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„Au? Hügeln und Höh'n, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel".
Nahm ich ein Würstchen, ich will es gestehn: dach
hatte zu dieser
Wackerlos irgend ein Recht, so dankt' er's meiner
Bemühung."
Und der Panther begann: „Was helfen Klagen
und Worte!
Wenig richten sie aus, genug das Übel ist ruchbar.
Er ist ein Dieb, ein Mörder! ich darf es kühnlich
behaupten,
Ja, es wissen's die Herren, er übet jeglichen Frevel.
Möchten doch alle die Edlen, ja selbst der
erhabene König
Gut und Ehre verlieren: er lachte, gewann er nur
etwa
Einen Bissen dabei von einem fetten Kapaune.
Lagt Euch erzählen, wie er so übel an Lampen dem
Hasen
Gestern tat: hier steht er! der Mann der keinen
verletzte.
Reineke stellte sich fromm und wollt' ihn allerlei
Weisen
Kürzlich lehren und was zum Kaplan noch weiter
gehöret,
Und sie setzten sich gegeneinander, begannen
das Credo.
Aber Reineke konnte die alten Tücken nicht lassen:
Innerhalb unsers Königes Fried' und freiem Geleite
Hielt er Lampen gefaßt mit seinen Klauen und zerrte
Tückisch den redlichen Mann. Ich kam die Straße
gegangen,
Hörte beider Gesang, der, kaum begonnen, schon
wieder
Endete. Horchend wundert' ich mich, doch als ich
hinzukam.
Kannt' ich Reineken straks, er hatte Lampen beim
Kragen:
Ja, er hätt ihm gewiß das Leben genommen,
wofern ich
Nicht zum Glücke des Wegs gekominen wäre. Da
steht er!
Seht die Wunden an ihm, dem frommen Manne,
den keiner
Zu beleidigen denkt. Und will es unser Gebieter,
Wollt ihr Herren es leiden, daß so des Königes
Friede,
Sein Geleit und Brief von einem Diebe verhöhnt
wird,
O so wird der König und seine Kinder noch späten
Vorwurf hören von Leuten, die Recht und
Gerechtigkeit lieben."
Jsegrimin sagte darauf: „So wird es bleiben,
und leider
Wird uns Reineke nie was Gutes erzeigen. O! lüg' er
Lange tot: das wäre das beste für friedliche Leute:
Aber wird ihm diesmal verziehn, so wird er in
kurzem
Etliche kühnlich berücken, die nun es a?n wenigsten
glauben."
Reinekens Reffe, der Dachs, nahm jetzt die Rede
und mutig
Sprach er zu Reinekens Bestem, so falsch auch dieser
bekannt war.
„Alt und wahr, Herr Isegrim", sagt' er, „beweist sich
das Sprichwort:
Feindes Mund frommt selten. So hat auch wahrlich
mein Oheim
Eurer Worte sich nicht zu getrosten. Doch ist es ein
leichtes.