Full text: 63.1935 (0063)

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„Au? Hügeln und Höh'n, in Büschen und Hecken 
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel". 
Nahm ich ein Würstchen, ich will es gestehn: dach 
hatte zu dieser 
Wackerlos irgend ein Recht, so dankt' er's meiner 
Bemühung." 
Und der Panther begann: „Was helfen Klagen 
und Worte! 
Wenig richten sie aus, genug das Übel ist ruchbar. 
Er ist ein Dieb, ein Mörder! ich darf es kühnlich 
behaupten, 
Ja, es wissen's die Herren, er übet jeglichen Frevel. 
Möchten doch alle die Edlen, ja selbst der 
erhabene König 
Gut und Ehre verlieren: er lachte, gewann er nur 
etwa 
Einen Bissen dabei von einem fetten Kapaune. 
Lagt Euch erzählen, wie er so übel an Lampen dem 
Hasen 
Gestern tat: hier steht er! der Mann der keinen 
verletzte. 
Reineke stellte sich fromm und wollt' ihn allerlei 
Weisen 
Kürzlich lehren und was zum Kaplan noch weiter 
gehöret, 
Und sie setzten sich gegeneinander, begannen 
das Credo. 
Aber Reineke konnte die alten Tücken nicht lassen: 
Innerhalb unsers Königes Fried' und freiem Geleite 
Hielt er Lampen gefaßt mit seinen Klauen und zerrte 
Tückisch den redlichen Mann. Ich kam die Straße 
gegangen, 
Hörte beider Gesang, der, kaum begonnen, schon 
wieder 
Endete. Horchend wundert' ich mich, doch als ich 
hinzukam. 
Kannt' ich Reineken straks, er hatte Lampen beim 
Kragen: 
Ja, er hätt ihm gewiß das Leben genommen, 
wofern ich 
Nicht zum Glücke des Wegs gekominen wäre. Da 
steht er! 
Seht die Wunden an ihm, dem frommen Manne, 
den keiner 
Zu beleidigen denkt. Und will es unser Gebieter, 
Wollt ihr Herren es leiden, daß so des Königes 
Friede, 
Sein Geleit und Brief von einem Diebe verhöhnt 
wird, 
O so wird der König und seine Kinder noch späten 
Vorwurf hören von Leuten, die Recht und 
Gerechtigkeit lieben." 
Jsegrimin sagte darauf: „So wird es bleiben, 
und leider 
Wird uns Reineke nie was Gutes erzeigen. O! lüg' er 
Lange tot: das wäre das beste für friedliche Leute: 
Aber wird ihm diesmal verziehn, so wird er in 
kurzem 
Etliche kühnlich berücken, die nun es a?n wenigsten 
glauben." 
Reinekens Reffe, der Dachs, nahm jetzt die Rede 
und mutig 
Sprach er zu Reinekens Bestem, so falsch auch dieser 
bekannt war. 
„Alt und wahr, Herr Isegrim", sagt' er, „beweist sich 
das Sprichwort: 
Feindes Mund frommt selten. So hat auch wahrlich 
mein Oheim 
Eurer Worte sich nicht zu getrosten. Doch ist es ein 
leichtes.
	        
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