Full text: 63.1935 (0063)

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Der Bergbau im Mittelaller. 
Die wiederholte Wahl zeigt jedenfalls, daß 
Hans Luther bei seinen Mitbürgern als ver¬ 
ständiger, praktischer Mann galt. Zugleich darf 
es auch als ein Beweis fortschreitenden Wohl¬ 
standes angesehen werden. Hier mutz man zu¬ 
nächst einige Worte über die damalige Betriebs¬ 
weise im Bergbau einflechten. 
Die Betriebsweise im damaligen 
Bergbau. 
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte das 
„Verlegertum", wie in den anderen Gewerbe¬ 
zweigen, auch im Bergbau seinen Einzug ge¬ 
halten. Die Notwendigkeit, kostspielige An¬ 
lagen zur Wasserhaltung sowie zur Ventilation 
zu machen, zwang die einzelnen Gewerken oder 
die Gewerkschaften, sich an Händler zwecks Dar¬ 
lehenshergabe zu wenden. Diese streckten ihnen 
zwar das nötige Kapital vor, erhielten aber 
dafür das Recht, während einer bestimmten An¬ 
zahl von Jahren die gesamte Erzausbeute zu 
einem im voraus festgelegten Preise zu be¬ 
ziehen. Durch diese Verlagsabkommen wurden 
die Gewerken zu, von den Erzhändlern ab¬ 
hängigen Arbeitern, herabgedrückt. Die minder¬ 
bemittelten Gewerkschaftsmitglieder sahen sich 
daher oft gezwungen, ihre Anteile an reichere 
Genossen oder auch an Außenstehende zu ver¬ 
kaufen, da sie nicht imstande waren, ihre Hilfs¬ 
arbeiter zu entlohnen. Infolgedessen gingen 
sie ihrer „Kuxen", d. h. ihrer Anteilscheine meist 
an die Verleger verlustig und sanken so zu ein¬ 
fachen Tagelöhnern herab. Es war selbstver¬ 
ständlich, daß sich im Laufe der Zeit bei der 
Bevölkerung eine große Erbitterung gegen diese 
Kuxenbesitzer ansammelte, denen die so verlustig 
gegangenen Anteile mühelos eine reiche Aus¬ 
beute in den Schoß warf. 
Aus dieser allgemeinen Einstellung heraus ist 
auch Luthers grenzenlose Abneigung gegen die 
Kuxe zu erklären. In seinen Augen ist die Aus¬ 
beute für den Kuxbesitzer nichts anderes als 
Wucherzins oder Spielgewinn. Denn gerade 
beim Bergwerk kommt es, nach Luther, nur auf 
Gottes Gnade und Segen an: „Der soll aber 
dem Berg- und Hüttenmann, der aus der Erde 
schafft und spart, zukommen, und nicht dem 
Manne in der Stadt, der das Geld für sich ar¬ 
beiten läßt". Denn auf solchem Tun ruht nicht 
Gottes Segen, sondern es ist Teufelswerk. Und
	        
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