Full text: 58.1930 (0058)

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An einem Markttage in Saint-Pot-de-Lêon. Bretonen beim Tanz. 
Das Flüßchen Conesnon, das am Mont- 
Saint-Michel ins Meer mündet, bildet die Grenze 
zwischen Normandie und Bretagne. Damit kom¬ 
men wir in ein anderes Land. Anders nicht so 
sehr im Charakter der Küste, die zunächst noch 
die gleiche bleibt; noch rund 30 1cm nach Westen 
der gleiche Wattenstrand, dann ab Cantale hohe 
Felsen und weiterhin bis zum Finistère (finis 
terrae == das Ende der Erde) eine wildzerrissene 
Steilküste, mit phantastischen Felsbildungen. 
Anders aber sind schon die Menschen, das alte 
seefahrende Volk der Bretonen. Hier hat sich 
reines Keltentum bis in unsere Tage erhal¬ 
ten, besonders dadurch, daß, als England im 6. 
und 7. Jahrhundert von den Angeln erobert 
wurde, die dortige keltische Bevölkerung nament¬ 
lich aus der Cambritscher Gegend, zurückflutete 
nach hier. So erhielt sich hier denn auch die 
bretonische Sprache (ähnlich der im gegenüber 
liegenden Südwestzipfel Englands, in Cornwallis 
gesprochenen keltischen Mundart) und die breto¬ 
nische Kultur hat heute noch ihre Stätte in den 
drei westlichen Departements Jlle-et-Vilaine, 
Cotes-du-Nord und Finistère der sogenannten 
Niederbretagne, während in den östlichen beiden: 
Morbihan und Loire-Jnfärieure sich der Einfluß 
des Französischen hat durchsetzen können dank der 
verbindenden Kraft der Loire. — Deshalb wollen 
wir uns heute mit ihnen nicht weiter beschäf¬ 
tigen und nur kurz erwähnen, daß das altbe¬ 
rühmte Bannes die Hauptstadt des ersten, das 
wahrhaftig in der Geschichte nicht minder be¬ 
rühmte Nantes die des anderen ist. Heute ist 
Nantes eine hervorragende Industriestadt mit 
170.000 Einwohner. — Doch hier wollen wir von 
der eigentlichen Bretagne sprechen. Die Bretonen 
sind äußerst konservativ, hängen an alten Bräu¬ 
chen und Trachten, mehr noch als die Normannen 
(so bekannt auch namentlich durch die jetzige Mode 
deren Spitzenindustrie geworden ist). Hier ist die 
Heimat der Sagen von König Artus und seiner 
Tafelrunde; hier liegt der Wald Brezilian, uns 
aus dem „Parzival" bekannt. Hier finden sich zahl¬ 
reich die Dolmen und Monolithen (bei C a r n a c 
standen, wie es heißt, einst in 11 Reihen 11.000 
Stück) Kultstätten der Druiden und Gräber be¬ 
zeichnend *. — Überall auch finden sich aus dem 
*) Ähnliche Dolmen finden sich z. B. auch in der Auvergne, ähn¬ 
liche ,,Steinkreise" in England; und an die Dolmen der Saar sei 
auch erinnert.
	        
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