sannt, daß die Streikenden ohne Kündigung ent¬
lassen sind und zur Schadensersatzleistung heran¬
gezogen werden. Ein „Schreckschuß", der erst recht
böses Blut auslöst. Kein Saarbergmann geht
deswegen zur Arbeit. Auch alle übrigen Druck¬
maßnahmen, z. V. Wohnungskündigungen, Aus¬
weisungen usw. können die streikende Front nicht
im geringsten ins Wanken bringen. Ueberall
herrscht mustergültige Ruhe und Ordnung, eine
wunderbare Disziplin. Niemand wird belästigt.
Das französische Militär bekommt keinerlei Ar¬
beit. Die tadellose Haltung der Streikenden
findet allenthalben große Anerkennung. Auch
eine durch die Regierungskommisston willkürlich
vorgenommene wesentliche Einschränkung des
Koalitionsrechtes bringt die Bergarbeiterschaft
nicht aus der Ruhe. Verbissen hält sie uner¬
schütterlich Ruhe und Ordnung aufrecht. Ein
Streik, wie er friedlicher nicht gedacht werden
kann. So geht es mehr als drei Monate
lang. Eine unerhört lange Zeit für einen Berg-
arbeiterstreik. In Deutschland noch nicht da¬
gewesen. Ein eigens zur Organisierung des
Streikbruchs gegründeter „Verband" hat trotz
stärkster Propaganda keinerlei Erfolg. Endlich
nach 100 Tagen kommt es am 14. Mai zu einer
Einigung zwischen der Streikleitung und der
französischen Bergverwaltung, die für die Berg¬
leute einen großen Erfolg bedeutet. Ihre bei¬
spiellose Einigung, Ruhe und Disziplin haben
den Sieg davongetragen. Die französische Berg¬
verwaltung hat nachgeben müsien. Eine uner¬
hört schwere Kraftprobe, eine riesig große Prü¬
fung der Stärke und des Willens ist von den
saardeutschen Bergleuten — mit ihren Ange¬
hörigen sind es über 250 000 Menschen —
■giÖS^uWeifonSFeii worden! Die Franken und
die Regierungskommission hatten sich gründlich
verrechnet, wenn sie glaubten, saardeutsche Ar¬
beiter auf die Knie zwingen zu können.
*
Jahrtausendfeier
Eine Probeabstimmung
Juni 1926. Alle Ereignisse werden weit
überragt von der Feier der tausendjährigen Zu¬
gehörigkeit des Rheinlandes zum Reich. Daß
das Saargebiet — trotz der Fremdherrschaft —
Lei dieser Feier nicht fehlen wird, ist ganz selbst¬
verständlich. Frühzeitig setzen überall die Vor¬
bereitungen für die Iahrtaufendfeier lebhaft ein.
Auch die kleinste Gemeinde rüstet eifrig für eine
würdige Veranstaltung. Alles wetteifert mit¬
einander. Ueberall werden besondere Ausschüße
zur Vorbereitung und Durchführung der Feiern
gebildet. Den Franzosen und der Regierungs¬
kommission gefällt das alles gar nicht. Sie
suchen zu verhindern, was irgendwie möglich
erscheint. Schon im April kommt die Regie¬
rungskommission mit Verboten. Sie unters
den Landräten, Beamten und Schulen die U
nohme an den Feiern, mit der Begründung, &
alle Dienststellen strenge Neutralität zu beatz
hätten. Alles lacht, die RegierungskommP
fordert Neutralität! Sie selbst verletzt diese i
lich im Interesse Frankreichs. Die allfeiiix
Proteste gegen dieses Verbot haben den Erst
daß die Regierungskommission sich zu Zugestüi.
nissen bequemt. Sie kommentiert ihr Verbots
hin, daß nur eine offizielle Teilnahme der ss
amten und Schulen verboten sei. Nicht aber!
private Beteiligung der Beamten und Li
Personen. Bald aber folgen weitere Verbi
Verboten werden die Gewährung von Gemein,
zuschüssen für die Veranstaltungen, die Du,
führung von Fackelzügen, das Flaggen in J{
Farben „Schwarz-Weiß-Rot", das Schmücken r
Dienstgebäuden und Schulen, die Belehrung!
Schulkinder durch die Lehrer über die Bedeute
der Feier, Kinderumzüge in Begleitung %
Lehrpersonen und die Abgabe von Tannengr
oder Laub aus den Forsten oder Eemeiià
Wallungen. Die Programme der Musik- oder k
sangveranstaltungen sowie die Texte der geplc
ten öffentlichen Reden sollen vorher vorgeb
werden. Es regnet geradezu Verordnungen i
Verbote. Sie wirken schließlich nur noch
lächerlich — sowohl wegen ihrer Zahl als m
ihres Inhalts wegen — daß niemand im
daran denkt, sie zu befolgen. Die Regierung st
den Uebertretungen durch die gesamtes
völkerung — trotz des besonders bereitgestellt,
französischen Militärs — völlig machtlos ge#
über. In den Tagen vom 18. bis zum 21. Ä
feiert jeder Ort die Iahrtaufendfeier so, wie
es fnr "ut hält. Die Zeitung"' bringen!
sondere Festnummern heraus. Der Verlauf l
Veranstaltungen, von den Feiern für die Kin!
und Jugend angefangen bis zu den Masienkm
gedungen und großen Fackelzügen, ist must
gültig. Nirgendwo kommt es zu Störunge
Ueberall herrschte eine frohe Stimmung. Jubel
legt die ganze Saarbevölkerung ein alles M
wältigendes Bekenntnis zum Deutschen Reicht
Das ganze Saargebiet gleicht gewisiermi
einem Flaggenmeer.
Von allen Türmen ertönt feierliches Eloü
geläute. Ueberall finden Festgottesdienste, D
zert-, Gesangs- und Sportveranstaltungen sst
Allenthalben gestalten sich die Feiern zu he
lichen Volksfesten. Ohne Unterschied des Str
des, der Konfession und der Parteien finden!
alle gemeinsam zusammen zur feierlichen -
kundung der untrennbaren Verbundenheit!
Saarlandes mit dem tausendjährigen Reich.
Das Ausland bezeichnet den Verlauf der Fe
als eine Vorabstimmung in eindeutig de:
fchem Sinne. Die Stellung des Präsidenten!