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Die Klause mit dem Grabe Johanns von Böhmen an der Saar.
sicher Zerstörung. Uber den im Schutt liegenden
Ältar hinweg stieg man zu dem Chorsenst'erchen
hinaus auf den Altan, der ohne Schutz über dem
Abhang hing. Später wurde dann ein hölzernes Ge¬
länder aufgestellt, als dies morsch geworden, wurde
der Felsboden selbst vertieft, sodaß der Rand als
Hanl und Lehne zum Schutz stehen blieb, auch wurde
statt des Zugangs durch die Kapelle hindurch der
Felssims längs der Nordseite zu einem Pfade her¬
gerichtet. — Ihr ferneres Schicksal erzählt der
Dichter:
„Jahre kamen, Jahre gingen, und der Klausner sank
ins Grab,
Und die öde Felsenwohnung schaute stumm ins Tal
hinab;
Da umrauscht die öden Hallen einer andern Zeit
Gefieder,
Für die halbzersall'ne Klause kehrten schön're Tage
wieder.
Wie die Lilie stolz emporglänzt, frisch vom Morgen¬
tau,
Also wuchs im hohen Schutze schimmernd aus der
neue Bau,
Um dem toten Böhmenkönig, dem gefeierten uud
kühnen,
Aus erhab'ner Bergesspitze als ein würd'ger Sitz zu
dienen." (PH. Laven.)
Hehre Stille und mystisches Halbdunkel erfüllt die
enge Gruftkapelle. Die romanischen Fensteröffnungen
Pnd bis auf kleine Rauten und Sterne, durch die das
Licht durch sattgebrannte gelbe, blaue und violette
Kristallscheiben dringt, vermauert. Vor dem schlichten
Altar im Chorwinkel steht das schwarze Marmorgrab¬
mal; Krone und Reichsapfel mit Kreuz liegen, in
Erz gegossen, auf dem Sarkophag; zwei eherne
wappenhaltende Löwen tragen die bronzene Jn-
schriftplatte. Sie zeigt in lateinischer Sprache an,
daß hier ruht :
Johann, des Römischen Kaisers Heinrich VII.
Einziger Sohn. Geboren
Im Jahre 1297. Durch Erbfolge von Vaters Seite
Luxemburger Graf.
Seines Stammes der Zwölfte.
Durch Erbrecht Elisabeths,
Seiner ersten Gemahlin, König
Von Böhmen. Bei des Vaters Römerfahrt
Verweser des Reichs.
Der weiteren Inschrift entnehmen wir, daß er der
Vater des Kaisers Karl IV., somit Großvater der
Kaiser Wenzel und Sigismund war; daß er in einem
geitraum von 35 Jahren an vielen Orten in vielen
chlachten gefochten, in Deutschland, Litauen, Polen,
Jialien, Frankreich und im Belgischen. „Ihm, durch
Waffen nicht überwunden, brachte feindliche Arglist
Gift bei, wodurch er zwar nicht des Lebenslichts, wohl
aber des Augenlichts beraubt wurde. Seine Leibes¬
stärke konnte geschwächt, seine Seelengröße konnte
nicht gebeugt werden. Denn heldenmütig, obgleich
blind, kam er, seinem Versprechen getreu, Philipp VI.
von Valois, dem Könige von Frankreich, gegen die
Engländer zur Hilfe. In der so berühmten Schlacht,