Grenzen und Landschaft begreifen. Die Wehr¬
oerfassung eines Staates ist letzten Endes nicht
das Ergebnis eines freien Entschlusses, der will¬
kürlich so oder so gefaßt oder abgeändert wer¬
den kann. Sondern sie muß im inneren Ein¬
klang st ehe n mit den nationalen
und sozialen Voraussetzungen, sie
wächst heraus aus den Kräften der Rasse und
des Blutes, die in ihr zur lebendigen Wirk¬
samkeit gelangen.
Der Uebergang von dem im Waffenhandwerk
vollendet ausgebildeten Berufskämpfer zum Sol¬
daten der alle erfassenden Wehrmacht entspricht
so dem innersten Wesen des deutschen Menschen,
der sich stets als der geborene Verteidiger seines
Volkes und Landes gefühlt hat. Für ihn war
es auf die Dauer ein unerträglicher Zustand,
dieses vornehmste Recht des freien Mannes einer
Minderheit überlassen zu müssen, mochte sie durch
Uebung und Auslese dazu noch so berufen sein.
Im Zeitalter der sich immer noch steigernden
technischen Entwicklung und der zunehmenden
Verfeinerung der Waffen und ihrer Bedienung
aber bedeutet die Rückkehr zum kürzerdienenden
Soldaten der allgemeinen Wehrpflicht ein klares
Bekenntnis, das durch kein Urteil, mag es noch
so voreingenommen sein, wirksam entkräftet
werden kann: Deutschland beweist da¬
mit — durchaus im Sinne der früher an uns
gestellten Forderung nach Umgestaltung des Be¬
rufsheeres —, daß es im Waffendienst
seiner wehrfähigen Mannschaft
nur das Mittel sieht zur Verteidi¬
gung seiner Grenzen und seines
L e b e n s r a u m e s. Die Geschichte lehrt, daß
Erobererheere andere Wesenszüge tragen.
Hinzu kommt, daß das deutsche Volk in der
Wehrpflicht stets die durch nichts zu ersetzende
Schule der Nation gesehen hat, die Schule
der Disziplin, der Kameradschaft und der prak¬
tischen Volksgemeinschaft. In ihr wurde der
Charakter der jungen Generation geformt. Und
zwar blieben ihre Auswirkungen nicht auf die
Dienstzeit selbst beschränkt, sondern setzten sich in
allen Berufen und Lebensaltern befruchtend
fort. Wir haben ihr Fehlen in den Jahren nach
dem Zusammenbruch bitter erfahren müssen.
Dem deutschen Volk wäre manches erspart ge¬
blieben, manche Entwicklung hätte einen an¬
deren Gang genommen, wenn die straffe Schule
des Dienstes in der Wehrmacht sich in weiteren
Kreisen hätte auswirken können .
Die damalige junge Generation hat an die¬
sem Mangel selbst schwer gelitten. Ihre innere
Zerrissenheit im rückliegenden Jahrzehnt hatte
hier ihren letzten Ursprung. Die gesunde Jugend
will das Recht haben, in freier Entfaltungs¬
möglichkeit in den Staat hineinzuwachsen, den
sie einst tragen soll. Da sie dort, wo ihre We¬
sensart sie hindrängte, verschlossene Türen fand,
suchte sie sich ihre eigenen Wege. Damit ging ein
Teil von ihr der Zukunft und dem Staat ver¬
loren, der ihr männliches Sehnen nicht begriff
oder ihm nicht Rechnung zu tragen vermochte.
Anmarsch der neuesten deutschen Waffe: Panzerwagen (Vorführung der Wehrmacht am 16. 9. 1935)
Foto: Hoffmarm-München
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