Full text: 60.1932 (0060)

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ist. Hier verlaufen Wassersäden, die sogenannten 
Krieks, die in der Dürrezeit fast austrocknen. Ein 
großes Sammelbecken stellt im Mittelaustralischen 
Tieflande der 12 m unter dem Meeresspiegel lie¬ 
gende Eyre-See dar. Auch die Seen trocknen in der 
regenlosen Zeit meistens aus und bilden dann große 
Salzsümpfe. 
Das Klima ist durchweg heiß. Der nördliche 
Teil Australiens gehört noch ganz in die Tropen¬ 
zone, und die mittleren Jahrestemperaturen be¬ 
tragen etwa 23 Grad C, während sie an der Süd¬ 
küste bis auf 16 Grad herabsinken. Das Innere des 
Kontinentes ist trocken und warm, die Küsten zeigen 
gemilderte Wärme-Verhältnisse. Den Hauptteil des 
Festlandes nehmen Steppen und Wüsten ein. An 
der Ost- und Südostküste regnet es zu allen Jahres¬ 
zeiten, besonders aber im Sommer, an der West- 
und Südwestküste des Kontinentes herrschen Winter- 
regen vor (also dann, wenn wir Sommer haben). 
Dichtere Wälder trifft man nur im Haupt¬ 
gebirge. Hier und in der Ebene findet man häufig 
Akazien und große Eukalypten. 85 °/o aller 
Pflanzen kommen sonst nirgends auf der Erde vor. 
Sehr altertümlich wirkt die Tierwelt, da 
Australien in sehr früher Zeit von Asien getrennt 
wurde. Dort leben Beuteltiere, so das Känguruh 
und das Oposium. In den Flüsien haust das 
Schnabeltier und von den Vögeln fallen uns der 
schwarze Schwan, der Emu und der Kasuar auf. 
Eine Hundeart, der gelbe Dingo, ist wahrscheinlich 
eingeführt; sie stellt sehr den Schafen nach. 
Die Bevölkerung setzt sich aus den ein¬ 
geborenen Australiern und den Eingewanderten zu¬ 
sammen. Auf den Südseeinseln leben Verwandte 
der Malaien, die Polynesier, auf dem inneren Insel- 
gürtel Papua. Die Eingewanderten sind zu 96°/o 
Briten, außerdem leben viele Chinesen auf den 
westlichen Inselgruppen und in Nordaustralien. 
Deutschstämmige zählt man etwa 100 000. Fast die 
Hälfte der Bevölkerung wohnt in den Hauptstädten, 
die Übrigen im Osten und Südwesten. Die ein¬ 
geborenen Australier stehen auf der Kulturstufe der 
jüngeren Steinzeit. 
Die erste Rolle im Wirtschaftsleben spielt 
die Schafwolle. Ferner wird besonders Weizenbau 
betrieben, auch gewinnt man Zuckerrohr. Aus¬ 
geführt werden Weizen, Butter, Häute und ge¬ 
frorenes Fleisch, zur Einfuhr eignen sich Maschinen, 
Metallwaren, Holz und Chemikalien. Im Osten 
und Westen Australiens finden sich große Goldlager, 
im Süden Kupferlager, jedoch tritt der Bergbau 
hinter der Landwirtschaft stark zurück. Den ganzen 
Erdteil von Süden nach Norden durchqueren eine 
Eisenbahn und ein llberlandtelegraph. 
Die australischen Kolonien bilden ein englisches 
Dominion, das in 6 Bundesstaaten zerfällt, und an 
dessen Spitze ein Generalgouverneur steht. — Das 
Schulwesen genießt besondere Pflege. Jeder Staat 
hat eine Universität, und es gibt über 10 000 staat¬ 
liche Schulen. Dem Bekenntnis nach überwiegen 
die Protestanten. — Das Milizheer besteht aus 
5 Divisionen Infanterie, 2 Kavalleriedivisionen und 
2 gemischten Brigaden. Alle Männer zwischen 18 
und 60 Jahren sind kriegsdienstpflichtig. 
Die 6 Bundesstaaten, in denen etwa 5 Millionen 
Menschen wohnen, sind folgende: im Osten das 
tropische Queensland, daran anschließend 
Neufüdwales und im Slldosten Viktoria; 
südlich davon liegt die Insel Tasmanien, 
die mehr als doppelt so groß wie Sizilien ist. In 
Mittelaustralien liegen das Nordterritorium 
und Südaustralien. Im Westen des Fest¬ 
lands liegt der größte Staat, genannt West- 
australien. 
In der südöstlichen Ecke von Neusüdwales liegt 
die vor einigen Jahren erbaute neue Bundes- 
hauptstadt Canberra, die heute rd. 6 500 
Einwohner hat. — Queensland endet im Norden 
in der Halbinsel Pork, die reich an Gold, Kupfer 
und Kohlen ist. Die Hauptstadt dieses Staates ist 
das 270 000 Einwohner zählende Brisbane. 
Neusüdwales ist die älteste der Kolonien; 1770 
war es, als der berühmte Seefahrer Cook als erster 
Europäer ihren Boden betrat. Ursprünglich wurde 
das Land als Sträflingskolonie benutzt. — Heute 
vertreibt der blühende Staat Neusüdwales haupt¬ 
sächlich Steinkohlen und Wolle. Die Hauptstadt 
Sydney liegt an einer geräumigen Bucht und 
ist die älteste Stadt Australiens; rund 1 Million 
Menschen wohnen hier. Durch das Ineinander¬ 
greifen von Meer und Land, die vielen Gärten und 
die prachtvollen Bauten gehört Sydney zu den 
schönsten Städten. Viktoria stellt den kleinsten, 
bevölkertsten und fruchtbarsten Staat Australiens 
dar. Die Hauptstadt Melbourne zählt bald 
1 Million Einwohner. Nordterritorium beginnt bei 
Palmerston. Hier beginnt der vorhin genannte 
Überland-Telegraph, der eine Länge von 2 900 Kilo¬ 
metern hat und bei der südaustralischen Hauptstadt 
Adelaide endigt. Süd-Australien kann man als 
die Kornkammer des Festlandes bezeichnen. Adelaide 
hat gegen 300 000 Einwohner. Westaustralien um¬ 
faßt meistens wasserarmes Wüstenland. Hier liegen 
tief in der Wüste die Coolgardi-Gold- 
f e l d e r. Die Hauptstadt P e r t h an der Küste 
hat gegen 200 000 Einwohner aufzuweisen. 
Wir gehen zu dem inneren Jnselgürtel über, auch 
Melanesien genannt. Die Inseln heißen: Neu-
	        
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