Full text: 66.1938 (0066)

Schuppenbaum (Siefonffruffion von tzirmer) 
früher einmal Teile wirklich lebendiger Orga¬ 
nismen. Man bezeichnet die Steinkohlenzeit mit 
Recht als das Zeitalter des üppigsten Pflanzen¬ 
wachstums. Im Laufe dieses Zeitalters, das 
etwa 70 Millionen Jahre angedauert hat und 
dessen Beginn etwa 250 Millionen Jahre zurück¬ 
liegt, hat sich die Senke zwischen den alten Ge- 
birgsrümpfen des Hunsrücks einerseits und der 
Vogesen und der Haardt anderseits mit den 
zvon diesen durch Verwitterung abgetragenen 
> und durch Büche und Flüsse verfrachteten Ge¬ 
steinstrümmern angefüllt. Diese bilden heute die 
i Sediment-, Absatz- oder Schichtgesteine des Saar- 
^ steinkohlengebirges, zu denen die Konglomerate, 
' Sandsteine, Schieferrone u. a. zu rechnen sind. 
: Zwischen diesen lagern die Steinkohlenflöze. Zu 
gewissen Zeiten und sehr oft breiteten sich inner- 
! halb der Senke gewaltige Waldsumpfmoore aus, 
die die Grundlage für die Entstehung dieser 
Flöze bildeten. Ungeheure Wälder mit riesigen 
Baumen und krautigem Unterholz wuchsen heran. 
Die Reste der abgestorbenen Pflanzen reicherten 
; sich immer mehr im Sumpsmoor an, bis eine 
S längere oder kürzere Regenperiode eintrat und 
während dieser der ganze Sumpf mit Schlamm-, 
Sand- und Geröllmassen zugedeckt und somit 
luftdicht abgeschlossen wurde. Die Bildung der 
Kohle begann. Sofern ein günstiger Untergrund 
vorhanden war, wuchs ein neuer Steinkohlen-« 
wald heran, und ein neues Sumpfmoor entstand. 
So hat sich dieser Vorgang im Laufe der Stein¬ 
kohlenzeit sehr oft wiederholt; und jedes Mal 
wurden dabei die Bedingungen für das Entstehen 
eines weiteren Flözes geschaffen. 
Die Pflanzenwelt der Steinkohlenzeit bestand 
hauptsächlich aus Eefäßkryptogamen, d. h. Pflan¬ 
zen, die sich nicht durch Blüten und Samen, son- 
dern, wie unsere heutigen Farne, durch Sporen 
fortpflanzen und mit Gefäßen zur Leitung des 
Wassers versehen sind. Dazu gehörten damals 
mit in erster Linie die Farne. Und zwar waren 
dies schon echte Farne, ungefähr wie die heutigen, 
die sich durch Sporen fortpflanzten (Abb. 1). 
Aber auch die Bärlappgewächse oder Lycopo- 
diales waren sehr verbreitet. Zu ihnen gehörten 
die noch heute vorkommenden krautartigen Sela¬ 
ginellen und Lycopodien und die kurz nach der 
Steinkohlenzeit ausgestorbenen baumförmigen 
Lepidodendren oder Schuppenbäume und Sigil- 
larien oder Siegelbäume. Die ersteren, die bis 
30 Meter Höhe erreichten, verdanken iljWn 
Namen der fchuppenartigen Rindenoberfläche des 
Stammes. Die Siegelbäume, die wohl ebenso hoch 
wurden, sind nach den siegelsörmigen Eindrücken 
in der Rinde benannt. Die Keilblattgewächse 
oder Sphenophyllaceen, vermutlich Wasserpflan¬ 
zen. hatten ihren Ursprung wie die Farne und 
Bärlappgewächse bereits im Devon, dem Zeit¬ 
alter unmittelbar vor der Steinkohlenzeit und 
sind bald nach dieser wieder erloschen. Man 
rechnet sie wie die damals ebenfalls sehr häu¬ 
figen Schachtelhalme oder Ealamiten zu den 
Gliedergewächsen, da Stämme und Zweige ge¬ 
gliedert waren. Diese Familie der Gruppe 
Equisetales ist ebenfalls kurz nach der Stein¬ 
kohlenzeit verschwunden; die andere Familie, 
die echten Equiseten, lebt heute noch, wenn auch 
nur in einer einzigen Gattung, dem Equisetum, 
Ackerschachtelhalm, Zinnkraut oder Katzenschwanz 
und war vielleicht auch schon zur Steinkohlenzeit 
vorhanden. 
Die ersten Blütenpflanzen entwickelten sich als 
Nacktsamer oder Gymnospermen schon in der 
Steinkohlenzeit in Form der Eordaiten mit 
langen schmalen Blättern und kätzchenförmigen 
Blutenständen. Gegen Ende der Steinkohlenzeit 
erschienen auch die echten Koniferen oder Nadel¬ 
bäume. Ihr Aussehen hatte mit den heutigen 
Araukarien, die wir bei uns als Zier- und Zim¬ 
merpflanzen kennen, große Ähnlichkeit. 
Die unechten oder Samenfarne kennt man aus 
der Steinkohlenzeit in einer Unmenge von Arten. 
Sie waren, namentlich in der Beblätterung bzw. 
Befiederung, durchweg größer entwickelt als die 
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