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Der Bergbau im Mittelaller.
Die wiederholte Wahl zeigt jedenfalls, daß
Hans Luther bei seinen Mitbürgern als ver¬
ständiger, praktischer Mann galt. Zugleich darf
es auch als ein Beweis fortschreitenden Wohl¬
standes angesehen werden. Hier mutz man zu¬
nächst einige Worte über die damalige Betriebs¬
weise im Bergbau einflechten.
Die Betriebsweise im damaligen
Bergbau.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte das
„Verlegertum", wie in den anderen Gewerbe¬
zweigen, auch im Bergbau seinen Einzug ge¬
halten. Die Notwendigkeit, kostspielige An¬
lagen zur Wasserhaltung sowie zur Ventilation
zu machen, zwang die einzelnen Gewerken oder
die Gewerkschaften, sich an Händler zwecks Dar¬
lehenshergabe zu wenden. Diese streckten ihnen
zwar das nötige Kapital vor, erhielten aber
dafür das Recht, während einer bestimmten An¬
zahl von Jahren die gesamte Erzausbeute zu
einem im voraus festgelegten Preise zu be¬
ziehen. Durch diese Verlagsabkommen wurden
die Gewerken zu, von den Erzhändlern ab¬
hängigen Arbeitern, herabgedrückt. Die minder¬
bemittelten Gewerkschaftsmitglieder sahen sich
daher oft gezwungen, ihre Anteile an reichere
Genossen oder auch an Außenstehende zu ver¬
kaufen, da sie nicht imstande waren, ihre Hilfs¬
arbeiter zu entlohnen. Infolgedessen gingen
sie ihrer „Kuxen", d. h. ihrer Anteilscheine meist
an die Verleger verlustig und sanken so zu ein¬
fachen Tagelöhnern herab. Es war selbstver¬
ständlich, daß sich im Laufe der Zeit bei der
Bevölkerung eine große Erbitterung gegen diese
Kuxenbesitzer ansammelte, denen die so verlustig
gegangenen Anteile mühelos eine reiche Aus¬
beute in den Schoß warf.
Aus dieser allgemeinen Einstellung heraus ist
auch Luthers grenzenlose Abneigung gegen die
Kuxe zu erklären. In seinen Augen ist die Aus¬
beute für den Kuxbesitzer nichts anderes als
Wucherzins oder Spielgewinn. Denn gerade
beim Bergwerk kommt es, nach Luther, nur auf
Gottes Gnade und Segen an: „Der soll aber
dem Berg- und Hüttenmann, der aus der Erde
schafft und spart, zukommen, und nicht dem
Manne in der Stadt, der das Geld für sich ar¬
beiten läßt". Denn auf solchem Tun ruht nicht
Gottes Segen, sondern es ist Teufelswerk. Und