Full text: 56.1928 (0056)

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Die Klause mit dem Grabe Johanns von Böhmen an der Saar. 
sicher Zerstörung. Uber den im Schutt liegenden 
Ältar hinweg stieg man zu dem Chorsenst'erchen 
hinaus auf den Altan, der ohne Schutz über dem 
Abhang hing. Später wurde dann ein hölzernes Ge¬ 
länder aufgestellt, als dies morsch geworden, wurde 
der Felsboden selbst vertieft, sodaß der Rand als 
Hanl und Lehne zum Schutz stehen blieb, auch wurde 
statt des Zugangs durch die Kapelle hindurch der 
Felssims längs der Nordseite zu einem Pfade her¬ 
gerichtet. — Ihr ferneres Schicksal erzählt der 
Dichter: 
„Jahre kamen, Jahre gingen, und der Klausner sank 
ins Grab, 
Und die öde Felsenwohnung schaute stumm ins Tal 
hinab; 
Da umrauscht die öden Hallen einer andern Zeit 
Gefieder, 
Für die halbzersall'ne Klause kehrten schön're Tage 
wieder. 
Wie die Lilie stolz emporglänzt, frisch vom Morgen¬ 
tau, 
Also wuchs im hohen Schutze schimmernd aus der 
neue Bau, 
Um dem toten Böhmenkönig, dem gefeierten uud 
kühnen, 
Aus erhab'ner Bergesspitze als ein würd'ger Sitz zu 
dienen." (PH. Laven.) 
Hehre Stille und mystisches Halbdunkel erfüllt die 
enge Gruftkapelle. Die romanischen Fensteröffnungen 
Pnd bis auf kleine Rauten und Sterne, durch die das 
Licht durch sattgebrannte gelbe, blaue und violette 
Kristallscheiben dringt, vermauert. Vor dem schlichten 
Altar im Chorwinkel steht das schwarze Marmorgrab¬ 
mal; Krone und Reichsapfel mit Kreuz liegen, in 
Erz gegossen, auf dem Sarkophag; zwei eherne 
wappenhaltende Löwen tragen die bronzene Jn- 
schriftplatte. Sie zeigt in lateinischer Sprache an, 
daß hier ruht : 
Johann, des Römischen Kaisers Heinrich VII. 
Einziger Sohn. Geboren 
Im Jahre 1297. Durch Erbfolge von Vaters Seite 
Luxemburger Graf. 
Seines Stammes der Zwölfte. 
Durch Erbrecht Elisabeths, 
Seiner ersten Gemahlin, König 
Von Böhmen. Bei des Vaters Römerfahrt 
Verweser des Reichs. 
Der weiteren Inschrift entnehmen wir, daß er der 
Vater des Kaisers Karl IV., somit Großvater der 
Kaiser Wenzel und Sigismund war; daß er in einem 
geitraum von 35 Jahren an vielen Orten in vielen 
chlachten gefochten, in Deutschland, Litauen, Polen, 
Jialien, Frankreich und im Belgischen. „Ihm, durch 
Waffen nicht überwunden, brachte feindliche Arglist 
Gift bei, wodurch er zwar nicht des Lebenslichts, wohl 
aber des Augenlichts beraubt wurde. Seine Leibes¬ 
stärke konnte geschwächt, seine Seelengröße konnte 
nicht gebeugt werden. Denn heldenmütig, obgleich 
blind, kam er, seinem Versprechen getreu, Philipp VI. 
von Valois, dem Könige von Frankreich, gegen die 
Engländer zur Hilfe. In der so berühmten Schlacht,
	        
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