Full text: 59.1931 (0059)

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von alten öergmannsärzten. 
Paracelsus un- ñortum. 
aß es eine „ge¬ 
werbliche Me¬ 
dizin" gibt, halten 
viele für eine Errungen¬ 
schaft unserer modernen 
Kultur. Dem ist aber 
nicht so; denn schon im 
Mittelalter war Para¬ 
celsus, der „Vater der 
neueren Medizin", zu der 
Erkenntnis gekommen, 
daß es im Gegensatz zu 
der bis dahin geltenden 
antiken „Säftelehre", die 
alle Krankheiten aus dem 
Innern des Menschen zu 
erklären suchte (sofern man 
nicht gar einfach eine nicht 
ohne weiteres zu erklären¬ 
de Krankheit als „Be¬ 
sessenheit" und somit als 
ein Werk des Teufels deu¬ 
tete), darauf ankomme, die 
äußere Krankheitsursache 
zu erkennen. Und er lehrte 
dann weiterhin: „Ich 
halte mich nur an das, 
was ich selbst aus eigene 
Faust gefunden und durch 
lange „Praxis und E r- 
s a h r u n g bestätigt ge¬ 
sehen habe"; denn: „die 
Natur ist das große 
Lehrbuch, aus dem man 
Wissen und Erfahrungen holt. Dem Arzte ist vor 
allem Kenntnis der Natur und ihrer Geheimnisse 
zu wünschen; ...die Kranken sollen des Arztes 
Bücher sein". — So erkannte und lehrte er denn 
auch bald, daß die einzelnen Gewerbe beson¬ 
dere Krankheitsbilder zeigen, deren Ur¬ 
sache eben in der Tätigkeit der betreffenden Menschen 
gelegen ist, möge sie nun geistiger oder körperlicher 
Art sein. 
Theophrastus Bombastus von Hohen¬ 
heim, genannt Paracelsus, ist am 10. No¬ 
vember 1493 zu Einsiedeln in der Schweiz geboren. 
Sein Vater, der von Hohenheim bei Stuttgart 
stammte, war ebenfalls Arzt. Bei ihm erhielt 
er den ersten naturwissenschaftlichen Unterricht. Er 
studierte dann auf verschiedenen Hochschulen in 
Italien, Deutschland und Frankreich und bereiste die 
weiteren Länder Europas, bis er endlich erstmals 1524 
in Salzburg, 1526 in Straßburg sich niederließ. 1527 
wurde er als Stadtarzt und Professor an die Uni¬ 
versität nach Basel berufen. Doch schon im folgenden 
Jahr mußte er Streitigkeiten halber die dortige 
Stellung aufgeben, ging; 
wieder auf Reisen, war 
1537 in Villach in Kärn¬ 
ten, und wurde 1540 durch 
den Bistumsverweser Ernst 
von Bayern erneut nach 
Salzburg berufen, wo ev 
am 24. September 1541, 
noch nicht 48jährig, starb. 
— Wenn wir sein Wirken 
und seine Bedeutung für 
die moderne Medizin, das 
wir schon eingangs an¬ 
deuteten, richtig würdigen 
wollen, so brauchen wir 
nur das Urteil unseres 
berühmten Rud. Virchow 
zu lesen: „Paracelsus hat 
der alten Medizin den 
Todesstoß versetzt und der 
Wissenschaft die Idee des 
Lebens geschenkt". — 
Wir erwähnten vorhin, 
daß Paracelsus dem Arzr 
vor allem Kenntnis der 
Natur wünschte. Er hat 
denn auch der Welt eine 
Anzahl brauchbarer Heil¬ 
mittel geschenkt bezw., 
wenn wir sie auch häufig 
heutigen Tags in anderen 
Formen verwenden, doch 
auf ihre Urstofse hinge¬ 
wiesen, und zwar sowohl 
aus dem Pflanzen- als auch namentlich aus dem 
Mineralreich. So lehrte er: „Also ist auch Not, der 
Arzt sei ein Alchimist: Will er nun derselbig sein, 
er muß die Mutter sehen aus der Mineralia wachsen. 
Nun gehen ihm aber die Berge nicht nach, sondern 
er muß zu ihnen gehen." — In der Tat hat er auch 
persönlich auf seinen Reisen vielerlei Bergwerke ge¬ 
sehen und sich mit der Arbeit der Berg- und Hütten¬ 
leute, die damals noch viel enger miteinander ver¬ 
bunden war, wie heutigen Tags, wo es sich um zwei 
getrennte Industrien handelt, eingehend besaßt. In 
seiner „Chronik des Landes Kärnten" gibt er eine 
eingehende Beschreibung des dortigen Bergbaues auf 
„Metalle, Vitriole, Erze und dergl." der „erstlich 
in diesem Lande gelernt worden und dann in andere 
Länder getragen, und sind dort Bergwerke nach dem 
kärntischen Brauch in das Werk gebracht worden". — 
Auch war der Gelehrte als junger Mann selbst als 
Laborant in dem metallurgischen Betrieb der Fueger 
zu Schwarz in Tirol, wo diese Silberberawerke 
hatten, tätig. Späterhin besuchte er auf seinen Reisen 
die Bergwerke in den skandinavischen Ländern und
	        
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