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Oltankanlage einer Margarinefabrik.
60 Sabre Margarine.
as 39. Jahrhundert wird gern als das „Jahr¬
hundert der Erfindungen" angesehen. In ihm
gestaltete die Technik das Leben der Menschen
grundlegend um. Doch ist man, wenn man davon
spricht, gewöhnlich geneigt, lediglich an die großen
Erfindungen auf deni Gebiete des Dampfes, der
Elektrizität und evtl, auch der Chemie, insbesondere,
soweit es sich um die moderne Destillations- und
Gaswirtschaft handelt, zu denken. Gewiß, Eisenbahn
und Dampfschiff, Telegraph und Telephon, elek¬
trisches und Gaslicht, alle diese Dinge gaben der
Welt ein neues Gesicht. Doch mindestens ebenso
wichtig wie diese Dinge, die das öffentliche
Leben beeinflußten, sind jene anderen, die in Hau s
und Familie neu gestaltend eindrangen. Man
braucht nicht bloß von dem Zeitalter der Maschine
zu sprechen, wodurch an Stelle des Handwerks die
Fabrik trat, und daran zu denken, wie die Maschine,
zunächst z. B. in Gestalt der Nähmaschine, auch in
das häusliche Leben trat. Man braucht sich bloß
daran zu erinnern, daß in dem Haushalt unserer
Urgroßeltern eigentlich noch das meiste, was des
Lebens Nahrung und Notdurft erforderte,
selbst hergestellt wurde. — Da gab es noch felbst-
gesponnene Wäsche, da wurde in vielen Haushalten
noch selbst Seife gekocht oder Lichter gezogen; und
was nun erst des Leibes Nahrung anging, so mußte
die junge Hausfrau gar vielerlei, von Brot und
Wurst bis zu den Zutaten, selbst herstellen können,
was man heute mindestens ebenso gut, dabei bil¬
liger und unter Ersparnis der Arbeit, fertig bezieht.
Indes, die wachsende Industrialisierung unseres
öffentlichen Lebens ließ den idyllischen Zustand, wie
wir ihn heute nur noch aus den Gedichten von Bop
beispielsweise kennen, verschwinden, und gleichzeitig
damit brachten die aufgeregten politischen Verhält¬
nisse Teuerung und Warenknappheit.
Und so entstanden jene Erfindungen, die zunächst
aus dem Suchen eines „Ersatzes"' geboren, bald zu
weltbedeutenden Industrien werden sollten. Gleich zu
Beginn des Jahrhunderts steht eine solche: der
R ü b e n z u ck. e r, - und die zweite Hälfte des Saecu-
lums brachte eine von ähnlicher Bedeutung, die der
Kunstbutter, der Margarine.
Es ist seltsam, die Margarine findet sich heute in
der ganzen Kulturwelt; in jedem Haus ist sie be¬
kannt, und doch weiß der Hundertste nicht, wie sie
gewonnen wird. Da erscheint das Jubiläum, welches
die „Kunstbutter" im Jahre 1929 feierte, so recht
geeignet, um einmal von diesem aus dem modernen
Wirtschaftsleben nicht mehr hinwegzudenkenden Nah¬
rungsmittel zu plaudern, was beionders die flei¬
ßigen Hausmütterchen unter unseren Leserinnen inter¬
essieren wird.