fet korsischen Hirten und
! aller jener, bie stch mtt der
Justiz überwarfen huben.
Wan muß nämlich wissen,
haft der korsische Bauer,
sich die Mühe des
Düngens seines Feldes zu
ersparen, in einer gewissen
Ausdehnung Feuer an den
Wald legt; und wenn dann
auch die Flamme einmal
weiter um sich greift, als
es nötig wäre — nun, mag
kommen, was will, jeden¬
falls: eine gute Ernte ist
in dieser mit der Asche der
hier gewachsenen Bäume
gedüngten Erde sicher.
Nachdem die Ähren einge¬
bracht sind, läßt man das
Stroh liegen, das zu sam¬
meln nicht der Mühe wert
ist, und nun treiben im
Frühling die Wurzeln, die
nicht verbrannt wurden, oft
sehr dicht nach, und die
jungenSchößlinge erreichen
in wenig Jahren eine
Höhe von sieben oder acht
Fuß. Diese Art von dich¬
tem Niederholz nennt man
„M a q u i s". Es besteht
aus allerlei Bäumen und
baumartigen Sträuchern,
die vermischt und zusam¬
mengewachsen sind, wie es
Gott gefällt. Nur mit der Axt in der Hand bricht sich
der Mensch hier Bahn, und man sieht so dichtes und
buschiges Maquis, daß selbst die Mufflons*) nicht
eindringen können.
Wer einen Menschen erschlagen, flüchtet in das
Maquis von Porto Vecchio, und er kann dort mit
einem guten Gewehr, mit Pulver und Blei in Sicher¬
heit leben; nur vergesse er nicht den braunen, mit
einer Kapuze versehenen Mantel, der gleichzeitig als
Decke und als Matratze dient. Die Hirten liefern
Milch, Käse und Kastanien, und von der Justiz und
den Verwandten des Getöteten hat er nichts zu be¬
fürchten, solange er nicht in das Dorf hinunter muß,
um dort die Munition zu erneuern.
Als ich 18.. in Korsika war, wohnte dort in einem
Hause, eine halbe Meile von diesem Maquis entfernt,
Mateo Falcone. Er war ein für seine Heimat ziem¬
lich reicher Mann, der vornehm, das heißt, ohne etwas
zu arbeiten, von dem Ertrage seiner Herden lebte,
welche die Hirten, eine Art von Nomaden, da und
dort aus den Bergen zur Weide führten. Als ich
ihn zwei Jahre nach dem Ereignis, das ich hier
erzählen will, sah, schien er mir höchstens fünfzig
Jahre alt. Es war ein kleiner, aber kräftiger Mann,
mit krausem und pechschwarzem Haar, mit einer
Adlernase und dünnen Lippen, mit großen lebhaften
Augen und einer Hautfarbe gleich der inneren Seite
*) Schafart.
Prosper Mérimée nach einer Lithographie
von Devèrta.
des Schuhleders. Seine
Geschicklichkeit im Gebrauch
des Gewehrs galt für außer¬
ordentlich, selbst in seiner
Heimat, wo es so viele
vorzügliche Schützen gibt.
So hätte Mateo zum Bei¬
spiel niemals mit Rehposten
nach einem Mufflon ge¬
schossen, sondern er brachte
es auf hundertundzwanzig
Schritt mit einer Kugel
im Kopf oder auf dem
Blatt zur Strecke. Er
handhabte seine Waffe des
Nachts ebensogut wie am
Tage, und man hat mir
von ihm die folgende
Probe seines Könnens er¬
zählt, die jedem, der Kor¬
sika nicht bereist hat, un¬
glaublich erscheinen muß.
Auf achtzig Schritt stellte
man eine angezündete
Kerze hinter eine durch¬
scheinende Papierscheibe, so
breit wie ein Teller. Er
legte an, dann löschte man
die Kerze aus, und nach
einer Minute schoß und
durchbohrte er in völliger
Dunkelheit die Scheibe
-drei, auch viermal.
Dank dieser Kunst hatte
sich Mateo einen großen
Ruf erworben. Man hielt
ihn für einen ebenso treuen Freund wie gefährlichen
Feind; im übrigen lebte er, willfährig und Almo¬
sen spendend, mit jedermann im Bezirk von Porto
Vecchio im Frieden. Aber man erzählte von ihm, daß
er sich zu Corta, wo er seine Frau genommen,
sehr nachdrücklich eines Nebenbuhlers entledigt hätte,
der ebenso gefürchtet im Streit wie in der Liebe war;
wenigstens schrieb man Mateo einen gewissen Flinten¬
schuß zu, der diesen Nebenbuhler überraschte, wie er
sich eben vor einem kleinen, an seinem Fenster aufge¬
hängten Spiegel rasierte. Nachdem diese Geschichte
eingeschlafen war, verheiratete sich Mateo. Seine
Frau Giuseppa' hatte ihm zunächst drei Töchter ge¬
schenkt (worüber er rasend war), und endlich einen
Sohn, den er Fortunato nannte: er war die Hoffnung
der Familie, der Erbe des Namens. Die Töchter
waren inzwischen gut verheiratet: ihr Vater konnte
im Notfall auf die Dolche und die Stutzbüchsen seiner
Schwiegersöhne rechnen. Der Sohn zählte zwar erst
zehn Jahre, aber er kündigte schon glückliche Anlagen
an. —
An einem gewissen Herbsttage ging Mateo mit
seiner Frau frühzeitig aus, um eine seiner Herden
in einer Lichtung des Maquis zu -besichtigen. Der
kleine Fortunato wollte ihn begleiten, aber die Lich¬
tung war zu weit entfernt; übrigens war es wohl
auch nötig, daß jemand daheim blieb, um das Haus
zu hüten; kurzum: der Vater wies ihn ab: man wird
sehen, ob er das nicht zu bereuen hatte.