Full text: 61.1933 (0061)

95 
St. Wendel. Die von Horkommer (dem Schöpfer der Saarbrücker Alichoelskirche) erbaute neue St. Linnen-Kirche. 
goooooooœooœxœociœooœxœooœxioooooooooocxxxxxmxxxxxxxxjoœoooocxxxxxxKi 
HLt. Wendel hat im Jahre 1932 sein 600 jähriges 
Jubiläum als Stadt gefeiert. Mancher Leser 
des Bergmannskalenders wird dort gewesen und 
den Festzug mit seinen historischen Erinnerungen 
bewundert haben. Jetzt noch viel von der Geschichte 
des Ortes zu sprechen, dürfte daher überflüssig er¬ 
scheinen, zumal es der Kalendermann ja im Jahr¬ 
gang 1929 bereits getan hat. Lediglich zwei Epi¬ 
soden wollen wir der Vergessenheit entreißen, von 
deren erster der Festzug garnichts sagte, von deren 
zweiter er nur durch die Gruppe „Bürgergarde" 
etwas erraten ließ. 
St. Wendel war, unter der Herrschaft Napo¬ 
leons l eine blühende Stadt geworden, wie wir das 
aus der 200 Unterschriften tragende Denkschrift der 
Bürger St. Wendels vom 3. Juni 1832 an die 
c c b u r g i s ch e Regierung entnehmen, in der es 
heißt: „Die materiellen sowie auch viel politischen 
Vorteile, welche diese Vereinigung (mit Frankreich) 
niii sich führte, tröstete damals das Volk bald. Die 
Wegräumung aller Mauten und Innungen, kurz, 
aller Hemmnisse des Verkehrs, weise und tätige Be¬ 
förderung des Ackerbaues, des Gewerbes und des 
Handels, vorzüglich der bedeutende Absatz von 
Früchten und Vieh ins Innere von Frankreich hob 
avi eine ansehnliche Weise den Wohlstand der 
Gegend und machte das in seinem Boden und seiner 
Lage nicht sehr gesegnete Land reich und glücklich".— 
Daher ist es kein Wunder, wenn die St. Wendeler 
Bürger, die 1832 im Fürstentum Lichtenberg, wie 
sie der Coburger Regierung in der Denkschrift 
ins Gesicht sagen, „eine etwas schnelle retograde Be¬ 
wegung der Verarmung entgegen" machten, die 
voller Schmerz ihre frühere „bürgerliche Mündigkeit" 
vermißten, voll Begeisterung die Feste des l. Empire 
feierten. Eines derselben wollen wir besonders 
zitieren: *) 
„Am 2. April hatte sich der Kaiser, nach erfolgter 
Scheidung von seiner ersten Gemahlin Josephine, 
mit der Erzherzogin Marie Louise von Oesterreich 
vermählt, und bereits vorher, unterm 25. März zur 
Verherrlichung dieses wichtigen Ereignisses mit 
Kaiser!. Freigebigkeit angeordnet, daß am kommen¬ 
den 22. April 6000 tapfere Söhne Frankreichs, 
welche unter dem unbesiegbaren Adler Frankreichs 
*) Diese Zitate und die folgenden stammen sämtlich aus dem 
heute vergriffenen Buche: „Geschichte der Stadt und des Amtes 
St. Wendel von Julius Bettingen", St. Wendel 1865. — Selbst¬ 
verlag.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.