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Hinter Neptun, der als 8. der großen Planeten
erst 1846 entdeckt wurde und dann lange Jahre
hindurch als der äußerste Wandelstern unseres
Sonnensystems galt, hat man neuerdings noch einen
weiteren gefunden, der den Namen Pluto erhielt.
Seine Entdeckung erfolgte im Jahre 1928.
Im letzten Jahre ist es dem Wiener Astronomen
Kasimir Graff gelungen, den neuentdeckten Planeten
Pluto zu beobachten und dessen Helligkeit auf photo¬
elektrischem Wege zu bestimmen. Da die Bahn des
Planeten in ihren wichtigsten Elementen bekannt
ist und auch seine Entfernung, so läßt sich ein Rück¬
schluß auf die Größe des Planeten ziehen. Der
Grundgedanke, der bei einer solchen Berechnung in
Betracht kommt, gleicht den Erwägungen eines
Wanderers in der Nacht, der in einiger Entfernung
zwei Lichter sieht, die gleich hell leuchten. Er weiß,
daß eines der beiden Lichter von einer Kerze stammt,
das andere aber von dem Reflektor eines Leucht¬
turms. Da die beiden gleich schwach erscheinen, so
ist es ihm klar. daß der Leuchtturm in einer ungleich
größeren Entfernung sich befinden muffe als die
Kerze. Ist ihm aber die Entfernung der beiden
Lichter bekannt, so kann er daraus wieder umgekehrt
schließen, daß das nähere Licht von einer schwachen
Lichtquelle, etwa von einer Kerze, das fernere von
einer sehr starken, etwa von einem Leuchtturmschein¬
werfer herrühren müffe.
Das Ergebnis der Helligkeitsmessung des Pluto
kam vielfach überraschend. Es stellt sich nun heraus,
daß diese fernste Geschwisterwelt unserer Erde ein
bedeutend kleinerer Wandelstern ist als unsere
Planetenheimat. Pluto dürfte ungefähr die Größe
des Mars erreichen. Sechs bis sieben Weltkugeln
wie der Pluto fänden Platz im Innern des Erd¬
balles. Diese Erkenntnis wirft eine bereits ge¬
sicherte frühere Anschauung über den Haufen, die
nicht Pluto selbst, sondern unser ganzes Sonnen¬
reich betrifft. Bis nun glaubte man, daß die
inneren Planeten, das heißt die sonnennahen Welten
Merkur, Venus, Erde und Mars, eine kleinere Fa¬
milie von zwerghaften, schweren Planeten bilden,
der die Familie der äußeren Planeten, wie Jupiter,
Saturn, Uranus und Neptun, als eine Sippe von
Giganten aus leichtem Stoff gegenüberstehen. Man
war der Überzeugung, daß dieser äußeren Planeten¬
reihe nur Riesen angehören können, von denen selbst
die kleineren, wie etwa Uranus, noch immer eine
neunundsechzigmal größere Kugel sind als unsere
Erde. Nun straft die Entdeckung des Pluto diese
Auffassung Lügen. Der äußerste Planet ist von
ebenso zwerghafter Statur wie etwa Mars oder
Merkur und weicht von den Erößendimensionen der
Titanen, wie Jupiter und Saturn, so gründlich
wie möglich ab.
Die Tatsache, daß Pluto ein Planet von ge¬
ringem Umfang ist, erlaubt zugleich die weitere
Folgerung, die darin gipfelt, daß die Oberfläche
dieser Welt eine einzige Wüste, ein Schauplatz un-
ausdenklicher Kälte und phantastisch niedriger Tem¬
peraturen sein muß. Wäre Pluto so groß wie
etwa Neptun und Uranus oder gar wie Saturn
oder Jupiter, so ließe sich annehmen, daß seine
Maffe noch immer nicht ganz abgekühlt sei und daß
der Mangel an Wärme, die die Sonne in jenen
Entfernungen nur mehr sehr spärlich zu schenken
vermag, vielleicht durch die Eigenwärme des Pla¬
neten selbst bis zu einem gewissen Grade behoben
werde. Ein so kleiner Weltkörper jedoch, wie Pluto
in Wirklichkeit ist. muß die Wärme längst verloren
haben und bleibt dem Einbruch der Weltraumkälte
preisgegeben. Zur Kälte gesellt sich die Finsternis',
in jenen äußersten Regionen des Sonnenreichs ist
das Licht der Sonne fast zweitausendmal schwächer
als auf der Erde. Die Sonne erscheint am Himmel
des Pluto bloß als ein kleiner Stern. Allerdings
ist dieser Stern sehr hell, noch immer etwa zwei-
hundertmal Heller als der Vollmond in der irdischen
Nacht. Wenn die Kugel des Pluto sich um die Achse
drehen sollte — was durchaus nicht der Fall sein
muß —, so besteht zwischen Tag und Nacht etwa
der Unterschied wie auf der Erde zwischen dem Halb¬
dunkel der Abenddämmerung und der nächtlichen
Finsternis. Lebewesen nach irdischem Schlag sind
auf jenem für unsere Begriffe so ungastlichen
Wandelstern sicher nicht zu vermuten. Ob sich dort
Wesen, deren Lebensuhr nach anderen Gesetzen ab¬
läuft, ihres Daseins erfreun, bleibt freilich eine
andere Frage. M. A.
öptutf).
Im Glück nicht stolz sein und im Leid nicht zagen, Das Rechte tun, am Schönen sich erfreuen,
Das Unvermeidliche mit Würde tragen, Das Leben lieben und den Tod nicht scheuen,
Und fest an Gott und bess're Zukunft glauben,
Heißt leben, heißt dem Tod sein Bittres rauben.
K. St reck fuß.