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Da die T e m p eratui der Wetter unter¬
tage durchschnittlich 27° —-29° <2, deren Feuch¬
tigkeitsgehalt 81—93 v. H. betrug, wurde» 1884
ein zweiter ausziehender Wetterschacht, der
Westschacht 1 (seit 1920 „Lydia" genannt) an
der Markscheide gegen die Grube Dudweiler
angehauen. 1888 konnte der mit einem
Geitzler'schen Bentilator ausgerüstete Schacht
als Weiterschacht in Betrieb genommen
werden.
An die Stelle der bisher in den Hauptför-
derwegen umgehenden Handförderung trat
1882 Pferdeförderung; sie wurde zu¬
nächst an einen Unternehmer vergeben, 1887
aber von der Grubenverwaltung auf eigene
Rechnung übernommen.
Am 1. Mai 1883 wurde Camphausen selb¬
ständige Obersteigerabteilung.
Die furchtbare Schlagwetter- und
Kohlen st aubexplosion, welche die
Grube Camphausen in der Nacht vom 17. zum
18. März 1883 heimsuchte und 180 brave Berg¬
leute als Opfer forderte, drückte der nun fol¬
genden Zeit ihren Stempel auf. Zur Verhü¬
tung solcher Katastrophen wurden umfang¬
reiche und strenge Maßregeln ergriffen, u. a.
Verbot des Schießens mit Schwarzpulver (an
dessen Stelle Dynamit und Sprenggelatine
traten), Verbot jeglicher Schießarbeit in der
Kohle, Einführung planmäßigen Befeuchtens
der Bremsberge und Fahrschächte, Ausrüstung
der gesamten Belegschaft mit Benzinsicherheits-
lampen, die mit innerer Zündung versehen
waren.
In dem Wetterführungsplan fan¬
den zudem zwei neue Wetterschächte Auf¬
nahme: erstens der 1885 angehauene Ost-
schacht I (seit 1920 „Erna" genannt), der 1889
als ausziehender Wetterschacht mit einem
Pelzer'schen Ventilator in Tätigkeit kam, und
zweitens der 1886 angehauene Westschacht II
(seit 1920 „Franziska" genannt), durch den feit
1891 frische Weiter nach dem Westfeld II der
Grube einfallen.
Der Abbau, der erst ein Vierteljahr nach
dem Unglück wieder aufgenommen wurde,
brachte zunächst nur die geringe Förderung
von täglich 100 Tonnen. An die Stelle des
gewöhnlichen streichenden Pfeilerbaues, der
vordem in Anwendung stand, trat 1883 meist
Pfeilerbau mit Abbaustrecken ohne Durchhieb
(System Meißner), bis Stoßbau und Streb¬
bau von 1889 ab nach und nach das Feld er¬
oberten.
In den Jahren 1888 und 1889 gelangten
die Schächte ! und III mit der in Ausrichtung
stehenden II. Tiefbausohle zum Durchschlag.
Nachdem 1890 in der Wettersohle und in
der II. Tiefbausohle je eine mit Dampf betrie¬
bene Verbundwasserhaltungsmaschine mit Kon¬
densation in Betrieb genommen worden waren,
konnte das bisher mit kleinen Preßluftpumpen
und mit Wasserwagen (im Schacht ll) aus¬
geführte Heben des Wassers in Wegfall
kommen.
Übertage erfolgte im dritten Betriebs¬
abschnitt die Vergrößerung des Werkstatt¬
gebäudes und der Bau eines zweiten Rätter-
systems (1883), der Bau des Pferdestalles für
zunächst 20 Pferde (1884), die Vergrößerung
der Luftkompressorenanlage um einen 40-pfer-
digen Kompressor (1885) und der Ausbau des
Wegenetzes, insbesondere der Bergmannspfade
von Camphausen nach Herrensohr und nach Holz
(1884/1885).
II. Unter der Verginspektion XI.
Aus dem mit der Unterstellung der Grube
Camphausen unter die Berginspektion XI be¬
ginnenden vierten Betriebsab-
schnitt, den wir bis zur Übergabe der
Grube an die französische Bergverwaltung
(Januar 1920) rechnen, heben wir mit Rück¬
sicht auf den zur Verfügung stehenden Raum
nur die wichtigsten Ereignisse hervor.
Kennzeichnend für diesen Betriebsabschnitt
sind untertage einerseits die mit der jähr¬
lich steigenden Förderziffer beträchtlich an Um¬
fang zunehmenden Ausrichtungs-, Vorrich¬
tung^ und Abbaubetriebe, andererseits die
Einführung zahlreicher Preßluftmaschi¬
nen, zunächst als Förderhilfsmittel, dann
(1907/1908) zur Gewinnung der Kohle.
Schacht l I, der 1891 ein eisernes Förder¬
gerüst und wie Schacht I eine 1000-pferdige
Verbundfördermaschine, zur Seilausgleichung
jedoch ein Unterseil erhalten hatte, nahm 1892
zunächst vorübergehend die Förderung aus der
I. und II. Tiefbausohle, 1893 aber endgültig
die Förderung aus der II. Sohle auf, während
Schacht I in der Folge die Förderung aus
der I. Tiefbausohle zugeleitet wurde; damit
waren die beiden Förderschächte ihrer plan¬
mäßigen Bestimmung übergeben.
Richtftrecken, die 1893 in der L Tiefbausohle,
1894 in der II. Tiefbausohle, 1909 in der III.
Tiefbausohle in Angriff genommen wurden
und das Abbaufeld fast in seiner ganzen strei¬
chenden Länge durchörtern, lieferten die Vor¬
bedingung zur Einführung maschineller
Streckenförderung mit Seil ohne Ende
zwischen den äußersten Baufeldern und den
! Förderschächten. In Betrieb kamen diese För-
I dereinrichtungen in der I. Tiefbausohle 1894,