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von alten öergmannsärzten.
Paracelsus un- ñortum.
aß es eine „ge¬
werbliche Me¬
dizin" gibt, halten
viele für eine Errungen¬
schaft unserer modernen
Kultur. Dem ist aber
nicht so; denn schon im
Mittelalter war Para¬
celsus, der „Vater der
neueren Medizin", zu der
Erkenntnis gekommen,
daß es im Gegensatz zu
der bis dahin geltenden
antiken „Säftelehre", die
alle Krankheiten aus dem
Innern des Menschen zu
erklären suchte (sofern man
nicht gar einfach eine nicht
ohne weiteres zu erklären¬
de Krankheit als „Be¬
sessenheit" und somit als
ein Werk des Teufels deu¬
tete), darauf ankomme, die
äußere Krankheitsursache
zu erkennen. Und er lehrte
dann weiterhin: „Ich
halte mich nur an das,
was ich selbst aus eigene
Faust gefunden und durch
lange „Praxis und E r-
s a h r u n g bestätigt ge¬
sehen habe"; denn: „die
Natur ist das große
Lehrbuch, aus dem man
Wissen und Erfahrungen holt. Dem Arzte ist vor
allem Kenntnis der Natur und ihrer Geheimnisse
zu wünschen; ...die Kranken sollen des Arztes
Bücher sein". — So erkannte und lehrte er denn
auch bald, daß die einzelnen Gewerbe beson¬
dere Krankheitsbilder zeigen, deren Ur¬
sache eben in der Tätigkeit der betreffenden Menschen
gelegen ist, möge sie nun geistiger oder körperlicher
Art sein.
Theophrastus Bombastus von Hohen¬
heim, genannt Paracelsus, ist am 10. No¬
vember 1493 zu Einsiedeln in der Schweiz geboren.
Sein Vater, der von Hohenheim bei Stuttgart
stammte, war ebenfalls Arzt. Bei ihm erhielt
er den ersten naturwissenschaftlichen Unterricht. Er
studierte dann auf verschiedenen Hochschulen in
Italien, Deutschland und Frankreich und bereiste die
weiteren Länder Europas, bis er endlich erstmals 1524
in Salzburg, 1526 in Straßburg sich niederließ. 1527
wurde er als Stadtarzt und Professor an die Uni¬
versität nach Basel berufen. Doch schon im folgenden
Jahr mußte er Streitigkeiten halber die dortige
Stellung aufgeben, ging;
wieder auf Reisen, war
1537 in Villach in Kärn¬
ten, und wurde 1540 durch
den Bistumsverweser Ernst
von Bayern erneut nach
Salzburg berufen, wo ev
am 24. September 1541,
noch nicht 48jährig, starb.
— Wenn wir sein Wirken
und seine Bedeutung für
die moderne Medizin, das
wir schon eingangs an¬
deuteten, richtig würdigen
wollen, so brauchen wir
nur das Urteil unseres
berühmten Rud. Virchow
zu lesen: „Paracelsus hat
der alten Medizin den
Todesstoß versetzt und der
Wissenschaft die Idee des
Lebens geschenkt". —
Wir erwähnten vorhin,
daß Paracelsus dem Arzr
vor allem Kenntnis der
Natur wünschte. Er hat
denn auch der Welt eine
Anzahl brauchbarer Heil¬
mittel geschenkt bezw.,
wenn wir sie auch häufig
heutigen Tags in anderen
Formen verwenden, doch
auf ihre Urstofse hinge¬
wiesen, und zwar sowohl
aus dem Pflanzen- als auch namentlich aus dem
Mineralreich. So lehrte er: „Also ist auch Not, der
Arzt sei ein Alchimist: Will er nun derselbig sein,
er muß die Mutter sehen aus der Mineralia wachsen.
Nun gehen ihm aber die Berge nicht nach, sondern
er muß zu ihnen gehen." — In der Tat hat er auch
persönlich auf seinen Reisen vielerlei Bergwerke ge¬
sehen und sich mit der Arbeit der Berg- und Hütten¬
leute, die damals noch viel enger miteinander ver¬
bunden war, wie heutigen Tags, wo es sich um zwei
getrennte Industrien handelt, eingehend besaßt. In
seiner „Chronik des Landes Kärnten" gibt er eine
eingehende Beschreibung des dortigen Bergbaues auf
„Metalle, Vitriole, Erze und dergl." der „erstlich
in diesem Lande gelernt worden und dann in andere
Länder getragen, und sind dort Bergwerke nach dem
kärntischen Brauch in das Werk gebracht worden". —
Auch war der Gelehrte als junger Mann selbst als
Laborant in dem metallurgischen Betrieb der Fueger
zu Schwarz in Tirol, wo diese Silberberawerke
hatten, tätig. Späterhin besuchte er auf seinen Reisen
die Bergwerke in den skandinavischen Ländern und