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aufgedruckt haben. An der Spitze steht natürlich, wie
könnte es anders sein, St. Peters herrlicher Bau;
die größte Kirche der Welt, aus Befehl Julius II., des
großen Renaissancepapstes, an Stelle der alten Basi¬
lika 1506 nach Bramantes Plan entstehend. Gene¬
rationen haben an ihr gebaut (bis 1667); eine ganze
Anzahl der berühmtesten Baumeister ihrer Zeit ihr
Bestes dazu gegeben, unter denen Rafael, Michel¬
angelo, dessen Werk die Kuppel, Maderna, der die
Vorhalle schuf und den ursprünglichen Grundriß
Bramantes, ein griechisches Kreuz, in ein lateinisches
umwandelte, und endlich Bernini, von dem die Kol-
lonaden stammen, die bedeutendsten sind.
748 Säulen und 390 Statuen zählen diese Kollo-
naben, einen unvergleichlichen Übergang des Platzes
zur Kirche bietend. In der Mitte der durch sie ge¬
bildeten Ellipse steht der 26 na hohe Obelisk, einst die
„Nadel der Kleopatra", heute von einem Kreuze ge¬
krönt, so den Sieg des
Christentums über die allheid¬
nische Kultur versinnbild¬
lichend.
Ist die Peterskirche mit
ihren 187 na Länge — der
Kölner Dom hat vergleichs¬
weise nur 132 na — die größte
Kirche, so ist der auf unserem
Titelbilde rechts anschließende
Vatikan der größte Palast der
Welt. In ihn führen unsere
nächsten Bilder: die Log¬
gien des Rafael und
die Bilder aus der Sixtini¬
schen Kapelle. Den Haupt¬
schmuck dieser bildet Michel¬
angelos berühmtes Riesen¬
gemälde: das die Altarwand
einnehmende „jüngste Ge¬
richt", wozu die ebenfalls von
Michelangelo stammende
Deckenmalerei die wunderbare
Ergänzung bildet. Aus diesem
Deckengemälde geben wir mit
der ernsten und ehrwürdigen
„Sibhlle von Cumae" einen
Ausschnitt.
In die großen vatika¬
nischen Gärten führen
uns zwei Bilder: den Blick
aus die Leonina, einen Rest
der alten Stadtmauer, in
deren altem Mauerturm, jetzt
den Beamten der Sternwarte
eingeräumt, Leo XIII. seine
Sommerwohnung hatte, sowie
dem Kasino Pius' IV.
In der Kirche 81a Maria
sopra Minerva, 1280/1453
entstanden, der einzigen goti¬
schen Kirche der ewigen Stadt,
steht das Christusbild
Michelangelos, dessen
Kopf unser 7. Bild zeigt.
Reden wir noch kurz von
weltlichen Bauwerken. Da ist
als Mausoleum für sich und seine Nachfolger ange¬
legt, später durch Kaiser Honorius als Brückenkopf
befestigt, und 1600 durch einen gedeckten Gang mit
dem Vatikan verbunden, wurde sie hernach dauernd
als Festung und Gefängnis benutzt. An Stelle des
ursprünglich sie krönenden Kaiserbildnisses hatte
schon Bonisaz IV. eine Kapelle zu Ehren des Erz¬
engels Michael errichtet (daher der Name). Die zum
linken User führende Engelsbrücke, mit Engelstatuen
mit Leidenswerkzeugen von Bernini geschmückt, ist
ebenfalls noch von Hadrian angelegt und in neuerer
Zeit um 2 Uferjoche erweitert worden.
Endlich geben wir aus dem päpstlichen Rom noch
drei Paläste wieder, die einst die großen Fürsten¬
familien sich erbaut: Farnese, di Venezia,
einst die österreichische Botschaft, und zuletzt noch die
altberühmte Villa Medici.
zunächst die Engelsbura,
von dem Kaiser Hadrian einst
Michelangelo: Die Sybille von Cumae.
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