Full text: 58.1930 (0058)

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Oltankanlage einer Margarinefabrik. 
60 Sabre Margarine. 
as 39. Jahrhundert wird gern als das „Jahr¬ 
hundert der Erfindungen" angesehen. In ihm 
gestaltete die Technik das Leben der Menschen 
grundlegend um. Doch ist man, wenn man davon 
spricht, gewöhnlich geneigt, lediglich an die großen 
Erfindungen auf deni Gebiete des Dampfes, der 
Elektrizität und evtl, auch der Chemie, insbesondere, 
soweit es sich um die moderne Destillations- und 
Gaswirtschaft handelt, zu denken. Gewiß, Eisenbahn 
und Dampfschiff, Telegraph und Telephon, elek¬ 
trisches und Gaslicht, alle diese Dinge gaben der 
Welt ein neues Gesicht. Doch mindestens ebenso 
wichtig wie diese Dinge, die das öffentliche 
Leben beeinflußten, sind jene anderen, die in Hau s 
und Familie neu gestaltend eindrangen. Man 
braucht nicht bloß von dem Zeitalter der Maschine 
zu sprechen, wodurch an Stelle des Handwerks die 
Fabrik trat, und daran zu denken, wie die Maschine, 
zunächst z. B. in Gestalt der Nähmaschine, auch in 
das häusliche Leben trat. Man braucht sich bloß 
daran zu erinnern, daß in dem Haushalt unserer 
Urgroßeltern eigentlich noch das meiste, was des 
Lebens Nahrung und Notdurft erforderte, 
selbst hergestellt wurde. — Da gab es noch felbst- 
gesponnene Wäsche, da wurde in vielen Haushalten 
noch selbst Seife gekocht oder Lichter gezogen; und 
was nun erst des Leibes Nahrung anging, so mußte 
die junge Hausfrau gar vielerlei, von Brot und 
Wurst bis zu den Zutaten, selbst herstellen können, 
was man heute mindestens ebenso gut, dabei bil¬ 
liger und unter Ersparnis der Arbeit, fertig bezieht. 
Indes, die wachsende Industrialisierung unseres 
öffentlichen Lebens ließ den idyllischen Zustand, wie 
wir ihn heute nur noch aus den Gedichten von Bop 
beispielsweise kennen, verschwinden, und gleichzeitig 
damit brachten die aufgeregten politischen Verhält¬ 
nisse Teuerung und Warenknappheit. 
Und so entstanden jene Erfindungen, die zunächst 
aus dem Suchen eines „Ersatzes"' geboren, bald zu 
weltbedeutenden Industrien werden sollten. Gleich zu 
Beginn des Jahrhunderts steht eine solche: der 
R ü b e n z u ck. e r, - und die zweite Hälfte des Saecu- 
lums brachte eine von ähnlicher Bedeutung, die der 
Kunstbutter, der Margarine. 
Es ist seltsam, die Margarine findet sich heute in 
der ganzen Kulturwelt; in jedem Haus ist sie be¬ 
kannt, und doch weiß der Hundertste nicht, wie sie 
gewonnen wird. Da erscheint das Jubiläum, welches 
die „Kunstbutter" im Jahre 1929 feierte, so recht 
geeignet, um einmal von diesem aus dem modernen 
Wirtschaftsleben nicht mehr hinwegzudenkenden Nah¬ 
rungsmittel zu plaudern, was beionders die flei¬ 
ßigen Hausmütterchen unter unseren Leserinnen inter¬ 
essieren wird.
	        
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