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beendet hatte. Noch im gleichen Jahre, nach
langwierigen Proben, wurde „Parsifal" in
Bayreuth aufgeführt. Es war Richard Wag¬
ners letzter Erfolg.
Zm September 1882 verlegte Wagner aus ge¬
sundheitlichen Gründen seinen Wohnsitz nach
Venedig, von wo aus er Beiträge zu den „Bay-
reuther Blättern" sandte und sich mit den Vor¬
bereitungen zu den Festspielen des nächsten
Jahres befaßte. Aber auch der Aufenthalt im
Süden brachte Wagner keine Heilung. Er starb
hier im Palazzo Vendramin am 13. Februar
1883 und wurde am 18. Februar in Bayreuth
im Garten seines Hauses beigesetzt, geleitet von
Tausenden seiner aus Nah und Fern herbeige-
eilten Freunde und Anhänger. In den ersten
Jahren nach seinem Tode fanden seine Werke
sowohl in Deutschland wie auch im Auslande
eine ungeahnt weite Verbreitung. Sein Geist
ist in seinen Werken und in den Vayreuther
Festspielen, seinem eigentlichsten Vermächtnis,
unsterblich geworden.
stiegen uru die ^8)elt.
„Wenn ein gewaltiger Adler auf seinen
Flügeln in der dünnen Luft schweben kann,
wenn mächtige Schiffe auf dem Meere, durch
ihre Segel vorwärts getrieben werden können,
warum sollte nicht auch der Mensch, mit großen
Flügeln die Luft durchschneidend, sich den Wind
unterwerfen und sich als Sieger in die Höhe
erheben können?"
.... „So wird der große Vogel, der
Mensch, auf dem Rücken eines großen Schwans
den Flug beginnen . . . ."
Diese Worte schrieb einst Leonardo de
Vinci. Das war 1489. —
Heute scheint der kühne Gedanke jenes
genialen Mannes, der ja nicht bloß diese
Prophezeiungen aussprach, sondern sich allem
Spott der Welt zum Trotz sein ganzes Leben
lang mit der Konstruktion eines Flugzeuges
beschäftigt hat, wie uns zahlreiche Zeichnungen
und Tagebuchnotizen bekunden, Wirklichkeit
geworden zu sein. Indes, wir modernen
Menschen sind ja nur zu leicht geneigt, das
Gewordene niedrig einzuschätzen, als Selbstver¬
ständlichkeit zu nehmen. Da gehen wir hier
in Saarbrücken gemütlich zum St. Arnualer
Flugplatz, wundern uns auch nicht im ge¬
ringsten, wenn die einzelnen Verkehrsflug¬
zeuge pünktlich ankommen und abfahren, und
es bedarf erst wieder einmal eines Unglückes,
um uns daran zu erinnern, welche Kühnheit,
welchen Wagemut, aber auch welche sorgfältige
Berechnung notwendig war, um diese heutige
Selbstverständlichkeit zu erreichen. Und auch
dann erst wird uns klar, welche Bedeutung all'
diese verschiedenen Arten des Kunstflugs, und
nicht zu vergessen, welche Bedeutung auch der
motorlose Segelflug für die Ausbildung des
Flugzeugführers hat, der bei irgend einer hoch
in der Luft erfolgenden Panne, bei einem Aus¬
setzen des Motors, bei einem Bruchschaden im
Gestänge und was es auch immer fei, sein
Flugzeug mit seiner kostbaren Last an
Menschenleben sicher zur Erde (oder zu Wasser)
bringen soll.
Bekannrnch war Otto Lilienthal der erste,
der das Prinzip des G l e i t f l u g s in die
Praxis einführte, indem er von Höhen aus
gegen den Wind mit seinem Flugapparat Flüge
bis zu 300 Meter Weite ausführte. Er ging
langsam und bedächtig dabei vor und legte
so die Grundlage unseres heutigen Wissens
über Luftwiderstand, notwendige Flächen¬
krümmung und Größe usw. — Leider stürzte er
1896 bei einem Versuche mit einem nicht ge¬
nügend stabilen Flugzeug ab, und sein Bruder,
der vorher eifrig mit ihm zusammen an der
Lösung des Problems gearbeitet, gab die Sache
vorläufig auf. Doch gab es allenthalben kühne
Menschen, die die Versuche wieder aufgriffen,
besonders, als man dazu überging, einen Motor
einzubauen. Unter den Pionieren der Flug¬
zeugtechnik sind vor allen zu nennen, Santos-
Dumont, der 1906 den ersten offiziell aner¬
kannten Flug in Europa über 220 Meter
machte, und dann die Gebrüder W r i g h t.
Diese gingen bei ihren Versuchen in Amerika in
aller Stille vor. Der erste Aufstieg mit einem
Motorflugzeug gelang ihnen zwar schon 1903,
aber er dauerte nur 12 Sekunden; aber er
genügte, um die Richtigkeit des angewandten
Prinzips zu beweisen. In den folgenden Jahren
vervollkommneten sie ihr System. 1904 gelang
ihnen dann der erste K r e i s f l u g und 1908
bereits flogen sie mit., einem Passagier eine