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Silbischer Tempel in Zosivamjighat. (Agence Générale des Colonies)
Ozeans nördlich von Calcutta, mitten im eng¬
lischen Bengalien, ist der Bezirk Chandermagor
mit der gleichnamigen Stadt. Biele Meilen
südlich davon liegt am Meerbusen von Ben¬
galien, an der Orissa-Küste, Stadt und Bezirk
Ianaon. An der Coromandel-Küste, ganz im
Süden von Vorderindien, befinden sich zwei
weitere Teile dieser Kolonie, Pondichéry mit
seinem Hinterland und der Bezirk und die Stadt
Karikal. An der Westküste, am arabischen
Meer dagegen, an der Malabar - Küste ist die
Niederlassung Mahä, und schließlich weit oben
im Norden, 55 Meilen von Bombay, der Bezirk
Gondjerate. Alle diese auseinanderliegenden
Teile werden von der Hauptstadt Pondichéry,
dem Sitz des Gouverneurs, verwaltet. Die Ver¬
waltung erfolgt seit 1871 unter Mitverantwor¬
tung der Einwohner, die in dem selbstgewählten
Generalrat, in den bezirklichen und örtlichen
Körperschaften ihre Vertretung haben. Die Ver¬
bindung der Bevölkerung mit dem Mutterlande
stellen ein Senator und ein Abgeordneter dar,
die beide aus allgemeinen Wahlen hervorgehen.
Die Kolonie hat einen Gesamtflächeninhalt
von 50 938 Hektar und zählt 320 000 Ein¬
wohner. Darunter sind nur etwa 1000 euro¬
päische Franzosen und zirka 1700 Mischlinge
(Creolen). Als Umgangssprache dient in der
Hauptsache das Hindostanische, während im Be¬
zirk und Stadt Pondichery das „Tamoul" vor¬
herrschend ist. Überwiegend sind die Ein¬
wohner der Religion nach Brahmanen; doch
sind auch bedeutende Minderheiten katholischer
Christen und Mohamedaner in dieser Kolonie.
Wirtschaftlich sind alle Bezirke von landwirt¬
schaftlicher Struktur, mit Ausnahme von Chan¬
dermagor. Aber auch bedeutende Industrie
(Spinnereien, Ölproduktion) ist insbesondere
in Pondichery vorhanden. Auf den Plantagen
werden als Exportartikel in der Hauptsache
Reis, Erdnüsse, Kokospalmen, Indigo, Obst
und Gemüse aller Art, Pfeffer und sämtliche
exotischen Gewürze gepflanzt. In dieser Tro¬
pentemperatur ist das Wasser eine Lebens¬
frage. Deshalb, und das ist besonders zu er¬
wähnen, sind die durchgeführten Bewässerungs¬
anlagen in allen Bezirken gut organisiert und
genießen die stete amtliche, aufmerksamste Für¬
sorge. Die gewonnenen Produkte finden meist
in Europa Absatz und werden über die beiden