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träges von Ryswick sielen, enthalten ist. Aber die
Zählungsliste des Jayres 1686 erwähnt diese Kapelle
nicht. —
Erst im Jahre 1750 aber gewährte Fürst Wilhelm
Heinrich von Nassau auf Bitten seiner Gattin,
Sophie von Erbach, die später zum Katholizismus
übertrat, den Katholiken von Neunkirchen den Bau
einer neuen Kapelle. Sie wurde dann auch 1751
errichtet und der Mutter Gottes geweiht. Die Ab¬
haltung des Gottesdienstes wurde durch einen Fran¬
ziskanerbruder des Klosters von Homburg gesichert.
In dem Pfründenregister der Benediktiner von
Metz aus dem Jahre 1760 sind unter den Filial¬
kirchen der Pfarrei Ottweiler erwähnt: 1. Neun¬
kirchen und 2. Zwei-Hütten von Neunkirchen (Deux-
Forges).
Von Neunkirchen wird gesagt, daß es eine alte
unabhängige Pfarrei sei, daß es aber heute dort
keinen eigenen Pfarrer mehr gebe, vielmehr der
Gottesdienst vom Pfarrer von Ottweiler versehen
werde. (Es ist also keine Rede mehr von den Fran¬
ziskanern von Homburg).
über die vorgenannte Filialkirche Zwei-Hütten
fehlen bis heute die nötigen genaueren An¬
gaben.
Vor der Revolution, im Jahre 1787, hatte
Neunkirchen 1506 Einwohner, von denen 611
Katholiken waren.
Zur französischen Zeit wurde dann auf
Grund des Konkordats von 1801 der Saar¬
bezirk, zu dem Neunkirchen gehörte, von der
Diözese Metz getrennt und Trier angegliedert.
Die Pfarrei Neunkirchen war damals eine
Tochterpfarrei der von Spiesen, einer der
ältesten des Gebietes. Bei der endgültigen
Neugestaltung der Diözese Trier 1808 wurde
sie selbständig.
Die katholische Kapelle, die aus der Mitte
des 18. Jahrhunderts herrührte, wurde im
Jahre 1853 vergrößert. Es gab damals un¬
gefähr 1500 katholische Einwohner in Neun¬
kirchen, d. h'. etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Die vergrößerte Kirche wurde am 2. Juni 1856
eingeweiht! Schutzpatrone blieben die Mutter
Gottes und der heilige Bartholomäus.
Um 1880 war die Kirche für die immer an¬
wachsende Zahl der Katholiken zu klein ge¬
worden. Man beschloß, sie abzureißen und durch
eine größere Kirche zu ersetzen. Die Grundstein¬
legung fand am 6. Juli 1884 statt. Der Bau
wurde 1887 beendet. Die Einweihung erfolgte
am 13. Juni 1891. Es ist dies die Marienkirche
in der Hüttenbergstraße.
Neunkirchen zählte damals etwa 18000 Ein¬
wohner, von denen die Hälfte katholisch war.
Da die katholische Bevölkerung sich auch in
der Folge mit der Gesamtheit der Einwohner¬
schaft vermehrte, mußte man zwei neue Pfar¬
reien schaffen: 1914 die Herz-Jesu-Pfarrei,
welcher die Notkirche in einem Hause in der
Brückenstraße eingerichtet wurde, und 1922
für das Südviertel der Stadt, die sogenannte
„Scheib", die Pfarrei Sankt - Vincenz mit
einer Kirche in der Hermannstraße.
Wir führten oben an, daß die allererste
Kirche Neunkirchens, die anfänglich der heil.
Barbara, später dem heil. Bartholomäus geweiht
war und die schon im 13. Jahrhundert existierte, im
Jahre 1575 den Protestanten übereignet worden war.
Im Jahre 1727 wurde die Kirche, die einzustürzen
drohte, an der gleichen Stelle, auf der Höhe des
jetzigen Hüttenberges, wiederhergestellt. Sehr wahr¬
scheinlich blieb dabei der alte Turm erhalten. Zeit¬
genossen nennen sie „ein bescheidenes, ein geradezu
ärmliches Gotteshaus". Es war Graf Friedrich
Ludwig, der sie zur gleichen Zeit wie die protestan¬
tische Kirche der Stadt Sankt-Johann erbauen ließ.
— 1866 wurde sie auf Anordnung der Polizei ge¬
schlossen und wegen Vaufälligkeit niedergerissen. Ein
Neubau entstand im folgenden Jahr an gleicher
Stelle. Sie heißt Pauluskirche oder auch Friedens¬
kirche. Man nennt sie auch noch „Obere Kirche",
weil sie sich auf der Höhe des Hüttenberges erhebt.
Da sich die Zahl der protestantischen Bewohner —
besonders durch das Zuziehen zahlreicher Metall¬
arbeiter, die das Haus Stumm von jenseits des
Rheins kommen ließ — ständig vergrößert hatte,
baute die Familie Stumm gleichzeitig eine zweite
protestantische Kirche. Die Grundsteinlegung erfolgte
für beide Kirchen am 10. Mai 1867. Die Stummsche
Neunkircheu: (Eteinbrunnenweg mit oberer Kirche.
(Nach einer Radierung von Otto Weill.)