Full text: 58.1930 (0058)

Der weiß, wie der, der mißt, sich rühren, 
Sich tummeln muß und dennoch bangt, 
Ob er nach ungezählten Proben 
Mit dem Befund, den er erhoben, 
Ans rechte Resultat gelangt. 
Nun schwingt den Fäustel! und aufs Eisen 
Haut ein! nehmt Pulver, Dynamit! 
Zäh ist des Berges Felsgranit, 
Läßt Zoll um Zoll sich nur entreißen. 
Zwei Jahre hat es schon, gewährt, 
Man bohrt und bohrt von beiden Seiten. 
Wird man sich nicht Vorübergleiten? 
Und ist die Richtung nicht verkehrt? 
Man horcht. Jetzt müssen wir uns nähern, 
Wenn des Markscheiders Messung stimmt. 
Man wird erregt, und täglich nimmt 
Die Sorge zu. Der Fels bleibt ehern, 
Vom Nachbar dringt durch ihn kein Laut. 
„Noch eine Mine legt, ihr Leute, 
Das sei der letzte Schuß für heute!" 
Hei, wie der kracht! Nun aufgeschaut! 
Man pocht. O welch' ein selig Schauern 
Ten wackren Steiger überfährt! 
Er hört die Antwort und erklärt 
Den andern, wie durch Felses Mauern 
Herüber zittern fern und dumpf 
Des tapfern Bruders Hammerschlägc: 
„Glück auf! nun hat es gute Wege, 
Wir kommen durch, Triumph, Triumph!" 
Und w i e man durchkam? Glatt und eben, 
Als wär's im Tageslicht gemacht! 
Ja, Freund, tief in des Berges Nacht 
Da lebt ein reiches, volles Leben; 
Gegrüßt sei mir mit Herz und Hand, 
Mög' mancher Durchschlag noch gelingen 
— „Glück aus!" — und Segen reich dir bringen: 
Gott mit Dir, wackrer Bergmannsstand! 
Gleichzeitig begann die Vorrichtung der 
V. Sohle. 
1896 feierte man das 75jährige Bestehen der 
Grube König in schlichter Weise. Die damals 
geäußerte Absicht, die 100-Iahrfeier um so glanz¬ 
voller zu begehen, wurde auch von der neuen 
französischen Verwaltung 1921 eingelöst. Ueber 
das damalige Fest und die Anbringung der Ge¬ 
denktafel am Zechenhaus haben wir im Kalender 
1922 eingehend berichtet. 
Zur Wetterlösung der tieferen Sohle 
wurde 1898—99 bei Sinnerthal an der westlichen 
Markscheide ein neuer Schacht angehauen, 
der mit dem Feld von Oberschmelz zum Durch¬ 
schlag gebracht wurde und noch heute als aus¬ 
ziehender Wetterschacht dient. 
Im nächsten Jahre wurde die bisher von einem 
Unternehmer geleitete Pferdewirtfchast 
in die Verwaltung der Inspektion übernommen 
und einem Ökonomieverwalter unter¬ 
stellt. 
1901—05 Aufstellen des Humboldt-Ven¬ 
tilators von 4200 Kubikmeter minütlicher 
Leistung. Von diesem Jahre ab gelangte auch 
außer dem allgemein üblichen Handversatz das 
Spülversatzverfahren in Anwendung, 
hauptsächlich in mächtigen Flözen und an Stellen, 
an denen wertvolle Tagesanlagen zu schützen 
waren. 
Die erzielten Ergebnisse waren gut, so daß dies 
Verfahren noch weiter ausgebaut wurde. 
1908 erreichte die Förderung 1750 Ton¬ 
nen pro Tag, bei einer Belegschaft von 2433 
Mann. Die Jahresförderung von 522 536 Ton¬ 
nen war die höchste seit dem Bestehen der Grube. 
Die Verwendung von Schüttelrutschen im 
Flöz Wrangel trug wesentlich zu diesem Ergeb¬ 
nis bei. 
Durch Ausbau der 1906 eingeführten Loko¬ 
motivförderung und vermehrte Anwen¬ 
dung mechanischer Hilfsmittel stieg 
die Förderung 1913 trotz Verminderung der Be¬ 
legschaft auf 551 172 Tonnen. 
Die Gesamtförderung der Inspektion erreichte 
damals den bisherigen höchsten Stand von 
1 088 373 Tonnen bei einer Belegschaft von 
4737 Mann. 
Auch die Uebertageanlagen waren 
weiter ausgebaut worden. 1910: Neues Zechen¬ 
haus und Vergrößerung der Badeanstalt, 1912: 
Aufstellen eines Luftkompresiors von 6000 Kubik-. 
meter. 
Ein neues Ventilatorgebäude wurde am Sin- 
nerthalerschacht errichtet. 
Zur Lösung der VI. Tiefbausohle 
wurde 1913 je eine einfallende Strecke auf den 
Flözen 22 und Blücher angehauen und der 
Schacht II nach Beendigung des Ueberbrechens 
von der V. nach der IV. Sohle bis zur VI. Sohle 
abgeteuft. 1916 kam er mit dem im Flöz 22 
aufgefahrenen Querschlag auf der 
V I. Sohle zum Durchschlag. 
1917 wurde eine neue Kläranlage und 
1918 die Kohlen sturzbühne errichtet. Das 
in diesem Jahre begonnene Ueberbrechen des 
Schachtes III von der VI. nach der V. Sohle 
wurde kurz vor dem Durchbruch eingestellt.
	        
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