Full text: 56.1928 (0056)

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als die Gefahren, denen sie natürlicherweise ausgesetzt 
sind. So stellten Pepe Ille und nach ihm Romero 
sich dem Stiere mit gefesselten Füßen entgegen. 
überhaupt hat die Kaltblütigkeit dieser Männer in 
der dringendsten Gefahr etwas Wunderbares. Neulich 
wurde z. B. ein Picador namens Franzisco Sevilla 
von einem andalusischen Stier von wunderbarer Kraft 
und Beweglichkeit zu Boden geworfen, und seinem 
Pferde der Bauch aufgerissen. Und der Stier ließ 
sich auch durch die Chulos nicht abziehen, sondern 
war versessen auf den Mann, trat ihn mit Füßen 
und gab ihm eine große Zahl von Hornstößen in die 
Beine; aber als er bemerkte, daß dieselben zu gub 
durch die mit Eisen besetzte Lederhose geschützt waren, 
wandte er sich zurück und senkte den Kopf, um ihm 
die Hörner in die Brust zu stoßen. 
Da ergriff Sevilla, indem er sich mit einer ver¬ 
zweifelten Anstrengung erhob, mit einer Hand den 
Stier am Ohr, und stieß ihm die Finger der anderen 
in die Nasenlöcher, während er seinen Kopf unter dem 
des Tieres fest angedrückt hielt. Vergeblich schüttelte ihn 
der Stier, nahm ihn unter die Füße, stieß ihn gegen 
die Erde. Niemals konnte er ihn dahin bringen, los¬ 
zulassen. Wir betrachteten mit Herzbeklemmung diesen 
ungleichen Kampf. 
Es war der Todeskampf eines Tapferen; man be¬ 
dauerte fast, daß er sich so in die Länge zog; man 
konnte weder schreien, noch die Augen von dieser 
furchtbaren Szene abwenden; sie dauerte fast zwei 
Minuten. 
Endlich ließ der Stier, von dem Mann in diesem 
Kampfe Körper gegen Körper besiegt, ihn los, um die 
Chulos zu verfolgen. Jedermann war gefaßt darauf, 
den Sevilla auf den Armen aus der Umzäunung weg¬ 
getragen zu sehen. 
Man hebt ihn auf; kaum aber ist er auf seinen 
Füßen, als er einen Mantel ergreift, und trotz seiner 
schweren Stiefel und seiner unbequemen Beinschienen 
den Stier aufs neue anlocken will. 
Man mußte ihm den Mantel entreißen, sonst hätte 
er sich diesmal töten lassen. — Man führt ihm ein 
Pferd herbei, er schwingt sich hinauf, kochend vor 
Zorn, und greift den Stier in der Mitte des 
Platzes an. 
Ter Anprall dieser beiden starken Gegner war so 
furchtbar, daß Pferd und Stier in die Knie sanken. 
O! Wenn Sie die Vivas gehört hätten, wenn Sie 
die wahnsinnige Freude gesehen hätten, diese Art 
Trunkenheit der Menge, die so viel Mut und so viel 
Glück sah, Sie hätten wie ich das Geschick des Sevilla 
beneidet! 
Der Mann ist unsterblich geworden in Madrid ... 
Sergbau im Mittelalter. 
Au unseren Siliern von Agricola. 
PW 
ereits im Kalender 1923 haben wir über den 
Betrieb der Bergwerke im Mittelalter einen 
eingehenden Aufsatz gebracht *). Wir können 
uns daher heute, wo wir wiederum einige Bilder 
bringen, die unsere Leser ohne Zweifel recht inter¬ 
essieren werden, darauf beschränken, dieselben kurz zu 
erläutern, ohne auf die Verhältnisse der Bergknappen, 
die Lage und die volkswirtschaftliche Bedeutung des 
damaligen Bergbaues näher einzugehen. 
Um w mehr "allerdings erscheint es uns angebracht, 
einige Worte über den gelehrten Humanisten zu sagen, 
dem wir diese wie so viele andere Bilder und die 
eingehende technische Beschreibung der damals nicht 
nur im Bergbau, sondern überhaupt in der ganzen 
Metallindustrie üblichen Arbeitsmethoden verdanken. 
Georg Bauer, der, wie bei den studierten 
Leuten jener Zeit üblich, seinen schlichten deutschen 
Namen in die Sprache der Gelehrten, in diesem Falle 
ins Lateinische, übertrug und sich A g r i c o l a 
nannte, ist am 24. März 1494 zu Glauchau geboren. 
Bereits in sehr jungen Jahren (1519 bis 22) war er 
außerordentlicher Rektor der lateinischen Schule und 
Lehrer des Griechischen in Zwickau, verließ diese Stadt 
1522, ging zur Vervollständigung seines Wissens erst 
nach Leipzig, unternahm zwei Jahre später eine Reise 
nach Italien und machte dort sein medizinisches 
*) S-ite 17 bis 21. 
Doktorexamen. 1527 ist er dann Stadtphysikus in 
Joachimsthal. Dieser Ort, von dem bekanntlich der 
Ansdruck „Thaler" für die aus dortigem Silber ge¬ 
münzten Geldstücke herstammt, gab ihm so recht die 
Möglichkeit, bei seinem Forschen nach vergessenen 
mineralogischen Heilmitteln der Alten in einen engen 
Verkehr mit Berg- und Hüttenleuten zu kommen, und 
sein Forschungstrieb führte ihn immer stärker in die 
Mineralogie wie in die Technik des Bergbaues 
ein. Schon 1521 hatte er ein in Gesprächsform ge¬ 
haltenes Buch über den Bergbau vollendet. 
Später wurde er Stadtphpsikus zu Chemnitz und nach¬ 
her auch dort zum Bürgermeister gewählt, ein Be¬ 
weis, welches Vertrauen die Bevölkerung zu seiner 
Tüchtigkeit hatte. Doch, wie so manchem großen 
Manne blieb auch ihm des Schicksals Bitterkeit nicht 
erspart: in den wirren Zeiten der Glaubenskämpfe 
wurde er 1552 abgesetzt, und von den neuen Macht¬ 
habern wurde, als er am 21. November 1555 starb, 
der Leiche das Begräbnis zu Chemnitz verweigert, in¬ 
folgedessen sie in der Stiftskirche zu Zeitz ruht. 
Um so höher ist trotz dieser widrigen Schicksals¬ 
schläge die wissenschaftliche Energie Agricolas einzu- 
scyätzen, die bei seinem Tode eine lange Reihe von 
Schriften über Mineralogie und Bergbau als Frucht 
hinterließ. Von diesen ist das mit 292 Holz- 
schnitten von Pantaleon versehene Buch 
« ve re metallica » das berühmteste geworden. Zu
	        
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