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das Graben und die Verwendung der Stein-)
kohle als Heizmaterial und zugleich mit ihr )
die erste Tätigkeit der zukünftigen Gruben Wel¬
lesweiler und K o h l w a l d , die in Ur¬
kunden aus dem 15. und 16. Jahrhundert er¬
wähnt werden.
Die Kohlengewinnung war damals teilweise
noch eine planlose und darf mehr als ein Raub¬
bau am Ausgehenden der Flöze bezeichnet wer- >
den. Der Absatz erstreckte sich schon weit in die
Rheinpfalz hinein.
Während des 30 jährigen Krieges hörte die
Kohlengewinnung fast ganz auf und hob sich
erst wieder in der ersten Hälfte des 18. Jahr¬
hunderts. Um diese Zeit standen nur die Gruben
Kohlwald und Wellesweiler wieder im Betrieb, >
Gegen 1750 nahm die fürstliche Regierung von
Nassau-Saarbrücken im Hinblick auf die Wich¬
tigkeit des Steinkohlenbergbaues für die Wohl- !
fahrt des Landes den Betrieb selbst in die Hand. )
Der Landesherr lieferte sämtliches Grubenholz
und bestritt die Anlagekosten neuer Gruben.
Dafür erhielt er die Hälfte der Förderung, wäh¬
rend die andere Hälfte den Kohlengräbern als
Lohn (Halbschied) verblieb. Als Entschädigung
für die entzogene Kohlengewinnung wurde den
Gemeinden durch Verordnung des Fürsten vom
19. Juli 1766 die Vergünstigung gewährt, ge- !
ringhaltige Kohlen zum Kalk- und Hausbrand
gegen bloße Erstattung der Förderkosten zu be¬
ziehen. Hieraus entwickelte sich später das Pri- '
vileg der Gemeindeberechtigungskohlen *.
Um höhere Erträge zu erzielen, verpachtete der
Fürst 1753 sämtliche Gruben für die Dauer von
9 Jahren an eine französische Gesellschaft. Nach
einigen Jahren genehmigte jedoch die fürstliche
Regierung das Gesuch der Pächter um Befreiung
von ihren Verpflichtungen und übernahm den
Betrieb wieder auf eigene Rechnung. Sehr bald
aber wurde derselbe wieder einzelnen Unterneh- :
mern gegen Vereinbarung eines festen Förder¬
preises für jedes Fuder Kohlen überlassen; die
Unternehmer hatten ihrerseits die eigentlichen Ge¬
winnungskosten zu tragen, die Grube instandzu¬
halten und Rechnung über den Kohlenverkauf
zu legen. So erhielt auf Grube Kohlwald 1759
der Pächter oder Unternehmer für das Fuder
Kohlen 50 Kreuzer, während er selbst den Kohlen¬
gräbern nach Verabredung 30 Kreuzer für das
Fuder bezahlte.
Aus dieser Zeit soll das ehemalige Steiger¬
und nunmehrige Forsthaus im Kohlwald
stammen.
Damals nahm der Absatz der Gruben u. a.
infolge der durch den wachsenden Export nach
den Niederlanden stark in die Höhe gehenden
Holzpreise eine günstige Entwicklung, nament¬
lich auf Grube Wellesweiler. Im Jahre
1779 arbelleten dort bereits 70 Bergleute. Die
Förderung betrug in diesem Jahr 7 218
Fuder 25 Zentner; 1790 : 7162 Fuder 7 Zent¬
ner — ca. 11190 Tonnen. Mit dieser Förde¬
rung war die genannte Grube die bedeutendste
des Saarbrücker Steinkohlienbezirks.
Im Jahre 1793 wurde das Saarbecken be¬
kanntlich französisch. Die Gruben blieben
Staatsbesitz, wurden jedoch >1795 der Gesellschaft
Equer zu Paris verpachtet. Die gesamte
Pachtsumme betrug 70 000 Livres, wovon auf
Kohlwald: 1 000, auf Wellesweiler hingegen
21 000 Livres entfielen, woraus die damalige Be¬
deutung letzterer Grube erhellt. Der Pachtvertrag
wurde später noch bis Januar 1807 verlängert;
darnach aber die Saargruben wieder in staat¬
liche Regie genommen.
Aus jener Zeit stammt die Anlage des Eulen¬
thalstollens der Grube Kohlwald.
Es bleibt iry diesem Zusammenhang noch
übrig, kurz auf die in der gleichen Gegend nach
und nach sich immer mehr entwickelnde Eisen-
i n d u st r i e zu sprechen zu kommen, die in
ihrem Wachstum mit der Entwicklung der Gruben
eng zusammenhing. Aus den Eisenschmieden
von Kohlwald, Schiffweiler und Wiebelskirchen
entwickelte sich das Neunkircher Eisenwerk, wel¬
ches 1711 ständig 11 Hüttenarbeiter und 2 Tage¬
löhner beschäftigte. Auch dieses Unternehmen
war staatlich, sowohl während der fürstlichen wie
auch der französischen Zeit, jedoch verpachtet, bis
1807 die Firma Stumm es erwarb.
Mit dem Pariser Frieden kamen die Gruben
an den Preußischen Fiskus. Nachstehend wollen
wir ihr weiteres Schicksal getrennt behandeln.
I. Grube Welleswciler.
Auf Grube Wellesweiler waren damals 5
Flöze, die von verschiedenen Tagcstrecken aus
angegriffen wurden, in Abbau. Man beschäftigte
80—90 Arbeiter und förderte gegen 10 500 Ton¬
nen. 1816 war zur vorteilhafteren Ausschließung
des Feldes unmittelbar über dem Blieswafser-
spiegel der tiefe Palmbaum st ollen ange¬
hauen worden.
Nach der Eröffnung der Grube König
im Jahre 1821 ging zunächst die Förderung zu¬
rück. Zur Aufklärung der Lagerungsverhältnisse
und zur Identifizierung der Wellesweiler- und
Neunkirchener Flöze wurden Untersuchungs¬
arbeiten und auf dem rechten Bliesufer Schürf¬
arbeiten ausgeführt. 1823 wurden die bisher
mit Nummern bezeichneten Flöze mit Namen
belegt, nämlich: Sello, Heusler, Fulda und
Becher. Im Jahre 1826 begann sich der Absatz
infolge einer Erhöhung des Kohlenpreises der
Grube König zu heben und gestaltete sich in den
nächsten 10 Jahren sehr lebhaft; 1836 trat sogar.
*) Siehe den Aussatz im Bergmannskalender 1928.