachweisbar auch an der
Saar, Alamannen zurückgeblieben, die aber in
der Folgezeit aufgesogen wurden. Das ganze
ehemalige Saargebiet ist heute fränkisch nach
Rasse und Sprache.
Aber stammesartlich ist die Bevölkerung an
der mittleren Saar nicht einheitlich, sondern
dreigeteilt in ripuarische und hessische Franken
mit eigentlichen Moselsranken an seiner Nord¬
grenze. Die fränkischen Ripuarier sind von der
Gegend um Köln am Rhein her über Trier ins
Saartal bis gegen Saarbrücken eingewanderr.
Dies ergibt sich aus ihrer Mundart nach Wort-
bestand und (singender) Sprechweise und aus
ihrer gleichen Geistesart, die durch größere Ruhe
und Zurückhaltung sowie Sachlichkeit, von jener
ihrer hessischen Ostnachbarn absticht. Auch der
Ripuariername weist in die Gegend um Köln
a. Rh., die den ursprünglichen Ripuariergau
darstellte. Vermutlich ist der Name nichts ande¬
res als ,,Gripiar". So hieß die Kölner Gegend
noch im 6. Jahrh, n Chr. nach den Agrippiern
(Ubiern) um Köln (= Colonia Agrippinae).
Diese Ubier waren ein Germanenstamm, der
ursprünglich in Nassau wohnte und von den
Römern 38 v. Chr. mit ihrem Willen auf das
linke Rheinufer versetzt wurde. Dieses Land
Gripiar, das später mit Abschleifung des anlau¬
tenden G zu Riboar wurde (8. Jahrh, erstmals
145