IIHt^ Von Dr. Walther Cartellieri, Leit« d-s Statistische»
Amtes deo SaarlmiSes u»d stellv. Syndikus der Industrie uns Handelskammer zu Saarbrücken
Saarland und Pfalz find mit der Rückkehr des
Abstimmungsgebietes zu neuer Einheit,
zunächst auf dem Gebiete der Parteiorganisa¬
tion und der Wirtschaft, vereinigt worden und
sollen in Zukunft noch enger verschmelzen.
An Fläche umfaßt das Gesamtgebiet Saar¬
land-Pfalz 7416 Quadratkilometer. Davon ent¬
fallen 1912 Quadratkilometer auf das Saarland
und 5504 Quadratkilometer auf die Pfalz. Der
Oberfläche nach ist die Pfalz also dreimal so
groß als das Saarland. Dieses Verhältnis ver¬
schiebt sich noch weiter zugunsten der Pfalz,
wenn man berücksichtigt, dag das Saargebiet
des Versailler Vertrages 426 Quadratkilometer
pfälzischen Gebietes enthielt, die sogenannte
Eaarpfalz. An der Gesamtfläche des Deutschen
Reiches ist das Saarland mir 0,4 v. H., die
Pfalz mit 1,2 v. H. beteiligt. Zusammen macht
das vereinigte Gebiet 1,6 v. H. bzw. den fechzig-
sren Teil der Reichsflüche aus.
Die Bevölkerung umfaßt nach dem
Stande von Mitte 1935 insgesamt 1 814 000 Ein¬
wohner. davon 812 000 im Saarland und
1002 000 in der Pfalz. Im Gegensatz zur Ober¬
fläche ist die Pfalz also an Einwohnerzahl nur
um ein Viertel größer als das Saarland. An
der Eefamtbevölkerung des Deutschen Reiches
sind das Saarland mit 1,2 v. H. und die Pfalz
mit 1,5 v. H., beide zusammen mit 2,7 v. H. be¬
teiligt; dies entspricht dem siebenunddreißigsten
Teil der Reichsbevölkerung.
Die Bevölkerungsdichte ist bekannt¬
lich im Saarland, bedingt durch die hohe Ein¬
wohnerzahl auf kleinem Raum, sehr groß.
Eie beträgt unter Zugrundelegung obiger Flä¬
chen- und Bevölkerungsziffern für das Saar¬
land 425 Einwohner auf den Quadratkilometer,
für die Pfalz hingegen 182 und für beide zu¬
sammen 245. Gegenüber der durchschnittlichen
Bevölkerungsdichte des Reiches, die Mitte 1935
U2 Einwohner je Quadratkilometer erreicht
hat, leben im Gau Saarland-Pfalz rund 100
Menschen mehr je Quadratkilometer.
Eine Betrachtung der Bevölkerung nach Ver¬
waltungsbezirken zeigt den beträcht¬
lichen Erößenunterfchied zwischen preußischen
Kreisen und bayerischen Bezirken. Das Saar¬
land umfaßt 1 Stadtkreis (Saarbrücken) und 5
Landkreise des ehemals preußischen Teils (Saar¬
brücken-Land, Saarlouis. Merzig, Ottweiler,
St. Wendel) sowie 2 Bezirke des ehemals
bayerischen Teils (St. Ingbert, Homburg), die
Pfalz 8 kreisunmittelbare Städte (Frankenthal.
Kaiserslautern, Landau, Ludwigshafen, Neu¬
stadt, Pirmasens, Speyer, Zweibrücken) und 13
Bezirke (Bergzabern, Frankenthal, Germers¬
heim, Kaiserslautern, Kirchheimbolanden, Ku¬
sel, Landau, Ludwigshafen, Neustadt, Pirma¬
sens, Rockenhausen, Speyer, Zweibrücken). Wäh¬
rend die preußischen Kreise — mit Ausnahme
der durch die Versailler Grenzziehung zerschnit¬
tenen Kreise Merzig und St. Wendel — durch¬
weg weit über 100 000 Einwohner aufweisen,
bewegt sich die Einwohnerzahl der pfälzischen
Bezirke zwischen 25 000 und 70 000.
Die Berufsgliederung weist im Saar¬
land und in der Pfalz entsprechend der verschie¬
denen Wirtschaftsstruktur erhebliche Abweichun¬
gen auf. Von Land- und Forstwirtschaft leben
im Saarland 8 v. H., in der Pfalz 21 v. H.
der Gesamtbevölkerung, von Industrie und
Handwerk hier 59 v. H., dort 46 v. H. Während
im Saarland die Landwirtschaft zugunsten der
Industrie zurücktritt, entspricht sie in der Pfalz
dem Reichsdurchschnitt. Der Anteil der von
Industrie und Handwerk lebenden Bevölkerung
ist in keinem der deutschen Länder und in keiwer
preußischen Provinz so hoch wie im Saarland.
(Die Saarziffern stammen noch von 1927.)
Die soziale Gliederung läßt die über¬
ragende Stellung des Arbeiters im Saarland
erkennen, der mit seinen Angehörigen 55 v. H.
der Gesamtbevölkerung ausmacht, während er in
der Pfalz 44 v. H. und im Reichsdurchschnitt
43 v. H. einnimmt. Umgekehrt ist die Zahl
der Selbständigen und der mithelfenden Fami¬
lienangehörigen — letztere vor allem in der
Landwirtschaft! — in der Pfalz verhältnismäßig
sehr viel höher als im Saarland.
Nach dem Religionsbekenntnis über¬
wiegt im Saarland der katholische Glaube (72,6
v. H.), in der Pfalz der protestantische Glaube
(55,7 v. H.). Israeliten machen im Saarland
0,5 v. H., in der Pfalz 0,7 v. H. der Gesamtbe¬
völkerung aus. (Auch diese Saarziffern sind von
1927, die für die Pfalz von 1933.)
Die Landwirtschaft umfaßt im Gau
Saarland-Pfalz 122 000 Betriebe, davon 65 000
in der Pfalz und 57 000 im Saarland. Auf den
ersten Blick erscheint die nur wenig höhere Zahl
der Landwirtschaftsbetriebe in der Pfalz über¬
raschend, wird jedoch verständlich, wenn man sich
vergegenwärtigt, daß von den 65 000 pfälzischen
Betrieben 43 000 im Hauptberuf und 22 000 im
Nebenberuf, von den 57 000 saarländischen Be¬
trieben jedoch 7000 im Hauptberuf und 50 000
im Nebenberuf betrieben werden. Während in
der Pfalz also die hauptberufliche Landwirt¬
schaft vorherrscht, überwiegt an der Saar bei
weitem die Zahl der nebenberuflichen ..Arbei¬
terbauern". Nach der Größenordnung betrach¬
tet ergibt sich, daß im Saarland 77 v. H. aller
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