60
Luxemburger Bergarbeiter.
Der Luxemburger hat, wie wir schon aus dem
Erzählten sahen, viel Sinn für Humor. Wie witzig
und lustig er sein kann, möge noch nachstehende
angebliche „wahrhaftig passierte" Geschichte er¬
läutern: Der Schängeli, der Charli und der Pitti
und als vierter im Bunde der Hari waren dicke
Freunde und vom kleinen Schängeli bis zum großen
Hari war einer immer lustiger wie der andere. Sie
hatten von der großen Weltausstellung gehört und
waren zusammen nach Pareis (Paris) gefahren,
wo sie natürlich u. a. Sehenswürdigkeiten, auch
einmal eins der dort stattfindenden weltberühmten
Pferderennen mitansehen wollten. Sollte doch
gerade an diesem Tage das schnellste Rennpferd
Europas, der edle Hengst „Papyrus" laufen. Aber
der Eintritt zum Rennplatz
von Longchamps kostet viel
Geld, und sie hatten schon
zu viel ausgegeben, um sich
auch noch diesen Luxus leisten
zu können. Der lustige große
Hari wußte jedoch Rat. „Laßt
mich nur maachen", sagte er
seinen Kameraden und maacht
es nur eso wie ich, dann
kommen wir schon ohne zu
bezahlen herein!" — Und
stramm geht er auf die
Sperre zu und sagt in fein¬
stem französisch, denn das
kannte er ja schon von der
Schule her: „Je suis le
proprietaire du Papyrus“,
(ich bin der Eigentümer vom
Rennpferd Papyrus). „Passez
s’il vous plaît Monsieur“
(bitte sehr, treten sie ein)
sagte mit einer tiefen Ver¬
beugung der Mann an der
Sperre. Das hatte der Pitti sofort verstanden
und machte es nach, indem er sagte: „Je suis le
Trainer du Papyrus“ (ich bin der Stallmeister
vom Papyrus) und flugs war auch schon Charli
dahinter und sagte: „Je suis le Jockey“. Da saß
denn der kleine Schängeli in einer schönen Patsche.
Er sollte es machen wie die anderen, aber der Herr
Besitzer, der Stallmeister und . der Jockey hatten
sich schon im feinsten Französisch vorgestellt und
waren durchgelassen worden und es blieb ja nun
nichts mehr übrig, als was er sich hätte als zu¬
gehörig zum Papyrus ausgeben können. Der
Angstschweiß trat ihm auf die Stirne und so rief er
in seiner Rot im schönsten Luxemburger Platt „un
ich sin den Papyrus selber" (und ich bin das Renn¬
pferd selbst"). Und siehe das
Wunder, der Mann an der
Sperre, der natürlich kein
Wort Luxemburger Platt
verstand, aber nur den Na¬
men Papyrus heraushörte,
machte eine noch tiefere Ver¬
beugung wie bei den 3 an¬
deren und bat höflichst:
„Passer s'il vous plait, Mon¬
sieur le Directeur“ — und
ließ ihn durch. Seitdem aber
sagt man in Luxemburg,
wenn einer etwas besonders
Schlaues gemacht hat, das ist
ja „der reinste Papyrus" und
alles lacht dazu aus voller
Seele.
*
Schauen wir uns nun das
Land einmal an:
Das Luxemburger Land
grenzt an Frankreich, Belgien
und Deutschland (Bezirk
Trier und Eifel). Im Süd-
westen bilden Mosel und
Sauer die Grenzflüsse. Von
Dar Werk der Arbed in Düdelingen.