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Mundloch der Übungsstrccke Louisenthal.
worden, wenn es nur den Rettern gelang, sich zu
ihnen Bahn zu brechen. Das war aber früher mit
großen Schwierigkeiten verknüpft, da das Eindringen
in die betroffenen Grubenräume ebenso wie die Be¬
kämpfung des Brandes usw. durch die vorhandenen
Schwaden unmöglich gemacht wurde, besonders dann,
wenn Wettermaschinen oder Ventilationsleitungen
durch die Wucht der Explosion zerstört worden waren.
Erst die Erfindung brauchbarer Atmungsapparate
gestattete es, das Rettungswesen richtig und plan¬
mäßig zu organisieren, so daß wir heute besondere,
sorgfältig geschulte Rettungsmannschaften
haben, denen es obliegt, nach Katastrophen zu retten,
was noch zu retten ist, die Explosionsursache zu er¬
gründen, einem weiteren Umsichgreifen der Gefahr
entgegenzutreten und durch ihre aufklärende Tätigkeit
die Möglichkeit für schnelles und erfolgreiches Vor¬
gehen zu geben.
Auf den Saargruben gibt es diese Orga¬
nisation seit langem. Unablässig ist die Fürsorge
der Grubenverwaltung bemüht gewesen, sie dauernd
auf dem denkbar höchsten Stand der Leistungsfähig¬
keit zu halten.
Entsprechend den drei Verwaltungsbezirken, den
Gruppen Ost, Mitte und West, bestehen auch drei
Rettungsgruppen. In jeder Gruppe gibt es eine
Zentralrettungs station (deren Sitze die
Gruben Louisenthal, Hirschbach und König sind) so¬
wie in jedem Revier einen Posten. An Geräten sind
vorhanden für Gruppe Ost (4 Inspektionen mit
10 Tivisionen) 84, für Mitte (4 Inspektionen mit
9 Tivisionen) 73 und für West (4 Inspektionen mit
9 Divisionen) 78 alarmbereite Träger-Geräte. Es
handelt sich um die Jnjektormodelle 1904/09 bzw.
1910/11; außerdem sind auf der Zentralstation König
noch 2 Lungenkraftgeräte, System Träger, in Betrieb
gestellt, und die Beschaffung weiterer ist in Aussicht
genommen.
Rufen wir uns einmal kurz das Prinzip der Ret-
tungsapparate ins Gedächtnis zurück: es beruht dar¬
Drägerleute an der Saar.
aus, daß der Retter von der ihn umgebenden verdor¬
benen Außenluft geschützt wird. Er atmet sie über¬
haupt nicht ein, also auch nicht, wie manch einer
in Erinnerung an die Kriegsgasmasken denken
möchte, in filtriertem Zustand; er trägt vielmehr
seine Atemlust in konzentrierter Form bei sich. Zu
diesem Zweck sind seine Atmungsorgane, Nase und
Mund, gegen die Außenluft geschützt, und er atmet
durch zwei Schläuche, von denen einer für die Ein¬
und einer für die Ausatmung dient, aus einem
A t e m s a ck. Diesen Sack trägt der Retter gewöhn¬
lich auf der Brust *), während er auf dem Rücken
2 Behälter trägt, einen Regenerator, der in
Form einer fabrikfertig gelieferten Patrone eine Atz-
kalifüllung enthält, und einen Zylinder mit hochkom-
primiertem Sauerstoff. Der Atemsack hat ent¬
sprechend den zwei Atmungsschläuchen auch zwei
Abteilungen, fiir Ein- und für Ausatmung. Die aus¬
geatmete Luft gelangt aus ihm durch eine Schlauch¬
verbindung in den Regenerator, in dem sie die in
ihr enthaltene Kohlensäure an das Atzkali abgibt,
sodann in einen Kühler und daraus in ein zum
Atemsack zurückführendes Rohr. In dies Rohr mün¬
det auch das Ausblaseventil des Sauerstoffbehälters,
so daß die Luft hier durch Zusatz frischen Sauerstoffs
wieder atmungsfähig wird. Das Ventil ist ein Druck¬
reduzierventil (von 150 auf 7 bis 8 At.); vor dasselbe
ist eine Zirkulationsdüse, eben der Injektor, ein¬
gebaut, durch deren feine Öffnung der Sauerstoff mit
großer Gewalt strömt, wobei er die in dem Rohre
befindliche (im Regenerator ja bereits gereinigte)
Luft mit sich reißt in die Einatmungsabteilung des
Atemsacks. Die Luft macht also einen Kreislauf, und
zwar wird derselbe hier durch die Wirkung des In¬
jektors ununterbrochen in Gang erhalten. Bei den
Lungenkraftgeräte n fehlt der Injektor.
Hier muß die Lungenkraft des Trägers den Kreislauf
*) Bei verschiedenen Konstruktionen, wie auch bei den Drägerschen
Lungenkraftgeräte» ebenfalls auf dem Rücken, da man bestrebt ist, die
Brust zwecks besseren Kriechen?, wozu ja der Retter häufig genötigt
Ist, freizuhalten.