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ist. Hier verlaufen Wassersäden, die sogenannten
Krieks, die in der Dürrezeit fast austrocknen. Ein
großes Sammelbecken stellt im Mittelaustralischen
Tieflande der 12 m unter dem Meeresspiegel lie¬
gende Eyre-See dar. Auch die Seen trocknen in der
regenlosen Zeit meistens aus und bilden dann große
Salzsümpfe.
Das Klima ist durchweg heiß. Der nördliche
Teil Australiens gehört noch ganz in die Tropen¬
zone, und die mittleren Jahrestemperaturen be¬
tragen etwa 23 Grad C, während sie an der Süd¬
küste bis auf 16 Grad herabsinken. Das Innere des
Kontinentes ist trocken und warm, die Küsten zeigen
gemilderte Wärme-Verhältnisse. Den Hauptteil des
Festlandes nehmen Steppen und Wüsten ein. An
der Ost- und Südostküste regnet es zu allen Jahres¬
zeiten, besonders aber im Sommer, an der West-
und Südwestküste des Kontinentes herrschen Winter-
regen vor (also dann, wenn wir Sommer haben).
Dichtere Wälder trifft man nur im Haupt¬
gebirge. Hier und in der Ebene findet man häufig
Akazien und große Eukalypten. 85 °/o aller
Pflanzen kommen sonst nirgends auf der Erde vor.
Sehr altertümlich wirkt die Tierwelt, da
Australien in sehr früher Zeit von Asien getrennt
wurde. Dort leben Beuteltiere, so das Känguruh
und das Oposium. In den Flüsien haust das
Schnabeltier und von den Vögeln fallen uns der
schwarze Schwan, der Emu und der Kasuar auf.
Eine Hundeart, der gelbe Dingo, ist wahrscheinlich
eingeführt; sie stellt sehr den Schafen nach.
Die Bevölkerung setzt sich aus den ein¬
geborenen Australiern und den Eingewanderten zu¬
sammen. Auf den Südseeinseln leben Verwandte
der Malaien, die Polynesier, auf dem inneren Insel-
gürtel Papua. Die Eingewanderten sind zu 96°/o
Briten, außerdem leben viele Chinesen auf den
westlichen Inselgruppen und in Nordaustralien.
Deutschstämmige zählt man etwa 100 000. Fast die
Hälfte der Bevölkerung wohnt in den Hauptstädten,
die Übrigen im Osten und Südwesten. Die ein¬
geborenen Australier stehen auf der Kulturstufe der
jüngeren Steinzeit.
Die erste Rolle im Wirtschaftsleben spielt
die Schafwolle. Ferner wird besonders Weizenbau
betrieben, auch gewinnt man Zuckerrohr. Aus¬
geführt werden Weizen, Butter, Häute und ge¬
frorenes Fleisch, zur Einfuhr eignen sich Maschinen,
Metallwaren, Holz und Chemikalien. Im Osten
und Westen Australiens finden sich große Goldlager,
im Süden Kupferlager, jedoch tritt der Bergbau
hinter der Landwirtschaft stark zurück. Den ganzen
Erdteil von Süden nach Norden durchqueren eine
Eisenbahn und ein llberlandtelegraph.
Die australischen Kolonien bilden ein englisches
Dominion, das in 6 Bundesstaaten zerfällt, und an
dessen Spitze ein Generalgouverneur steht. — Das
Schulwesen genießt besondere Pflege. Jeder Staat
hat eine Universität, und es gibt über 10 000 staat¬
liche Schulen. Dem Bekenntnis nach überwiegen
die Protestanten. — Das Milizheer besteht aus
5 Divisionen Infanterie, 2 Kavalleriedivisionen und
2 gemischten Brigaden. Alle Männer zwischen 18
und 60 Jahren sind kriegsdienstpflichtig.
Die 6 Bundesstaaten, in denen etwa 5 Millionen
Menschen wohnen, sind folgende: im Osten das
tropische Queensland, daran anschließend
Neufüdwales und im Slldosten Viktoria;
südlich davon liegt die Insel Tasmanien,
die mehr als doppelt so groß wie Sizilien ist. In
Mittelaustralien liegen das Nordterritorium
und Südaustralien. Im Westen des Fest¬
lands liegt der größte Staat, genannt West-
australien.
In der südöstlichen Ecke von Neusüdwales liegt
die vor einigen Jahren erbaute neue Bundes-
hauptstadt Canberra, die heute rd. 6 500
Einwohner hat. — Queensland endet im Norden
in der Halbinsel Pork, die reich an Gold, Kupfer
und Kohlen ist. Die Hauptstadt dieses Staates ist
das 270 000 Einwohner zählende Brisbane.
Neusüdwales ist die älteste der Kolonien; 1770
war es, als der berühmte Seefahrer Cook als erster
Europäer ihren Boden betrat. Ursprünglich wurde
das Land als Sträflingskolonie benutzt. — Heute
vertreibt der blühende Staat Neusüdwales haupt¬
sächlich Steinkohlen und Wolle. Die Hauptstadt
Sydney liegt an einer geräumigen Bucht und
ist die älteste Stadt Australiens; rund 1 Million
Menschen wohnen hier. Durch das Ineinander¬
greifen von Meer und Land, die vielen Gärten und
die prachtvollen Bauten gehört Sydney zu den
schönsten Städten. Viktoria stellt den kleinsten,
bevölkertsten und fruchtbarsten Staat Australiens
dar. Die Hauptstadt Melbourne zählt bald
1 Million Einwohner. Nordterritorium beginnt bei
Palmerston. Hier beginnt der vorhin genannte
Überland-Telegraph, der eine Länge von 2 900 Kilo¬
metern hat und bei der südaustralischen Hauptstadt
Adelaide endigt. Süd-Australien kann man als
die Kornkammer des Festlandes bezeichnen. Adelaide
hat gegen 300 000 Einwohner. Westaustralien um¬
faßt meistens wasserarmes Wüstenland. Hier liegen
tief in der Wüste die Coolgardi-Gold-
f e l d e r. Die Hauptstadt P e r t h an der Küste
hat gegen 200 000 Einwohner aufzuweisen.
Wir gehen zu dem inneren Jnselgürtel über, auch
Melanesien genannt. Die Inseln heißen: Neu-