Full text: 64.1936 (0064)

Hier ein Beispiel: 
Administration des Mines Domaniales 
Françaises de la 8arre 
L’Ingénieur en Chef du Groupe d’inspections 
Est et l’Ingénieur Principal de l’Inspection VU 
beehren sich, Sie zu dem am Sonntag, den 
2. März 1924, nach. 3.15 Uhr im Saalbau zu 
Neunkirchen stattfindenden 
Symphonie-Konzert 
ergebenst einzuladen. 
Mitwirkende: 
M. J. Savoye, Geiger, 1. Preis des Pariser 
Konservatoriums, Solist des Orchesters. 
M. P. Dugué, Fagott, 1- Preis des Pariser 
Konservatoriums, Solist des Orchesters. 
Das Hauptorchester der Administration 
des Mines Domaniales Françaises (70Mu¬ 
siker) unter Leitung seines Kapellmeisters 
M. Louis Fourestier. 
L’Ingénieur en Chef du Groupe Est: 
L. Bella n. 
L’Ingénieur Principal: 
R o m i e u x. 
Vortragsfolge: 
L Teil. 
L Stenka Razine 
2 Solo de Concert, für Fagott 
3. Violin - Konzert, in G - moll 
All0 moderato — Adagio 
All0 énergico 
A. Glazounow 
(1865- — ) 
G. Pierné 
(1863- — ) 
Max Bruch 
(1888-1920) 
Pause. 
2. Teil. 
4. Impressions d’Italie ... G. Charpentier 
a) Serenade (1860- — ) 
Bratschensolo: H. Skohoutil 
b) Am Brunnen 
c) Maultiere 
d) Ueber den Gipfeln 
e) Neapel 
Celîosolo: M. Tournié 
Die Saaltüren bleiben während der Aufführung 
der Musikstücke geschlossen. 
Stenka Razine. 
Die Wolga, unermeßlich und ruhig. Lange Jahre hin¬ 
durch herrschte auf ihren Ufern tiefer Frieden, als 
plötzlich die furchtbare Ataman Stenka Razine auftrat, 
welcher an der Spitze grausamer Horden die Wolga zu 
durchsegeln begann, alle auf ihren Ufern gelegenen 
Städte und Dörfer verheerend und plündernd. Sein 
Schiff war merkwürdiger Art geziert, seine Segeln aus 
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Seide, seine Ruder golden; in der Mitte des aus silbtt, 
nem Brokat * gestickten Pavillons runtu auf gold- utic 
silbergefüllten Fässern die persische Prinzessin, die Ge 
fangene und Geliebte des Stenka Razine. Eines Tages 
wurde sie nachdenklich untl sich an die Gesellen ihres! 
Herren wendend, begann sie ihnen von einem Traum al 
erzählen in dem sie sah wie Stenka Razine niedern^ 
schossen, seine Bande in’s Gefängnis geworfen und sie 
selbst in den Fluten der Wolga umgekommen ist. Der 
Traum der Prinzessin ward zur W irklichkeit. Stenki 
Razine wurde von den Soldaten des Zares umzingelt 
Als er seine Niederlage gewahrte, sagte Stenka Razine: 
,,Nie während der 30 Jahren meiner Rennfahrten habt 
ich der Wolga ein Geschenk gemacht. Heute werde ich 
ihr das geben, was für mich kostbarer ist als alle Schätzt 
der Erde“. Daraufhin stürzte er die Prinzessin in die 
Tiefen der Fluten. Die grausame Bande stimmte ein 
Ruhmeslied ihrem Ataman an und fielen über die Sol 
daten des Zares her. 
Impressions d’ltalie. 
I, Serenade. Es ist kurz vor Mitternacht. Junge Laues 
leute singen, aus der Osteria kommend, unter den Ferl 
stern ihrer Angebeten lange, glühende, zuweilen schwer! 
mütige Weisen. Als Antwort auf diese Liebesphraseif 
ertönen Mandolinen und Guitarren. Der Gesang de? 
jungen Völkchens erhebt sich von Neuem, um dann ^ 
der Ferne allmählich zu verklingen. 
II. Am Brunnen. Talabwärts, dorthin wo die Wassel 
fälle plätschern, ziehen junge Mädchen, barfuß, me| 
bloßen Amen; das weiße offene Hemd zeigt die .Schutt 
fern und die braungebrannte Brust. Ernst, friedlich,! 
laut- und sorglos gehen sie in ruhiger, fast religiöse: 
Bewegung, den Bronzekrug auf dem Kopfe, mit leichtes! 
Schaukeln der Hüften. Wie Priesterinnen ziehen sie iz| 
den glühenden Sonnenstrahlen an uns vorbei, wahrem 
von den Bergen zuw eilen fröhliche Lieder der Hirten zs 
uns herüberklingen. 
UL Maultiere. Abend. Auf dein Wege, der sich voiI 
den sabinischen Bergen herabschlängelt, trotten gleiche 
Schrittes Maultiere irn Rhythmus ihrer hellen Glas 
chen. Der Gesang des Violoncello’s ist das aus volles- 
Halse gesungene „canzone“ des Treibers, und die w 
chen Terzen der Flöten bedeuten den zarten Gesan; 
den die schönen Mädchen mit den abgrundtiefen Auge: 
flüstern. Sie sitzen, oder besser gesagt, knieen in der 
großen Karren auf dem Heimwege in’s Dorf. 
IV. Ueber den Gipfeln. Mittagsschwüle liegt auf de:! 
einsamen Höhen, in dieser „Sorrent mischen Wüste",! 
welche die Stadt überragt und von wo der Blick dit! 
Inseln und das Meer umfaßt. Das Streichquartett M'i 
seinen gehaltenen Noten malt gleichsam den Hinte: 
gründ des Bildes: die von der Sonne durchglühte Weite! 
die brennende Atmosphäre. Ein Horn verbildlicht dies 
ferne Glocke eines Klosters. Flöten, Klainetten, Hais»! 
bedeuten das Gezwitscher der Vögel, die leidensehal: 
lieh trillern wie trunken von Hitze und Licht. Der allj 
mählich anschwellende Gesang der Bratschen und Cellf 
— das ist die Seele, der Enthusiasmus des Dichters, OT 
Stimme, welche in die Einsamkeit dringt. Doch es sli 
gert sich das Kirchengeläute; das weittönende Spiel des 
Glocken von Sorrent. Massa und Amalfi erweckt dis 
Glöckchen auf den Hügeln. Und ein Geläute von mefcf 
reren Oktaven Umfang ertönt über clie Wüste und drin« 
in die Ferne des blauen Meeres. Alles beruhigt sic! 
nur noch einige zerstreute Glockentöne verklingen sanij 
in der unendlichen Ferne. 
V. Neapel. In diesem letzten Teile der Stimmung 
bilder stellt sich der Komponist die Aufgabe, Neapel, 
seine Bevölkerung, sein ganzes äußeres Lehen und sei# 
Freude musikalisch zu malen. Zu Anfang Tongeflüstf: 
— Hitze, Helle, Ansammeln der Volksmenge. Mal 
glaubt von jeder Straße Lieder zu vernehmen. ’I anz*; 
weisen, verliebte, sehnsuchtsvolle Geigentöne, lustiges 
Schnurren von’ Guitarren, antworten einander. Militär, 
weisen gehen der Symphonie ihr metallenes, stolzes G<f 
präge. Tänzerinnen beginnen eine Tarantella. Es »j 
das große Lied eines Volkes, die Hymne von Neapt 
am Ufer seines azurblauen Golfes. Das periodisch 
Schnarchen des Vesuves übertönt die sentimental» 
Liedchen des Sängers am Quai. Bei Anbruch des Abens“ 
sendet ein glänzendes Feuerwerk seine Uchtgarben ur 
Sternensträuße zum Himmel, um alsbald im unendliche 
Meeresspiegel zu erlöschen.
	        
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