Full text: 60.1932 (0060)

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Der frühere Generaldirektor Defline kondoliert Herrn G ui l lau me als dem Vertreter der Laargruden. 
Die Trauerfeier begann mit feierlichen 
Gottesdiensten in der katholischen Kirche von 
Maybach und der evangelischen in Quierschied, 
die durch Lautsprecher (ebenso wie nachher auch 
die Trauerfeier in der Schachthalle) den zahl¬ 
losen Teilnehmern, die draußen an den Wegen 
des Leichenzugs harrten, übertragen wurden. 
Dann folgte vor den in der Schachthalle auf¬ 
gebahrten Särgen die eigentliche offizielle 
Totenfeier. Nach Musik- und Ehorvorträgen 
folgten die offiziellen Trauerreden. Als erste 
nahmen die Vertreter der Kirche, Bischof Dr. 
Bornewasser und Generalsuperintendent D. 
Stoltenhoff, Abschied von den Toten. Wir 
zitieren aus des Herrn Bischofs Rede: 
„ . . . mächtiger als alle Technik sind die 
Gewalten der Natur, und mächtiger als sie ist 
der ewige Wille Gottes, in dessen allmächtiger, 
allwissender und allgütiger Hand die Geschicke 
der Menschen und Völker liegen. Unerforsch- 
lich und unbegreiflich zwar für das begrenzte 
natürliche Denken des Menschen, doch erkannt 
und begriffen durch den Glauben, so wie es 
heißt in der Schrift: „Was ich tue, verstehst du 
noch nicht, du wirst es aber hernach begreifen." 
So werdet auch ihr, meine lieben toten 
Brüder, wo unsere Augen hienieden noch blind 
und gehalten sind, mit den Augen der Ewig¬ 
keit das Geheimnis eures frühen und harten 
Todes verstehen. Für 
euch ist der Ostermorgen 
schon angebrochen nach 
dem harten Karfreitag 
des Lebens. Der Kal¬ 
varienberg liegt hinter 
euch, der Tabor leuchtet 
euch entgegen." 
Nach der Geistlichkeit 
sprach als erster der Ver¬ 
treter des Grubenbe¬ 
sitzers, des französischen 
Staats, Herr Minister 
Per not, wie folgt: 
„Das furchtbare Un¬ 
glück stürzt die Staats- 
gruben in tiefe Trauer. 
Es ist dem Minister für 
öffentliche Arbeiten die 
schmerzliche Pflicht vor¬ 
behalten, den Opfern, 
die bei der Verrichtung 
ihres Tagewerks ge¬ 
fallen sind, den letzten 
Abschied zu sagen, und ihren trauernden Hinter¬ 
bliebenen das tiefste Beileid der Regierung 
der Republik zu übermitteln. 
Als in Paris die Kunde von der Explosion 
auf der Grube Maybach einlief, stand noch das 
französische Volk in schmerzlichem Mitgefühl 
mit der Trauer eines Nachbarlandes unter der 
Erregung der Katastrophe von Alsdorf. Zu 
der tiefen Trauer, die sich des ganzen Landes 
bemächtigt hatte, mischte sich ein unendliches 
Mitgefühl mit jenen braven Bergleuten, die 
einen so harten Schlag erleiden mußten. Wer 
hätte auch angesichts jener zerstörten Heime 
und jener ihres Hauptes und ihrer Stütze so 
plötzlich beraubten Familien gefühllos bleiben 
können? Ebenso enttäuschend wie grausam 
bleibt für uns dieser rauhe Schicksalsschlag. 
Die umsichtige Fürsorge, dank derer die Gruben- 
verwaltung sich auf die Vorteile einer un¬ 
erreicht günstigen Unfallstatistik beziehen 
konnte, war eines besseren Schicksals wert. Das 
Unglück, welches Fachwissen und höchste Um¬ 
sicht nicht zu verhindern vermocht hatten, 
wurde wenigstens durch den heldenmütigen 
Opfersinn der Rettungsmannschaften, denen 
man nicht genug Dank erweisen kann, in seinen 
Auswirkungen einigermaßen beschränkt. Trotz 
ihrer Anstrengungen war es leider unmöglich, 
diejenigen, die wir heute beweinen, dem Tode
	        
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