Full text: 67.1939 (0067)

regelmäßige Aufteilung in geometrische Formen. 
Fast nie fehlt das Zeichen des Bergmannes: 
Schlägel und Eisen. Es wird zuweilen mit Laub¬ 
zweigen umgeben. Der Vergmannsgruß „Glück¬ 
auf" steht darüber. Daß der Kerbschnitt bei der 
Auszierung der Halmbüchse -eine so große Rolle 
spielt, mag damit zusammenhängen, daß vor 
etwa 46—50 Jahren die Kerbschnitzerei eine 
außerordentlich beliebte Beschäftigung war, auf 
allen möglichen Gegenständen Anwendung fand. 
Während sie hier aber meist unorganisch und 
sinnlos wirkte, fügte sich diese Technik bei der 
Halmbüchse außerordentlich gut ein. Sie wirkte 
an ihr nicht als Nachahmung, sondern wie leben¬ 
dige Volkskunst. 
Man hat in den letzten Jahren immer wieder 
gesagt, die Kraft, Volkskunst zu schaffen, sei ver¬ 
schollen. Kunst kann nie tot sein und immer 
wieder wird der Trieb, die Gegenstände des 
täglichen Gebrauchs zu schmücken, im Menschen 
lebendig sein. Es werden lediglich die Formen 
abwechseln, auch kommen Zeitwellen, in denen 
der Schmuck sparsam und selten wird. Insbeson¬ 
dere wird eine Zeit, in der die Handarbeit von 
der Maschine abgelöst wurde, auf Schmuck mehr 
oder weniger verzichten, denn die Maschine ist 
gegen den Schmuck. Er wird aber immer wieder 
dort sein, wo die Hand schöpferisch tätig ist. Er 
wird dann gleichzeitig mit dem zweckgebundenen 
Werk auftreten. Die Bestrebungen, dem Hand¬ 
werk wieder einen neuen Boden zu geben, wer¬ 
den demgemäß auch die Schmuckgestaltung be¬ 
leben. Die Zeichen dieser neuen Auffassung sind 
überall heute schon zu spüren. 
Dsr Fortschritt der Technik hat die Halmbüchse 
überflüssig gemacht. Viele von ihnen sind als 
wertloser Kram bereits untergegangen, meist 
ins Feuer gewandert. Man tat das aus Ge¬ 
dankenlosigkeit, vergaß dabei, daß diese alten 
Geräte auch einen großen ideellen Wert haben. 
Man soll sie deshalb nicht verachten und sie als 
altes Kulturgut, als stolzes Zeichen des alten 
Bergmannsftandes bewahren. Die öffentlichen 
Sammlungen, vor allem die Heimatmuseen, be¬ 
mühen sich heute, altes Kulturgut zu sammeln, 
um die Formen der Vergangenheit für die Nach¬ 
welt zu erhalten. Auch die Halmbüchse gehört 
dahin und kann dort mit anderen Gegenständen 
erzählen, wie die Sitte und Gewohnheiten un¬ 
serer Vorfahren waren. Dasselbe gilt auch von 
anderen Geräten des Bergmannes, die längst 
außer Gebrauch gekommen, unbeachtet ver¬ 
kommen, immer seltener werden. So ist die 
Barte, ein beilartiges Instrument, das ehemals 
Standeszeichen war. nur noch sehr vereinzelt auf¬ 
zutreiben. Häufiger sind die Berghäkel mit den 
Messingbeilgriffen, die sich aus der Barte ent¬ 
wickelt haben, zu finden. Sie wurden noch lange 
Zeit als Steigerstöcke benutzt, und es ist zu be¬ 
grüßen, daß solche Häkel nach dem Muster eines 
besonders schönen, auf der Grube Luisenthal ent¬ 
deckten Stocks neuerdings auf allen Saargruben 
bei festlichen Aufzügen durch die Fahnenbegleiter 
wieder getragen werden. Der Bergmannsberuf 
war immer ein besonderer Beruf, hatte früher 
besondere Rechte und Sitten, auch seinen eigenen 
Stolz, der ja heute noch den Bergmann aus¬ 
zeichnet. Daher die Besonderheiten seiner Tracht, 
die vielen Eigentümlichkeiten, die, aus alter Zeit 
stammend, sich vielfach noch bis heute erhalten 
haben, die schönste in dem alten ernsten und 
stolzen Vergmannsgruß: Glückauf! 
s^m völkischen Staat soll . . . das Heer nicht mehr dem 
einzelnen Gehen und Stehen beibringen, sondern es hat 
als die letzte und höchste Schule vaterländischer Er¬ 
ziehung zu gelten. Der junge Rekrut soll im Heere die 
nötige Wafsenauöbildung erhalten; er soll aber zugleich 
auch w eiterg esormt w er d en für sein sonstiges später es Leb en 
„Mein Kampf" S. 459 
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