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Der frühere Generaldirektor Defline kondoliert Herrn G ui l lau me als dem Vertreter der Laargruden.
Die Trauerfeier begann mit feierlichen
Gottesdiensten in der katholischen Kirche von
Maybach und der evangelischen in Quierschied,
die durch Lautsprecher (ebenso wie nachher auch
die Trauerfeier in der Schachthalle) den zahl¬
losen Teilnehmern, die draußen an den Wegen
des Leichenzugs harrten, übertragen wurden.
Dann folgte vor den in der Schachthalle auf¬
gebahrten Särgen die eigentliche offizielle
Totenfeier. Nach Musik- und Ehorvorträgen
folgten die offiziellen Trauerreden. Als erste
nahmen die Vertreter der Kirche, Bischof Dr.
Bornewasser und Generalsuperintendent D.
Stoltenhoff, Abschied von den Toten. Wir
zitieren aus des Herrn Bischofs Rede:
„ . . . mächtiger als alle Technik sind die
Gewalten der Natur, und mächtiger als sie ist
der ewige Wille Gottes, in dessen allmächtiger,
allwissender und allgütiger Hand die Geschicke
der Menschen und Völker liegen. Unerforsch-
lich und unbegreiflich zwar für das begrenzte
natürliche Denken des Menschen, doch erkannt
und begriffen durch den Glauben, so wie es
heißt in der Schrift: „Was ich tue, verstehst du
noch nicht, du wirst es aber hernach begreifen."
So werdet auch ihr, meine lieben toten
Brüder, wo unsere Augen hienieden noch blind
und gehalten sind, mit den Augen der Ewig¬
keit das Geheimnis eures frühen und harten
Todes verstehen. Für
euch ist der Ostermorgen
schon angebrochen nach
dem harten Karfreitag
des Lebens. Der Kal¬
varienberg liegt hinter
euch, der Tabor leuchtet
euch entgegen."
Nach der Geistlichkeit
sprach als erster der Ver¬
treter des Grubenbe¬
sitzers, des französischen
Staats, Herr Minister
Per not, wie folgt:
„Das furchtbare Un¬
glück stürzt die Staats-
gruben in tiefe Trauer.
Es ist dem Minister für
öffentliche Arbeiten die
schmerzliche Pflicht vor¬
behalten, den Opfern,
die bei der Verrichtung
ihres Tagewerks ge¬
fallen sind, den letzten
Abschied zu sagen, und ihren trauernden Hinter¬
bliebenen das tiefste Beileid der Regierung
der Republik zu übermitteln.
Als in Paris die Kunde von der Explosion
auf der Grube Maybach einlief, stand noch das
französische Volk in schmerzlichem Mitgefühl
mit der Trauer eines Nachbarlandes unter der
Erregung der Katastrophe von Alsdorf. Zu
der tiefen Trauer, die sich des ganzen Landes
bemächtigt hatte, mischte sich ein unendliches
Mitgefühl mit jenen braven Bergleuten, die
einen so harten Schlag erleiden mußten. Wer
hätte auch angesichts jener zerstörten Heime
und jener ihres Hauptes und ihrer Stütze so
plötzlich beraubten Familien gefühllos bleiben
können? Ebenso enttäuschend wie grausam
bleibt für uns dieser rauhe Schicksalsschlag.
Die umsichtige Fürsorge, dank derer die Gruben-
verwaltung sich auf die Vorteile einer un¬
erreicht günstigen Unfallstatistik beziehen
konnte, war eines besseren Schicksals wert. Das
Unglück, welches Fachwissen und höchste Um¬
sicht nicht zu verhindern vermocht hatten,
wurde wenigstens durch den heldenmütigen
Opfersinn der Rettungsmannschaften, denen
man nicht genug Dank erweisen kann, in seinen
Auswirkungen einigermaßen beschränkt. Trotz
ihrer Anstrengungen war es leider unmöglich,
diejenigen, die wir heute beweinen, dem Tode