Regierungskommission, des französischen Staats-
rats Ra ult, wird hierdurch schwer erschüttert.
Von jetzt ab gilt er auch in Frankreich als ein
erledigter Mann. Seine Französisie-
rungspolitik ift gescheilert. Da er mit
einer Wiederwahl durch den Völkerbundsrat
nicht mehr rechnen kann, tritt er im März 1926
zurück. Kurz darauf — am 1. April — verläßt
er das Saargebiet sang- und klanglos; nicht ein¬
mal eine offizielle Abschiedsveranstaltung findet
statt. Von den Saardeutschen vermißt ihn
niemand.
*
Die französischen Truppen
müssen verschwinden
März 1927: Endlich beschließt der Völker¬
bundsrat, daß die französischen Truppen und die
französische Gendarmerie das Saargebiet zu ver¬
lassen haben und eine Bahnschutztruppe von 800
Mann, bestehend aus französischen, englischen
Und belgischen Truppen, eingerichtet werden soll.
Rach den Bestimmungen des Versailler Vertrags
mutzte das französische Militär schon 1920 das
Saarland verlaßen.
: Immer wieder aber haben die Franzosen und
die Regierungskommission es verstanden, die
Einwilligung des Völkerbundsrates zu einem
weiteren Verbleib des französischen Militärs zu
erhalten. Nun endlich muß es von der Saar
verschwinden. Das ist eine bittere Enttäuschung
für die Franzosen; denn es war ihre feste Ab¬
sicht, dauernd Truppen im Saargebiet zu halten.
Die Freude der Saarbevölkerung über die an¬
geordnete Räumung ist sehr groß. „Wieder
einen Schritt näher zur Rückkehr ins Vater¬
haus," heißt es.
*
Erfolglose deutsch-französische
Verhandlungen
Im August 1929 kommt es zwischen Deutsch¬
land und Frankreich zu Verhandlungen über die
alsbaldige Lösung des Saarproblems. Sie stehen
im Zusammenhang mit der Räumung des Rhein¬
landes. In politischen Kreisen des Reiches ist
man größtenteils sehr optimistisch. Anders an
der Saar. Hier weiß man, daß die Franzosen
nicht daran denken, das Saargebiet früher als
unbedingt notwendig freizugeben. Hier weiß
man, daß es Frankreichs Ziel ist, das Saarland
dauernd in seinen Besitz zu bringen. Hier weiß
man, daß die Franzosen nur dann früher als im
Versailler Vertrag vorgesehen das Saarfeld
räumen werden, wenn sie dadurch ein gutes
wirtschaftliches Geschäft machen und der Einfluß
Frankreichs auf die politischen Verhältnisse an
der Saar gesichert wird.
Frankreich läßt sich außerordentlich viel Zeit,
um die Verhandlungen aufzunehmen. Im August
werden sie beschlosien. Die erste Sitzung findet
am 21. November in Paris statt. Nach mehr¬
fachen Unterbrechungen werden die Verhand¬
lungen am 7. Juli 1930 vertagt, um nicht wieder
ausgenommen zu werden. Im Laufe der Be¬
sprechungen zeigte sich ganz deutlich, daß die
französische Taktik auf Verschleppung und ergeb¬
nislosen Verlauf abgestellt war; es sei denn,
Deutschland erfülle Frankreichs maßlose Forde¬
rungen. Die Schuld an dem Scheitern der Ver¬
handlungen tragen die Franzosen allein. Selbst
englische Blätter bezeichnen die französischen
Forderungen als unvernünftig. Unter den vor¬
liegenden Umständen ist die Saarbevölkerung
froh, daß es zu keiner sogenannten vorzeitigen
Lösung kam; denn wie die Verhältnisse liegen,
wäre sie dann ziemlich sicher in dauernde Ab¬
hängigkeit von Frankreich und in fortwährende
Kämpfe um ihr Deutschtum geraten und um die
Möglichkeit friedlicher Arbeit gekommen. „Lieber
warten wir bis zur Abstimmung im Jahre 1935,"
sagt man allenthalben an der Saar, „denn dann
werden wir den Franzosen und ber ganzen Welt
zeigen, daß wir ohne besondere Konzessionen
wieder ganz zum Reich kommen." Das Saar¬
volk hat recht behalten!
*
Der Führer am Niederwald-Denkmal
August 1933: Auf der großen Kund¬
gebung des Bundes der Saarver¬
eine am Niederwald-Denkmal spricht
unser Führer und Reichskanzler Adolf Hitler.
Zum ersten Mal kommt ein deutscher Reichs¬
kanzler zu einer solchen Kundgebung. Die Freude
darüber ist an der Saar überaus groß. Fast
100 000 saardeutsche Menschen sind in Rüdesheim,
umlagern das Denkmal am Niederwald, wollen
ein Treuegelöbnis ablegen zum Vaterland, zum
Deutschen Reich, wollen den Führer sehen! Zu
ihrem größten Bedauern können die S a a r -
bergleute nicht teilnehmen, ohne Gefahr zu
laufen, gemaßregelt zu werden; denn die franz.
Vergverwaltung hat nicht nur jeden Urlaub für
eine Beteiligung verweigert, sondern auch wißen
lassen, daß sie eine Teilnahme an der Veran¬
staltung des von ihr so sehr gehaßten Bundes
der Saarvereine bezw. der NSDAP, als eine
Herausforderung ansieht und sich danach richten
wird. Was das bedeutet, haben viele Saarberg¬
leute bei früheren Anlässen zur Genüge erfahren.
Sie müssen daher größtenteils daheim bleiben
und sitzen mit den anderen Volksgenossen, die
nicht dabei sein können, in der Heimat am
Radio, um so wenigstens den Führer zu hören
und im Geiste an dem Jubel am Rhein teilzu¬
nehmen.
Nie vorher hat im Saarkampf eine Rede auch
nur annähernd eine solche Begeisterung bei der
Saarbevölkerung ausgelöst, wie die des Führers
in Rüdesheim. Nie vorher wurde auch der Treue-
47