Full text: 59.1931 (0059)

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Zeisig. O herrliches Mädchen! 
Wachtel. Still! aufgepaßt! 
„Mein Vetter, der alte, widrige Drache —" 
Schwalbe. Ich merk' schon, das ist der Störenfried. 
Wachtel. Ganz recht! Er versteht sich auf die 
Sache! — 
„Ist zwar nach allen Kräften bemüht, 
Mich zu einer Heirat zu überreden —" 
Schwalbe. Der alte Pinsel! 
Wachtel. Sehr richtig bemerkt! — 
„Doch eher wollt' ich mich selber töten, 
Die Liebe hat mir den Mut gestärkt. 
Ich folge dir, Karl. Auf ewig die Deine!" 
Was meint Er, Herr Schwalbe, zu dem, was ich las? 
Schwalbe. Ei nun, Herr Wachtel, was ich meine? 
gch meine, es sei ein verteufelter Spaß. 
ein größeres Gaudium gibt's unter dem Himmel — 
Das muß ich aus eigner Erfahrung gestehn — 
Als solch einem alten verliebten Lümmel 
Eine ungeheure Nase zu drehn. 
Der alte Vetter ist ohne Zweifel 
So einer, mit dem man die Türen einbricht? 
Wachtel. Natürlich ist er ein dummer Teufel, 
Er weiß die Geschichte und merkt es nicht. 
Schwalbe. Er merkt es nicht? 
Wachtel. Ei, Gott behüte! 
Schwalbe. Das muß ein rechter Stockfisch sein. 
Wachtel. Der welke Strauß und die frische Bi'iite! 
Schwalbe. Da muß man ein Wort dazwischen 
schrein. 
Wachtel. So denken wir auch. 
Schwalbe. Nur frisch geschrien! 
Und wenn ich wo nützlich werden kann, 
Will ich mich von Herzen gerne bemühen. 
Wachtel. Das nehmen wir an. 
Schwalbe. Ein Wort, ein Mann! 
Wachtel (zu Zeisig). Vor allem andern mußt du 
ihr schreiben, 
Du wüßtest von keiner Schwierigkeit, 
Wir würden die Sache bestmöglichst betreiben: 
Und bestimme dann die gehörige Zeit! 
Hier hast du Papier/ Herr Schwalbe wird leuchten: 
Das Briefchen geht den gewöhnlichen Gang. 
Du brauchst keine halbe Seite zu beichten, 
Vier Zeilen sind dafür schon viel zu lang. 
Zeisig (schreibt auf Schwalbes Schulter und steckt 
ihm das Briefchen an den Zopf). 
Wachtel. Nun, Schwalbe, noch ein Wort im Ver¬ 
trauen! 
Dort drüben wohnt ja ein schönes Kind. 
(Auf des Bürgermeisters Haus weisend.) 
Ich sah sie heut aus dem Fenster schauen, 
Gar hübsch und schlank, wie die Grazien sind. 
Ich weiß, ihr Wiegenfest feiert man morgen, 
Das paßt nun gerade in meinen Sinn. 
Ich werde für schöne Blumen sorgen, 
Die stellen wir ihr vors Fenster hin. 
Er hilft mir doch, Schwalbe? 
Schwalbe. Mit tausend Freuden! 
Ich lege sogleich die Leiter zurecht. 
Wachtel. Ich will unterdes die Blumen bereiten. 
Ich denke, der Einfall ist gar nicht schlecht. 
Schwalbe. O herrlich! 
Wachtel. Nun wohl! Schon ist es ganz finster. 
In kurzer Zeit bin ich wieder zurück. 
(Leise zu Zeisig.) 
Ist der Brief besorgt? 
Zeisig (leise). Er steckt schon am Zopfe. 
Wachtel. Schon gut! Herr Schwalbe, aus Wieder¬ 
sehn! 
Ich vertrau' unser Glück Seinem feinen Kopfe. 
Schwalbe. Nur unbesorgt, es soll schon gehn! 
(Ab in sein Haus.) 
Spitzweg: Der ewige Hochzeiter.
	        
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