Schuppenbaum (Siefonffruffion von tzirmer)
früher einmal Teile wirklich lebendiger Orga¬
nismen. Man bezeichnet die Steinkohlenzeit mit
Recht als das Zeitalter des üppigsten Pflanzen¬
wachstums. Im Laufe dieses Zeitalters, das
etwa 70 Millionen Jahre angedauert hat und
dessen Beginn etwa 250 Millionen Jahre zurück¬
liegt, hat sich die Senke zwischen den alten Ge-
birgsrümpfen des Hunsrücks einerseits und der
Vogesen und der Haardt anderseits mit den
zvon diesen durch Verwitterung abgetragenen
> und durch Büche und Flüsse verfrachteten Ge¬
steinstrümmern angefüllt. Diese bilden heute die
i Sediment-, Absatz- oder Schichtgesteine des Saar-
^ steinkohlengebirges, zu denen die Konglomerate,
' Sandsteine, Schieferrone u. a. zu rechnen sind.
: Zwischen diesen lagern die Steinkohlenflöze. Zu
gewissen Zeiten und sehr oft breiteten sich inner-
! halb der Senke gewaltige Waldsumpfmoore aus,
die die Grundlage für die Entstehung dieser
Flöze bildeten. Ungeheure Wälder mit riesigen
Baumen und krautigem Unterholz wuchsen heran.
Die Reste der abgestorbenen Pflanzen reicherten
; sich immer mehr im Sumpsmoor an, bis eine
S längere oder kürzere Regenperiode eintrat und
während dieser der ganze Sumpf mit Schlamm-,
Sand- und Geröllmassen zugedeckt und somit
luftdicht abgeschlossen wurde. Die Bildung der
Kohle begann. Sofern ein günstiger Untergrund
vorhanden war, wuchs ein neuer Steinkohlen-«
wald heran, und ein neues Sumpfmoor entstand.
So hat sich dieser Vorgang im Laufe der Stein¬
kohlenzeit sehr oft wiederholt; und jedes Mal
wurden dabei die Bedingungen für das Entstehen
eines weiteren Flözes geschaffen.
Die Pflanzenwelt der Steinkohlenzeit bestand
hauptsächlich aus Eefäßkryptogamen, d. h. Pflan¬
zen, die sich nicht durch Blüten und Samen, son-
dern, wie unsere heutigen Farne, durch Sporen
fortpflanzen und mit Gefäßen zur Leitung des
Wassers versehen sind. Dazu gehörten damals
mit in erster Linie die Farne. Und zwar waren
dies schon echte Farne, ungefähr wie die heutigen,
die sich durch Sporen fortpflanzten (Abb. 1).
Aber auch die Bärlappgewächse oder Lycopo-
diales waren sehr verbreitet. Zu ihnen gehörten
die noch heute vorkommenden krautartigen Sela¬
ginellen und Lycopodien und die kurz nach der
Steinkohlenzeit ausgestorbenen baumförmigen
Lepidodendren oder Schuppenbäume und Sigil-
larien oder Siegelbäume. Die ersteren, die bis
30 Meter Höhe erreichten, verdanken iljWn
Namen der fchuppenartigen Rindenoberfläche des
Stammes. Die Siegelbäume, die wohl ebenso hoch
wurden, sind nach den siegelsörmigen Eindrücken
in der Rinde benannt. Die Keilblattgewächse
oder Sphenophyllaceen, vermutlich Wasserpflan¬
zen. hatten ihren Ursprung wie die Farne und
Bärlappgewächse bereits im Devon, dem Zeit¬
alter unmittelbar vor der Steinkohlenzeit und
sind bald nach dieser wieder erloschen. Man
rechnet sie wie die damals ebenfalls sehr häu¬
figen Schachtelhalme oder Ealamiten zu den
Gliedergewächsen, da Stämme und Zweige ge¬
gliedert waren. Diese Familie der Gruppe
Equisetales ist ebenfalls kurz nach der Stein¬
kohlenzeit verschwunden; die andere Familie,
die echten Equiseten, lebt heute noch, wenn auch
nur in einer einzigen Gattung, dem Equisetum,
Ackerschachtelhalm, Zinnkraut oder Katzenschwanz
und war vielleicht auch schon zur Steinkohlenzeit
vorhanden.
Die ersten Blütenpflanzen entwickelten sich als
Nacktsamer oder Gymnospermen schon in der
Steinkohlenzeit in Form der Eordaiten mit
langen schmalen Blättern und kätzchenförmigen
Blutenständen. Gegen Ende der Steinkohlenzeit
erschienen auch die echten Koniferen oder Nadel¬
bäume. Ihr Aussehen hatte mit den heutigen
Araukarien, die wir bei uns als Zier- und Zim¬
merpflanzen kennen, große Ähnlichkeit.
Die unechten oder Samenfarne kennt man aus
der Steinkohlenzeit in einer Unmenge von Arten.
Sie waren, namentlich in der Beblätterung bzw.
Befiederung, durchweg größer entwickelt als die
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