Full text: 60.1932 (0060)

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Luxemburger Bergarbeiter. 
Der Luxemburger hat, wie wir schon aus dem 
Erzählten sahen, viel Sinn für Humor. Wie witzig 
und lustig er sein kann, möge noch nachstehende 
angebliche „wahrhaftig passierte" Geschichte er¬ 
läutern: Der Schängeli, der Charli und der Pitti 
und als vierter im Bunde der Hari waren dicke 
Freunde und vom kleinen Schängeli bis zum großen 
Hari war einer immer lustiger wie der andere. Sie 
hatten von der großen Weltausstellung gehört und 
waren zusammen nach Pareis (Paris) gefahren, 
wo sie natürlich u. a. Sehenswürdigkeiten, auch 
einmal eins der dort stattfindenden weltberühmten 
Pferderennen mitansehen wollten. Sollte doch 
gerade an diesem Tage das schnellste Rennpferd 
Europas, der edle Hengst „Papyrus" laufen. Aber 
der Eintritt zum Rennplatz 
von Longchamps kostet viel 
Geld, und sie hatten schon 
zu viel ausgegeben, um sich 
auch noch diesen Luxus leisten 
zu können. Der lustige große 
Hari wußte jedoch Rat. „Laßt 
mich nur maachen", sagte er 
seinen Kameraden und maacht 
es nur eso wie ich, dann 
kommen wir schon ohne zu 
bezahlen herein!" — Und 
stramm geht er auf die 
Sperre zu und sagt in fein¬ 
stem französisch, denn das 
kannte er ja schon von der 
Schule her: „Je suis le 
proprietaire du Papyrus“, 
(ich bin der Eigentümer vom 
Rennpferd Papyrus). „Passez 
s’il vous plaît Monsieur“ 
(bitte sehr, treten sie ein) 
sagte mit einer tiefen Ver¬ 
beugung der Mann an der 
Sperre. Das hatte der Pitti sofort verstanden 
und machte es nach, indem er sagte: „Je suis le 
Trainer du Papyrus“ (ich bin der Stallmeister 
vom Papyrus) und flugs war auch schon Charli 
dahinter und sagte: „Je suis le Jockey“. Da saß 
denn der kleine Schängeli in einer schönen Patsche. 
Er sollte es machen wie die anderen, aber der Herr 
Besitzer, der Stallmeister und . der Jockey hatten 
sich schon im feinsten Französisch vorgestellt und 
waren durchgelassen worden und es blieb ja nun 
nichts mehr übrig, als was er sich hätte als zu¬ 
gehörig zum Papyrus ausgeben können. Der 
Angstschweiß trat ihm auf die Stirne und so rief er 
in seiner Rot im schönsten Luxemburger Platt „un 
ich sin den Papyrus selber" (und ich bin das Renn¬ 
pferd selbst"). Und siehe das 
Wunder, der Mann an der 
Sperre, der natürlich kein 
Wort Luxemburger Platt 
verstand, aber nur den Na¬ 
men Papyrus heraushörte, 
machte eine noch tiefere Ver¬ 
beugung wie bei den 3 an¬ 
deren und bat höflichst: 
„Passer s'il vous plait, Mon¬ 
sieur le Directeur“ — und 
ließ ihn durch. Seitdem aber 
sagt man in Luxemburg, 
wenn einer etwas besonders 
Schlaues gemacht hat, das ist 
ja „der reinste Papyrus" und 
alles lacht dazu aus voller 
Seele. 
* 
Schauen wir uns nun das 
Land einmal an: 
Das Luxemburger Land 
grenzt an Frankreich, Belgien 
und Deutschland (Bezirk 
Trier und Eifel). Im Süd- 
westen bilden Mosel und 
Sauer die Grenzflüsse. Von 
Dar Werk der Arbed in Düdelingen.
	        
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