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Ein Schwimmkran (Firma Matthias Stinnes). (Dernag, Duisburg.)
Vorspiegelung:
man baute Bogen,
deren Schub
durch ein Zugband
aufgehoben wird,
so daß sie in Wirk¬
lichkeit frei auf¬
liegende Träger
bilden. Dies ge¬
schah unter ande¬
ren bei den Eisen¬
bahnbrücken zu
Worms,
Mainz, (K a i-
s e r b r ü ck e) und
Köln (Süd-
tz r ü ck e) sowie
auch bei dem Er¬
satz der dortigen
alten Brücke.
1909 mutzte näm¬
lich die alte Köl¬
ner Brücke, da sie
den Verkehrsver¬
hältnissen nicht
mehr genügte, der
neuen Hohen-
zollernbrücke w ei¬
en, bei der an
teile von zwei
Eisenbahngleisen
4, an Stelle der
6,9 in breiten
Straßenfahrbahn
eine solche von 11,2 in, an Stelle der geraden ver¬
gitterten Balken hochragende Bogen mit Zugband
und an Stelle der vier Stromöffnungen deren drei
traten. — Die „Burgenarchitektur" der beiden Brük-
kenköpfe begegnet in den Anschauungen der heutigen
Zeit umsomehr Ablehnung, als ihr heute in der
Hängebrücke ein prächtiges Gegenbeispiel moderner
Schönheitsauffassung an die Seite gesetzt ist. Neuere
Brücken (Rüdesheim, Neuwied, Remagen) vernreiden
denn auch diesen Fehler und wirken schön allein als
bloße Eisenkonstruktion ohne besondere Brückenkopf¬
bauten.
Unter all diesen Brücken ist namentlich eine auf¬
zuführen, die Straßenbrücke zwischen Duis¬
burg-Ruhrort und Homberg, weil sie bei
625,8 ui Gesamtlänge die größte Stützweite unter
den deutschen Brücken hat. Es kam hier in Betracht,
daß die rechtsseitige Seitenösfnung (128,3 m) die Ein¬
fahrt des größten Binnenhafens der Welt
überbrückt. Hier fahren täglich ganze Flotten von
Schleppzügen ein und aus. Diese sind meistens nach
dem Oberrhein bestimmt, müssen also vor der Hafen¬
einfahrt wenden, wodurch sie bis unter die
Mittelöffnung der Brücke gelangen. Demgemäß
betragen die Öffnungen vom rechten zum linken Ufer
83,6 m + 128,3 m + 203,4 m + 121,6 m + 88,9 m.
Bleibt noch der Kölner Hängebrücke,
wohl der schönsten aller rheinischen Brücken, zu
s gedenken, die 1913/15 von der Maschinenfabrik Augs-
I burg-Nürnberg gebaut wurde. Sie besteht aus einer
d Mittelöffnung von 1 8 4,4 6 in und zwei Seiten-
ösfnungen von je 92,23 in Stützweite. Lamellen¬
gliederketten aus N i ck e l st a h l, über den
zwei Pfeilern von mächtigen eisernen. Portalen
gestützt, bilden die Traagurte, an die mittels R u n d -
stange-n der Versteifungsträger ange¬
hängt ist, der als Balken auf 4 Stützen über die
ganze Brückenlänge durchläuft und zugleich die
Brüstung der Fahrbahn bildet. An seinen
beiden Enden ist die Kette angeschlossen. Außer den
beiden erwähnten, auch architektonisch sehr schönen
Pseilerportalen weist das Eisenwerk oberhalb der
Fahrbahn keinerlei Querversteifungen oder
Windverspannungen auf. Die Linienführung
ist überaus einfach, und klar, das Hängewerk erscheint
fein und zierlich, namentlich, wenn man es, am Ufer
ein Stück oberhalb stehend, gegen die Massigkeit der
Hohenzollernbrücke betrachtet; die sanfteSchwin-
gung der Fahrbahn trägt neben dem
Fehlen schwerer Brückenkopfbauten *) dazu bei, ihre
Schönheit als für die Zukunft mustergültigen Eisen¬
bau augenfällig erscheinen zu lassen. — Sie ist die
einzige Hängebrücke am Rhein und die größte unter
den deutschen dieser Art, doch soll jetzt eine zweite
Hängebrücke die Schiffsbrücke zwischen Köln und Mül¬
heim ersetzen.
*) Da? Projekt des Kölner „Hochhauses im Zuge der Hänge¬
brücke", von dem Wir im Bergmannskalender 1926 in dem Aufsatz
„Moderne Baukunst" sprachen, und der dort Seite 144 abgebildete
Entwurf von Schuhmacher hat mancherlei Gegnerschaft gesunden. Ein
neuer Wettbewerb hat bisher ein endgültiges Ergebnis für den
Ausbau des Kölner Brückenkopfs noch nicht gehabt.