Full text: 59.1931 (0059)

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Der Nachtwächter, 
Cm Fastnachtsspiel 
von Theodor Körner. 
£.«9 
Personen. 
Tobias Schwalbe, Nachtwäch¬ 
ter in einem Provinzslädt- 
chen. 
Röschen, seine Muhme. 
En.« W-cht-l / Studenten. 
Karl Zeisig s 
Des Nachtwächters Nachbarn, 
unter welchen der Bürger¬ 
meister. 
Das Theater stellt den Markt 
einer kleinen Stadt vor. In 
der Mitte ganz im Vorder¬ 
gründe ein kleines Brunnen¬ 
häuschen. Links des Nacht¬ 
wächters, rechts des Bürger¬ 
meisters Haus. 
Theodor Körner, 
eines Freiberger 
E r st e r Auftritt. 
Schwalbe und Röschen sitzen 
auf der Bank vor ihrem 
Hause. 
Schwalbe. Ei, da muß man 
den Kopf verlieren! 
Röse, sei doch nicht wunder¬ 
lich! 
Was hilft das ewige Sperren 
und Zieren? 
Und damit Punktum! Ich 
nehme dich. 
Röschen. Kein Punktum, 
Herr Vetter! 's wär' 
alles vergebens. 
Weil ich Ihn nun einmal nicht leiden kann, 
Und sollt' ich Jungfer bleiben zeitlebens, 
Lieber gar keinen als solch einen Mann! 
Schwalbe. Mädel, du machst mich am Ende noch 
böse! 
Schau mich doch an, potz Element! 
Was verlangt denn die Jungfer Röse, 
Was Tobias nicht alles erfüllen könnt'? 
Röschen. Ich verlang' einen hübschen Jungen 
Von offnem Sinn und gradem Verstand. 
Geliebt will ich sein und nicht gezwungen, 
Dann geb' ich freiwillig Herz und Hand. 
Schwalbe. Ach, das sind ja alles Bagatellen! 
Nun, wenn die Röse^nicht mehr prätendiert — 
Ich merk' schon, du Schalk! du kannst dich verstellen, 
Du bist in mich ganz abscheulich scharmiert. 
Röschen. Da schoß der Herr Vetter gewaltig da¬ 
neben ! 
Zum dritten und letzten: ich mag Ihn nicht! 
Schwalbe. Ei was, du wirst dich doch endlich er¬ 
geben, 
in der Tracht 
Bergstudenten. 
Röschen. Will's der 
Mach nur kein gar so böses 
Gesicht! 
Es kann dir's ja keine Seele 
verdenken. 
Sprich! bin ich nicht ein 
Mann bei der Stadt? 
Ist mir's nicht gelungen trotz 
allen Ränken, 
Daß mich ein edler, hochweiser 
Rat 
Vor dreizehn Jahren zum 
Nachtwächter machte? 
Und behaupt' ich nicht diesen 
Ehrenplatz, 
Was selbst die Frau Bürger- 
meistrin nicht dachte, 
Mit größtem Ruhme? — 
Was nun, mein Schatz? 
Röschen. Deswegen kann 
ich Ihn doch nicht 
brauchen, 
Wenn's auch die Frau Bür- 
germeistrin spricht. 
Zum Nachtwächter mag der 
Herr Vetter taugen, 
Ehemann taugt Er 
nun einmal nicht. 
Schwalbe. Ich weiß schon, 
was dir den Kopf ver¬ 
dorben : 
alte Herr Pastor, 
dich erzog, 
dein seliger Vater, 
Küster, gestorben; 
alte Herr wollte 
immer zu hoch. 
Vetter bei mir nicht 
verschütten, 
Zum 
Der 
Als 
Der 
der 
der 
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ganz 
So rat' ich Ihm, daß Er davon schweigt. 
Schwalbe. Nu, warum denn so heftig? Ne, da 
muß ich bitten! 
Die Jungfer erhitzt sich doch gar zu leicht. 
Das studierte Wesen, das Verseschreiben! 
's fällt mir nur nicht immer was G'scheites ein, 
Sonst würde sie auch nicht so kalt dabei bleiben. 
Röschen. Der Vetter verfteht's, das könnte wohl 
sein. 
Schwalbe. 9!u, tut! das ließe sich wohl noch er¬ 
langen, 
Wenn's weiter nur kein Hindernis gibt. 
Ich bin ja auch in die Schule gegangen 
Und hab' mich im Lesen und Schreiben geübt. 
Die mathematischen Hirngespinste, 
Das Einmaleins, freilich, da ging es knapp. 
Was helfen aber die Bettelkünste? 
Ich lief sie mir längst an den Schuhen ab.
	        
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